Im Rahmen der Astrofotografie bezeichnet Lightpainting eine Technik, mit der – zusätzlich zu den eigentlichen Astroaufnahmen – weitere Aufnahmen des Vordergrunds gemacht werden, die mithilfe einer künstlichen Lichtquelle beleuchtet werden.
Als Resultat erhält man eine hohe Bilddynamik und geringes Bildrauschen im Vordergrund, denn im Idealfall hat man für die Lightpainting-Fotos eine kleinere Blende und einen niedrigeren ISO-Wert gewählt, um Überbelichtung zu vermeiden.
Richtig gut werden die mit Lightpainting erzielbaren Effekte erst, wenn das zugrundeliegende Astrofoto über einen möglichst großen Bildbereich hinweg – also idealerweise vom Vorder- bis in den Hintergrund – scharf durchzeichnet.
Hier kommt Focus-Stacking ins Spiel: Hierbei wird auf das Vordergrundmotiv, welches per Lightpainting-Technik „angemalt“ werden soll, fokussiert und weitere Aufnahmen gemacht.
… und genau an diesen beiden Techniken habe ich mich versuchsweise bei den nachfolgenden Bildern „versucht“ und die Fotos wie üblich mit darktable, Sequator und
entwickelt.Übung macht bekanntlich den Meister. Sicherlich gibt es noch einiges zu verbessern, allerdings hat es großen Spaß gemacht, die Aufnahmen abzulichten.
Inhalt:
Focus-Stacking und natürliches Lightpainting
Für die oben gezeigte Aufnahme fertigte ich eine Serie an Aufnahmen für den Hintergrund an und dann nochmal eine Serie für den Vordergrund.
Belichtungszeit, Blende und ISO-Wert beließ ich in beiden Fällen unverändert.
Einzig den Fokuspunkt änderte ich von Unendlich auf „den Vordergrund-Strohballen“. 😉
Zugegebenermaßen liegt dem Bild kein Lightpainting im klassischen Sinn zugrunde. – Vielmehr hatte ich das Glück, dass hinter meinem Kamerastandort eine mehr oder weniger stark befahrene Straße vorbeiführte und zwei der Aufnahmen durch Autos beleuchtet wurden.
Allerdings wäre ich, nur mit meiner kleinen Taschenlampe bewaffnet, gar nicht in der Lage gewesen, die quer übers Bild verstreuten Strohballen angemessen zu beleuchten. Zumindest nicht mit vertretbarem Aufwand. Von daher bin ich ganz froh, dass ein Auto diesen Job übernommen hat. 😎
Zuhause am PC entwickelte ich dann die Aufnahmen der Milchstraße: Den Hintergrund bearbeitete ich wie immer anhand meines Tutorials Astrofoto: Milchstraße fotografieren & entwickeln mit darktable, GIMP & Sequator.
Den Vordergrund stackte ich zunächst mithilfe von GIMP und fügte zusätzlich noch zwei der beleuchteten Vordergrundaufnahmen im Ebenenmodus „Nur aufhellen“ hinzu.
Fertig waren Vorder- und Hintergrundebene.
Beide Ebenen legte ich dann in GIMP übereinander, stellte den Sternenhimmel frei und versuchte so, die beiden Ebenen zusammenzufügen.
Problem: Focus-Breathing
Und genau an dieser Stelle kam es zu einem gravierenden Problem: Wegen der unterschiedlichen Fokusebenen der beiden Aufnahmen kam es zu minimalem „Focus-Breathing“, d.h. zu einer Verschiebung / Veränderung des Bildausschnitts.
Sprich: Vorder- und Hintergrund waren nicht exakt deckungsgleich und ließen sich nicht unauffällig zusammenfügen. 🙁
Wie ich weiß, gibt es bspw. in
eine Funktion, um diesem Problem zu begegnen („Auto align layers“). – Leider nicht so in GIMP.Ich entschied mich daher für die Quick-And-Dirty-Variante und verschob die Ebenen soweit zueinander, bis der Übergang halbwegs unauffällig aussah. Die auffälligen Stellen „pinselte“ ich etwas ab.
Das ist leider keine befriedigende Lösung. – Wenn man von dieser Problematik aber nichts weiß, fällt der Bildfehler gar nicht auf. 😉
Am Ende war ich trotzdem zufrieden mit dem Resultat und dazugelernt habe ich in Sachen Focus-Stacking auch eine Menge.
Lightpainting mit 55mm
Für den zweiten Versuch schraubte ich mein Sony
aufs Bajonett der Alpha 7 III.Das Objektiv habe ich bereits bei meinen diesjährigen Aufnahmen der Juli-Milchstraße zu schätzen gelernt.
Einziges Problem damals: Ich hatte die Hyperfokale Distanz der 55mm-Brennweite unterschätzt, sodass am Ende entweder der Vorder- oder der Hintergrund unscharf wurden.
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Diesmal sollte es anders werden. Also fotografierte ich zunächst den Hintergrund. Hierfür nahm ich 12 Bilder auf.
Danach beleuchtete ich mit meiner kleinen Taschenlampe den Vordergrund, um auf den Strohballen fokussieren zu können (im Wesentlichen war das das gleiche Procedere wie beim ersten Bild des Beitrags).
Danach machte ich weitere 12 Bilder des Vordergrunds.
Lightpainting: Kleinere Blende und niedrigerer ISO-Wert
Nun kam das eigentliche Lightpainting ins Spiel: Ich stellte die Blende von f/2.8 auf f/5.6 und den ISO-Wert von 3200 auf 400 um und beließ den Fokus unverändert.
Mit der kleineren Blende erhöhte sich automatisch die Schärfentiefe der Aufnahme.
Zudem wurde, insbesondere in Kombination mit dem ISO-Wert von 400e, nicht mehr so viel Licht eingefangen (konkret: 5 Lichtwert-Einheiten weniger). – Genau das wollte ich erreichen, denn anderenfalls wären die nun folgenden Lightpainting-Aufnahmen hoffnungslos überbelichtet gewesen.
Ich startete wieder eine Serienaufnahme und beleuchtete den Strohballen im Vordergrund sowohl von links, als auch von rechts.
Tipp: Hierbei ist es übrigens wichtig, die Taschenlampe schnell hin- und herzuschwenken, um keine ausgebrannten Stellen auf den Fotos zu riskieren.
Ebenso wichtig ist es, entweder seitwärts der Kamera oder frontal in Richtung der Kamera zu leuchten. Niemals jedoch sollte man vom Standpunkt direkt hinter der Kamera ein Objekt anleuchten, da sonst überbelichtete, unnatürlich wirkende und kontrastschwache Aufnahmen die Folge sind.
Zuhause entwickelte ich schließlich die verschiedenen Aufnahmen analog zum ersten Bild (Tutorials siehe oben).
Positiv fiel mir dabei auf, dass das Thema Focus-Breathing beim SEL55F18Z deutlich geringer ausgeprägt ist, als beim
. Ich musste letztendlich nur sehr geringfügige Korrekturen vornehmen und war mit der Entwicklung des Bilds viel schneller fertig.Sony FE 55mm f/1.8 Zeiss* |
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Mein Ziel habe ich jedenfalls erreicht: Ein stimmungsvolles Bild der Milchstraße, das vom Vorder- bis in den Hintergrund scharf durchzeichnet ist.
Check! 🙂
Fazit
Lightpainting ist gar nicht so schwierig, wie es zunächst den Anschein hat.
Was allerdings dazu gehört, ist Übung – Übung – Übung.
Sicherlich habe ich bei meiner eigenen Technik noch viel Verbesserungspotential und werde in Zukunft nur bei einem lohnenden Vordergrundmotiv mit Lightpainting arbeiten. – Dennoch war das ein interessantes Experiment und mit etwas Routine geht die Lightpainting-Fotografie schon ganz gut von der Hand.
Sehr lehrreich waren zudem die Erkenntnisse, die ich im Zuge der Probleme mit Focus-Breathing gewinnen konnte.
So unterscheidet sich der Effekt nicht nur eklatant von
zu Objektiv, sondern es sind in GIMP enge Grenzen beim Zusammenfügen solcher Aufnahmen gesetzt.Hier gerät die kostenlose Software an ihre Grenzen und das kostenpflichtige Tool Adobe Photoshop hat in der Hinsicht klar die Nase vorn.
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Weiterführende Themen:
- Astrofotografie: Einstieg & Basiswissen
- Astrofotografie FAQ: Häufige Fragen einfach erklärt. Voraussetzungen, Kameraeinstellungen, Bildentwicklung.
- Astrofotografie-Kalender: Mond, Sternschnuppen, Milchstraße und Deep Sky-Objekte auf einen Blick
- Bildrauschen: Was ist Stacking?
- Astrofotografie-Tutorial: Lightpainting mit darktable und GIMP