Kürzlich testete ich das Walimex 500mm f/8 und war nach einigen Fehlversuchen mit den Ergebnissen hochzufrieden.
Welche Erfahrungen ich mit dem 2fach Telekonverter machte, um den Mond noch näher heranzuholen, erfährst Du in diesem Beitrag.
Inhalt:
Aufnahme ohne Konverter: Mond noch immer klein
Einziger Wermutstropfen des 500mm-Walimex: Trotz des 1,5fach Crop-Faktors meiner Sony Alpha 6400 mit ihrem APS-C-Sensor und umgerechneten 750mm Brennweite war der Mond noch immer relativ klein auf den Fotos abgebildet:
Das war zwar schon weit besser als mit meinem
, jedoch hatte ich mir etwas mehr „Mond“ im Bild erhofft.Die erzielbaren Details waren jedoch bei 100% Crop und umgerechnet 3 Megapixel Auflösung schon wirklich erstaunlich und für meinen Blog bzw. für die Veröffentlichung im Internet mehr als ausreichend:
Da musste doch noch etwas mehr gehen… und so erwarb ich mir zusätzlich zum sagenhaft günstigen Walimex (127 EUR bei Amazon) noch den passenden 2fach-Telekonverter für knapp über 30 EUR.
Ich erwartete mir keine Wunder, wollte aber herausfinden, wie groß der Mond mit dem Konverter abgebildet und welche Bildqualität damit zu erzielen wäre.
Lichtschwach: 2 Blendenstufen weniger
Weiterer Wermutstropfen beim Telekonverter: Durch die Verdopplung der Brennweite büßt man satte zwei Blendenstufen des ohnehin schon lichtschwachen
ein.Heißt folglich: Die größte Blende für Mondaufnahmen ist mit dieser Kombination f/16.
Versuch 1: Nicht überzeugend
Wie schon beim ersten Test des Walimex 500mm f/8 war der initiale Fotografieversuch des Monds nicht überzeugend in Sachen Bilddetails und -schärfe.
Kameraeinstellungen
Während ich die Aufnahmen ohne Konverter mit einer Belichtungszeit von 1/80sec, Blende 11 und ISO 100 machen konnte, sah es mit Telekonverter wegen der fehlenden zwei Blendenstufen schon anders aus – erschwerend kam noch hinzu, dass für eine meiner ersten Testaufnahmen nur die Mondsichel sichtbar war und somit nicht viel Licht zur Verfügung stand.
Ich fotografierte daher mit Offenblende (d.h. f/16), 1/80sec und ISO 400.
Ergebnis: Mondsichel
Das Ergebnis sah nach der Bearbeitung mit
und Topaz Denoise AI folgendermaßen aus:Alleine vom Größenverhältnis macht der Mond bessen dessen Proportionen auf dem unbeschnittenen
schon ordentlich was her und eigentlich mag ich das Bild bzw. die Bildkomposition ganz gerne. – Wenn da nicht zwei Probleme wären…Adobe Lightroom & Photoshop* |
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Problem 1: Lichtschwäche = Bildrauschen?
Da ich die verlorenen zwei Blendenstufen mit der Erhöhung des ISO-Werts kompensieren musste (die Belichtungszeit wollte ich nicht weiter reduzieren, um keine Unschärfe des Monds zu provozieren), hatte die Aufnahme natürlich auch ein stärkeres Bildrauschen.
Das Rauschen wurde durch die
mit darktable noch verstärkt, da ich dort zur Herausarbeitung der Mondkrater neben der Belichtung insbesondere den Kontrast erhöhte (Module „Schatten und Spitzlichter“, „Kontrast Equalizer“, „Lokaler Kontrast“).Wie schon ohne Telekonverter jagte ich das in darktable entwickelte und als TIFF-Datei exportierte Bild noch durch Topaz Denoise AI, um im Modus „Severe Noise“ dem Bildrauschen Herr zu werden.
Problem 2: Unschärfe
Zusätzlich zum Bildrauschen leidet das Bild auch unter einem Hauch an Unschärfe.
Einerseits hatte ich den Mond wieder relativ nah über dem Horizont fotografiert und war mir daher nicht sicher, ob diese Unschärfe nun durch Luftverwirbelungen oder den Telekonverter verursacht wurden.
Vermutlich war es eine Mischung aus beidem.
Versuch #2: Voll ins Schwarze!
Da Bildrauschen und Unschärfe unbefriedigend waren, startete ich noch einen weiteren Versuch mit idealeren Bedingungen: Der Mond stand diesmal höher am Horizont. So konnte ich Luftverwirbelungen relativ gut als Störquelle ausschließen.
Problem Lichtschwäche? Lösung: Einfach länger belichten!
Während ich mir ursprünglich in den Kopf gesetzt hatte, Mondaufnahmen nicht länger als als mit 1/80sec zu belichten, recherchierte ich im Internet nach der minimalen Belichtungszeit, mit der man den Mond fotografieren kann.
Long story short: Ich kam zum Schluss, dass die NPF-Formel nicht nur auf Sterne, sondern auch auf den Mond anwendbar sein müsste (einen extra Beitrag werde ich hierzu noch veröffentlichen).
Kameraeinstellungen
Als Kameraeinstellungen wählte ich diesmal – insbesondere nach meiner Erkenntnis über die Belichtungszeit – Blende f/11 am
(entspricht mit Konverter f/22), eine ISO-Empfindlichkeit von 200 und – jetzt kommt’s – eine Belichtungszeit von 1/20sec.Durch die Vervierfachung der Belichtungszeit versuchte ich, die Lichteinbußen durch den Konverter zu kompensieren. Da ich noch eine zusätzliche Blendenstufe abgeblendet hatte, um etwas mehr Schärfe und weniger Aberrationen zu erhalten, erhöhte ich den ISO-Wert entsprechend von 100 auf 200.
Ergebnis: Jackpot!
Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Tatsächlich war der Mond scharf abgebildet. Das Bild unten zeigt den gesamten Frame nach Entwicklung mit darktable (Kontrast, Lokaler Kontrast, Kontrast Equalizer), Anpassung der Farbkurve mit
(S-Form) sowie Entrauschen mit Topaz Denoise AI im Modus „Low Light:Zwar ist beim genauen Hinsehen nach wie vor eine minimale Unschärfe erkennbar. – Diese ist aber nicht der Belichtungszeit geschuldet, sondern der optischen Qualität des supergünstigen
f/8.Das gleiche Bild habe ich noch ausgeschnitten, um den Mond formatfüllender darzustellen:
Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Der Schärfeverlust durch die 2fach-Vergrößerung stört mich letztendlich überhaupt nicht und ich finde das Foto mit Konverter mindestens genauso detailreich, wie ohne.
Zwei Punkte fielen mir jedoch beim Fotografieren auf:
1) Die Mondsuche ist ein Geduldsspiel
Durch die enorme Vergrößerung bzw. durch die Brennweite von 1500mm sieht man auf dem Kameradisplay nur einen sehr geringen Ausschnitt des Himmels.
Ich hatte meine Mühe, das Objektiv auf den Mond auszurichten und musste mehrere Minuten danach suchen, obwohl ich ihn mit bloßen Augen direkt über mir sehen konnte. Das war das reinste Geduldsspiel.
2) Die Fokuseinheit ist zu leichtgängig
Die Fokuseinheit meiner Wundertüte ist nach mehrmaliger Betätigung relativ leichtgängig. Beim Fokussieren bewegt sich nicht nur der Fokusring, sondern der vordere Tubus des Objektivs vollständig mit.
Das Objektiv selbst ist recht massiv gefertigt und hat ein ordentliches Eigengewicht – insbesondere die vordere Einheit mit der Frontlinse.
Da der Mond beim zweiten Versuch relativ hoch am Himmel stand, musste ich
samt Objektiv fast senkrecht in den Himmel ausrichten.Vielleicht kannst Du Dir schon denken, was passierte: Zunächst wunderte ich mich, wieso das ursprünglich richtig fokussierte Bild nach Betätigen des Auslösers mit 10sec Auslöseverzögerung (zur Vermeidung von Vibrationen) plötzlich immer unscharf war… bis ich darauf kam, dass sich der Fokus durch das hohe Eigengewicht der Fronteinheit des Walimex bei steiler Ausrichtung in den Himmel von selbst verstellt. Da muss man erst einmal drauf kommen.
Ärgern tut es mich nicht, schließlich habe ich kein Vermögen für die
bezahlt. Außerdem konnte ich mir ganz einfach mit einem Gummi behelfen, das ich direkt unterhalb des Fokusrings anbrachte und somit das ungewollte Verstellen dieses Rings blockierte. – Eine einfache und effektive Lösung.Fazit
Insgesamt bin ich wirklich sehr zufrieden: Mit dem Walimex 500mm f/8 sowieso, aber auch mit dem super-günstigen Teleadapter.
Natürlich sind die Abbildungsqualität und Lichtausbeute anderer Linsen namhafter Hersteller besser, aber diese kosten dutzendfach mehr als das Walimex.
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In Sachen Preis-Leistung finde ich das Walimex inklusive Telekonverter wirklich genial.
Da spielt es für mich auch nur eine untergeordnete Rolle, dass sich der Fokus bei falscher Ausrichtung verändert oder dass die Linse kein Lichtmonster ist. Da ich sie nur für einen ziemlich reduzierten Einsatzzweck verwende, kann ich gut mit diesen Kompromissen leben.
Fotografie muss Spaß machen – und das ist beim Walimex definitiv der Fall.
Die Ergebnisse übertreffen insgesamt meine kühnsten Erwartungen und ich bin gespannt, welche Aufnahmen ich der Linse in Zukunft noch entlocken kann.
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Weiterführende Themen:
- Astrofotografie: Einstieg & Basiswissen
- Astrofotografie FAQ: Häufige Fragen einfach erklärt. Voraussetzungen, Kameraeinstellungen, Bildentwicklung.
- Astrofotografie-Kalender: Mond, Sternschnuppen, Milchstraße und Deep Sky-Objekte auf einen Blick
- Tutorial: Den Mond fotografieren
- Optimale Kameraeinstellungen zur Astrofotografie
Sehr schönes Erlebnis!
Habe auch Versuche mit einer Wundertüte übernommen. Allerdings habe ich kein Walimex Stunden Endes von Beroflex. Die Fokussierung ist laut MF-Peaking bei Tag ohne Konverter ok, optisch würde ich sagen es geht noch etwas. mit Konverter erhalte ich kein scharfes Bild. leider. nachdem ich deinen Artikel gelesen habe, werde ich einen neuen Versuch starten.
Hi,
vielen Dank. 🙂
Die Fokussierung mit Konverter wird halt noch schwieriger, als sie ohnehin schon ist und man fängt sich noch schneller eine Unschärfe ein. Da wird das Thema erst recht zum Geduldsspiel.
Allerdings kann man auch nicht allzu viel von einem 30EUR-Konverter erwarten, wenn gleichwertige Konverter von Sony schon gut das 10fache kosten. Angesichts dessen bin ich unterm Strich trotzdem sehr zufrieden. 😉
Das erinnert mich daran, dass ich mal wieder den Mond MIT Konverter fotografieren könnte. 😎
Viele Grüße
Hendrik