Bist Du neu in der Astrofotografie und hast Dich schon einmal gefragt, welche Brennweite die richtige für Deine Fotos der Milchstraße ist?
Dann bist Du hier genau richtig. In diesem Beitrag dreht sich alles um die Vor- und Nachteile verschiedener Brennweiten, deren Bildwirkung sowie um Beispielfotos, mit denen Du Dir einen eigenen Eindruck verschaffen kannst.
Inhalt:
Vorab die Theorie: Längere Brennweite, kürzere Belichtungszeit
Sofern Du noch überlegst, welche Brennweite für die Landschafts-Astrofotografie die richtige für Dich ist, solltest Du eines wissen: Längere Brennweiten bedingen kürzere Belichtungszeiten. – Und kürzere Belichtungszeiten lassen weniger Licht auf den Kamerasensor gelangen und verursachen im Ergebnis höheres Bildrauschen auf den die Astrofotos.
Warum ist das so? Tatsächlich bewegen sich Sterne schneller über den Horizont, als man denkt.
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Je länger die Brennweite, desto größer werden die Sterne abgebildet und desto ehe machen sich zu lange Belichtungszeiten durch die Bildung von Sternenspuren bemerkbar. – Letzteres gilt es zu vermeiden, denn idealerweise werden auf Astrofotos alle Sterne exakt punktförmig abgebildet.
Glücklicherweise gibt es die NPF-Regel, mit deren Hilfe sich die ideale Belichtungszeit in Abhängigkeit der Sensorgröße, der Brennweite und der gewählten Blende berechnen lässt.
Damit das ganze nicht zur Wissenschaft wird, findest Du auf meinem Blog den kostenlosen NPF-Rechner zur automatischen Berechnung idealer Belichtungszeiten.
18mm (Sony Alpha 6400, Walimex 12mm f/2)
Das
verwendete ich lange Zeit sehr gerne an meiner Sony Alpha 6400 mit ihrem APS-C-Sensor.Wegen des Crop-Faktors von 1,5 entspricht diese Brennweite 18mm an einer Vollformat-Kamera. – Damit bekommt man jede Menge Landschaft aufs Bild und auch die Milchstraße kommt nicht zu kurz.
Die ideale Belichtungszeit liegt für mich bei 10sec, wobei ich meine Aufnahmen mit ISO 6400 und Blende f/2.8 mache.
Doch auch mit 20sec Belichtungszeit lassen sich noch hervorragende Astrofotos machen, auch wenn dann schon die ersten (minimalen) Sternenspuren sichtbar werden.
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Vorteil der längeren Belichtungszeit ist, dass die doppelte Lichtmenge eingefangen und dadurch der ISO-Wert von 6400 auf 3200 halbiert werden kann.
Im Ergebnis ist ein Foto mit niedrigerem ISO-Wert bei längerer Belichtungszeit zwar rauschärmer, jedoch gibt es Mittel und Wege, um auch mit ISO-Werten jenseits der 3200 hervorragende Ergebnisse zu erzielen.
Um dem Bildrauschen entgegenzuwirken, arbeite ich zum Beispiel mit Stacking und mache in der Regel immer Aufnahmeserien mit je 8 bis 16 Einzelbildern, die ich später am PC mit Sequator zusammenführe. Dadurch sind für mich auch Aufnahmen mit ISO 6400 am APS-C-Sensor der
durchaus akzeptabel.Neben längeren Belichtungszeiten ist auch die kürzere hyperfokale Distanz weitwinkliger Brennweiten ein großer Vorteil. So ist es selbst mit Offenblende möglich, Objekte im Vordergrund scharf abzubilden.
20mm (Sony Alpha 7 III, Sony SEL20F18G)
Nach meinem Umstieg von der Sony Alpha 6400 auf die Sony Alpha 7 III habe ich mir gleich noch ein gebrauchtes Exemplar des Sony SEL20F18G gekauft.
Das Objektiv hat sich binnen kurzer Zeit einen hervorragenden Ruf im Internet erarbeitet – nicht nur in der Landschafts-, sondern auch bzw. insbesondere in der Astrofotografie.
Zurecht – denn sowohl die Abbildungsleistung als auch die Fokussierung gehen beim SEL20F18G voll in Ordnung und die Bedienung in der Dunkelheit gelingt spielend leicht.
Viele bevorzugen die Linse inzwischen gegenüber dem bisherigen Platzhirsch Sony
, zumal der Preis gute 30% niedriger ist.Wie schon beim Walimex bekommt man jede Menge Landschaft und Milchstraße aufs Bild. Die von mir verwendeten Kameraeinstellungen sind identisch (10sec, f/2.8, ISO 6400).
Ob nun 18mm oder 20mm macht in meinen Augen keinen wesentlichen Unterschied. Beim Vergleich der beiden vorangehenden Bilder müsste ich selbst raten, welche Aufnahme mit 18 und welche mit
entstanden ist.24mm (Sony RX100 IV)
Zwar nenne ich inzwischen das Sony SEL24F14GM mein Eigen, doch hatte ich noch nicht die Gelegenheit, Astrofotos damit aufzunehmen.
Somit musste für diesen Beitrag eine alte Aufnahme herhalten, die ich mit der kleinen Sony allerersten Astrofotos, somit kann die Bildqualität nicht ganz mit aktuelleren Fotos mithalten.
im Jahr 2020 machte. Das Bild ist übrigens eines meinerBeispielsweise habe ich damals nur Einzelaufnahmen gemacht und noch nicht mit Stacking gearbeitet. Zudem beträgt die Belichtungszeit 25sec, was laut NPF-Rechner für diese Brennweite viel zu lang ist. Beim genaueren Hinsehen sind erste Strichspuren zu erkennen bzw. die Sterne wirken „eiförmig“.
Interessanterweise wirkt die Milchstraße auf diesem Bild, von der Größe her betrachtet, nicht wesentlich anders als bei den vorangehenden Aufnahmen mit 18 bzw.
.Erst auf den zweiten Blick bzw. beim direkten Vergleich mit den vorangegangenen 20mm erkennt man den Unterschied.
35mm (Sony Alpha 6400, Sony SEL24F18Z)
Das Bild habe ich mit meiner Sony Alpha 6400 und dem Sony
mit umgerechnet 35mm (36mm) aufgenommen.Bei 35mm Brennweite sieht die Sache schon anders aus: Die Milchstraße bzw. das galaktische Zentrum sind deutlich größer angebildet, als auf den zuvor gezeigten Bildern.
Da die Brennweite für Astroverhältnisse schon relativ lang ist, passt natürlich weniger Landschaft / Sternenhimmel aufs Bild.
Zudem muss mit (noch) kürzeren Belichtungszeiten gearbeitet werden, um Sternenspuren zu vermeiden.
50mm (Sony Alpha 6400, Sony SEL35F18 OSS)
Die Aufnahme entstand mit der Sony Alpha 6400 und dem Sony SEL35F18OSS (APS-C). Die Brennweite entspricht umgerechnet etwa 52mm (35 x 1,5).
Das galaktische Zentrum ist schon richtig groß zu sehen. – Viel mehr passt aber auch nicht mehr aufs Bild.
Ich verwende diese Brennweite inzwischen ganz gerne für mehrzeilige Panoramen, wodurch sich wiederum eindrucksvolle Bildkompositionen ergeben:
~50mm sind tatsächlich das höchste der Gefühle, wenn es um reine Landschafts-Astrofotografie geht: Wegen der langen Brennweite verwende ich zudem nur sehr kurze Belichtungszeiten von 5sec und ISO 6400. Das ist mit einer APS-C-Kamera gerade noch so machbar, besser noch man verwendet eine rauschärmere Vollformat-Kamera.
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Tipp: Solltest Du ebenfalls eine Sony Alpha mit APS-C- oder Vollformat-Sensor besitzen, kannst Du getrost mit niedrigeren ISO-Werten fotografieren und später im Zuge der ISO-invarianten Sensor.
die Belichtung korrigieren. Sony-Kameras verfügen nämlich über einen55mm (Sony Alpha 7 III, Sony SEL55F18Z)
Seit ich das hervorragende Sony
besitze, verwende ich es ab und zu auch ganz gerne an meiner Sony Alpha 7 III zur Landschafts-Astrofotografie.Der Brennweitenunterschied zum vorangehenden Bild ist jedoch verschwindend gering. Rein rechnerisch liegen nur 2,5mm dazwischen.
Wie oben ist natürlich auch hier das galaktische Zentrum riesig groß auf dem Bild abgebildet und ansonsten hat beinahe kein anderes Motiv Platz.
Ein weiterer Nachteil ist die relativ große hyperfokale Distanz bei dieser Brennweite: Während es mit einem Weitwinkel relativ einfach zu bewerkstelligen ist, den Vordergrund bei weit geöffneter Blende scharf abzubilden, sieht das bei 50 bzw. 55mm schon anders aus. Ganz gut zu erkennen an der Aufnahme oben: Der Strohballen im Vordergrund ist unscharf und der Sternenhimmel scharf abgebildet.
Als Kameraeinstellungen verwende ich auch hier 5sec Belichtungszeit, Blende f/2 oder Blende f/2.8 und maximal ISO 6400.
Sofern Du eine
mit ISO-invariantem Sensor hast, kannst Du natürlich auch hier mit niedrigeren ISO-Werten starten.Auch mit dem SEL55F18Z lassen sich übrigens tolle Panoramen anfertigen – jedoch sollte dann die Blende nicht allzu groß gewählt werden, um sichtbare Ränder beim Zusammenfügen zu vermeiden:
>55mm Brennweite?
Längere Brennweiten als 55mm? Bei mir sind diese zumindest Fehlanzeige.
Aus den vorgenannten Gründen verwende ich keine solchen
im Rahmen der Landschafts-Astrofotografie:- Die Belichtungszeit müsste noch kürzer gewählt werden, um Sternenspuren zu vermeiden und die Lichtausbeute wäre folglich zu gering.
- Kürzere Belichtungszeiten würden eine noch stärkere Anhebung des ISO-Werts erfordern, um die geringere Lichtmenge zu kompensieren. Das Bildrauschen ist mir – trotz Stacking und Vollformat-Kamera – in diesen Situationen dann doch zu stark.
- Es wird mit längeren Brennweiten schwierig, noch ein schönes Landschafts-Astrofoto zu komponieren, da schon mit 55mm Brennweite nicht mehr viel Landschaft auf den Aufnahmen enthalten ist.
Zumindest die kürzeren Belichtungszeiten und höheren ISO-Werte kann man mithilfe einer Kameranachführung in den Griff bekommen. Das ist mir jedoch zu aufwendig und ich bin mit dem Stacking-Procedere bisher ganz zufrieden.
Zudem soll das nicht heißen, dass
mit längeren Brennweiten nicht möglich ist: Das Feld der Deep-Sky-Fotografie eröffnet sicher ganz neue Welten.Jedoch bin ich in der Landschafts-Astrofotografie zuhause. Mir gefällt die Kombination aus Landschaft und Sternenhimmel einfach zu gut, als dass ich mich für Deep Sky-Fotografie begeistern könnte. Geschmackssache eben. 😉
Gesamtüberblick
Nachfolgend nochmals in aller Kürze ein Gesamtüberblick über die hier gezeigten Beispielbilder der unterschiedlichen Brennweiten (Bilder zoomen beim Klick):
Fazit
Ich hoffe, ich konnte Dir einen guten Überblick über die verschiedenen Brennweiten der Landschafts-Astrofotografie vermitteln.
Vielleicht hilft Dir ja diese Übersicht bei der Wahl der richtigen
weiter.Persönlich bin ich mit dem Brennweitenbereich von 20 bis 24mm sehr glücklich, da dieser den (für mich) besten Kompromiss aus „Landschaft“ und „Sternenhimmel“ bzw. „Milchstraße“ darstellt und mir die entstehenden Bilder bzw. Bildkompositionen am besten gefallen. 😎
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Weiterführende Themen:
- Astrofotografie: Einstieg & Basiswissen
- Astrofotografie FAQ: Häufige Fragen einfach erklärt. Voraussetzungen, Kameraeinstellungen, Bildentwicklung.
- Tutorial: Landschaftsfotografie
- Astrofotografie-Kalender: Mond, Sternschnuppen, Milchstraße und Deep Sky-Objekte auf einen Blick
- Optimale Kameraeinstellungen zur Astrofotografie