Geschafft: Ich habe am Abend des 01. August meinen ersten Supermond fotografiert.
Inhalt:
Was ist eigentlich ein Supermond?
Da der Mond in einer elliptischen Umlaufbahn um die Erde rotiert, variiert seine Entfernung grob gesagt zwischen 356.000km und 406.000km. In letzterem Fall ist er relativ klein(er) am Himmel, in ersterem Fall spricht man von einem Supermond (genau genommen bei Entfernungen von weniger als 360.000km).
Unser Erdtrabant ist als Supermond dann immerhin bis zu 7,6% größer als sonst und sogar 14% größer als ein „Minimond“, der seine maximale Entfernung erreicht.
Aber ist der Supermond wirklich sooo supergroß? Eher nicht. Wenn man es nicht wüsste, würde man am Nachthimmel den Unterschied mit bloßem Auge wahrscheinlich nicht einmal wahrnehmen. Der Hype ist in meinen Augen eigentlich ungerechtfertigt.
Das wiederum spielt(e) für mich aber keine Rolle – ich wollte einfach einmal wieder mit meiner Sony Alpha 6400 und dem
den (Voll-)Mond fotografieren. Da kam es mir natürlich sehr gelegen, dass es sich diesmal um einen Supermond handelte.Die Wetterprognose war durchwachsen: Die Temperaturen waren mit etwa 20°C angenehm, jedoch war es extrem windig und leider auch bewölkt.
Gegen 22:00 Uhr machte ich mich auf den Weg, um den Mond etwa um 22:45 Uhr ablichten zu können…
Bild #1: Fähnlein im Wind
Am geplanten Fotospot kam ich schon kurz nach 22 Uhr an. Ich hatte eine Grobplanung mit Photopills vorgenommen und nahm an, dass sich der Mond gegen 22:30 Uhr hinter den Bergen am Horizont zeigen würde.
Da der Erdtrabant noch nicht am Himmel zu sehen war, hatte ich mit dem wegen der langen Brennweite ohnehin schwer zu fokussierenden
500mm meine liebe Not beim Scharfstellen und kämpfte sicherlich 15min mit der Linse, bis ich eine optimale Schärfe erreicht hatte.Starker Wind, der an Stativ und Objektiv zerrte, erschwerte das Unterfangen zusätzlich. Bei der Brennweite von 750mm führt schon ein mittlerer Windstoß zu verwackelten Bildern – trotz Stativ.
Letztendlich wurde der Himmel hinter den Bergen langsam vom aufgehenden Mond angeleuchtet und ich konnte das Hintergrundlicht sehr gut für die Fokussierung nutzen.
Spaßeshalber machte ich hierzu noch eine Aufnahme mit ISO 100, Blende f/8 und 20sec Belichtungszeit, die überraschenderweise eine Aussichtsplattform mit der badischen Fahne zeigte, die ich mit bloßem Auge überhaupt nicht gesehen hatte:
Durch die lange Belichtungszeit sieht man deutlich, wie stark der Wind wehte: Die Wolken sind total verwaschen, die Bäume unscharf und die Fahne weht heftig im Wind. Einzig die Plattform, auf der sich die Fahne befindet, ist scharf abgebildet.
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Eigentlich sollte das nur eine Testaufnahme werden, doch mir gefällt das Resultat wegen den vorgenannten Punkten ausgesprochen gut!
Leider zeigte sich der Mond weder um 22:30 Uhr, noch um 22:45 Uhr. Ich hatte mich diesmal ziemlich „verplant“ – trotz PhotoPills. Die immer dichter werdenden Wolken verhießen ebenfalls nichts gutes und ich sah meine Felle schon davonschwimmen.
Bild #2: Mondaufgang
Gegen 23:10 Uhr war es dann nach einer geschlagenen Stunde Wartezeit endlich soweit und der Supermond erhob sich langsam hinter den Bergen am Horizont:
Im Gegensatz zum ersten Bild belichtete ich diesmal nur mit 1/4sec, um eine Bewegungsunschärfe des Mondes zu vermeiden. Den ISO-Wert erhöhte ich dagegen auf 1600, um die schnell vorüberziehenden Wolken am Himmel besser zur Geltung zu bringen.
Bild #3: Supermond, horizontal
Bei langer Brennweite schiebt sich der Mond schnell durchs Bild und es bleibt nicht viel Zeit, um das perfekte
zu machen.Die folgende Aufnahme ist eigentlich ein Composing: Ich hatte den Vordergrund absichtlich lang belichtet, sodass der Mond selbst vollkommen ausgebrannt bzw. überbelichtet war.
Zusätzlich machte ich dann auch noch eine korrekt belichtete Aufnahme vom Mond und fügte beide Aufnahmen mit Lightroom LrC bzw. Photoshop (hoffentlich annähernd nahtlos) wieder zusammen. Die Mondgröße habe ich natürlich nicht verändert:
Vor allem bei Astrofotos vermeide ich Composing normalerweise, so gut es geht. Beim Mond ist schummeln aber, meiner Meinung nach, erlaubt. Nur so bekommt man das Beste aus beiden Welten (Vordergrund- + Mondstrukturen) in einem Bild vereint.
Bild #4: Schwarz-weiß
Eine klassische Aufnahme darf natürlich nicht fehlen. Dazu habe ich den Mond korrekt belichtet und fotografiert, während er sich gerade über den Horizont erhob. So konnte ich in einem einzigen Bild sowohl Vorder- als auch Hintergrund abbilden:
Das Bild habe ich wegen der starken chromatischen Aberrationen des Walimex in schwarz-weiß entwickelt, um mir die relativ aufwendige Entfernung dieser optischen Abbildungsfehler zu ersparen. Darüber hinaus handelt es sich um einen Bildausschnitt mit 6 Megapixel anstatt der vollen 24 Megapixel der
. Ansonsten wäre etwas viel „Schwarz“ zu sehen und der Mond relativ zum negativen Raum zu klein gewesen. 😉Eigentlich hätte es das mit meinem Ausflug sein sollen. Der Mond war bereits wieder hinter den Wolken verschwunden und stand zu hoch, als dass ich ihn noch im Querformat hätte ablichten können.
Ich hatte bereits die Alpha 6400 vom Objektiv „geschraubt“ und war dabei, meine Sachen zu packen, als sich am Himmel nochmal ein spektakulärer Blick ergab und ich kurzerhand noch das nächste und letzte Bild machte…
Bild #5: Supermond
Zum Glück entschied ich mich noch einmal um, schraubte das Walimex wieder aufs Bajonett der Alpha 6400 und machte das letzte und – meiner Meinung nach – spektakulärste Bild des Abends:
Wie beim dritten Bild handelt es sich auch hier wieder um Composing. D.h. ich habe den Mond mithilfe von
nachträglich in das eigentlich überbelichtete Foto eingefügt – auch hier blieben die Größenverhältnisse unverändert.Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Ich würde sogar behaupten, dass das mein bis dato schönstes und spektakulärstes Mondbild ist.
Das war ein gelungener Abschluss für einen unerwartet tollen Foto-Abend – besser hätte es fast nicht laufen können! 😎
Mondgrößenvergleich
Eingangs erwähnte ich, dass der Größenunterschied vom Supermond zum „Normalmond“ bzw. zum „Minimond“ mit bloßem Auge gar nicht wahrnehmbar ist.
Ich wollte es trotzdem einmal schwarz auf weiß sehen und fügte daher je einen „normalgroßen“ Mond, den ich im April aufgenommen hatte und den Supermond auf einem Bild zusammen:
Beide Aufnahmen wurden mit gleicher Brennweite und gleicher Auflösung gemacht. Beim direkten Vergleich sieht man dann eben doch einen Unterschied. – Zwar keinen gewaltigen, aber immerhin…
Richtig relevant wird die Mondgröße aber ohnehin erst dann, wenn man andere Objekte als Größenvergleich heranziehen kann. D.h. auch, dass der Supermond für sich allein genommen am Nachthimmel nicht anders als sonst wirkt. So richtig wird seine wahre Größe erst auf einem Foto in Relation zu anderen Motiven erkennbar.
Fazit
Schön war’s, auch wenn ich diesmal keine Milchstraße vor der
hatte.Zwar ist der Supermond gar nicht so richtig „super“, aber an diesem Abend hat einfach alles zusammen gepasst: Die Ausrüstung, das Wetter, die Temperaturen und sogar der bewölkte Himmel, der den Fotos erst die richtige Stimmung verlieh. Da kann man auch einmal über den kräftigen Wind hinwegsehen, der die ein oder andere Aufnahme verhunzt hat.
Solltest Du den Supermond verpasst haben, hast Du nochmal am 30. August die Chance. Denn dann wird der Mond noch einmal weniger als 360.000km von der Erde entfernt sein. Danach müssen wir uns bis Dezember 2025 gedulden, um wieder einen Supermond fotografieren zu können.
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Weiterführende Themen:
- Astrofotografie: Einstieg & Basiswissen
- Astrofotografie FAQ: Häufige Fragen einfach erklärt. Voraussetzungen, Kameraeinstellungen, Bildentwicklung.
- Tutorial: Den Mond fotografieren
- Astrofotografie-Kalender: Mond, Sternschnuppen, Milchstraße und Deep Sky-Objekte auf einen Blick
- NPF: Ideale Belichtungszeit berechnen
… es lohnt sich immer wieder in deinem Blog rückwärts zu Blättern 🙂
Durchaus sauber hinbekommen 🙂 Erinnert mich an manch einem Vampire Kinofilm, und an mein Riesenmond Foto . Hast du sehr gut abgeschaut von mir 😉 😉 :|)
Hallo Fred,
vielen Dank für das Lob!
Ja, beim Schwarz-Weiß-Bild habe ich auch an Deinen Riesenmond denken müssen. 😉 Allerdings hat man ja bei der langen Brennweite leider keine allzu große Auswahl an Motiven. Bäume kommen da gerade recht. 😉
Viele Grüße
Hendrik
Dein Schwarz/Weiß Foto gefällt mir sogar besser; bei meinem hatte die Bäume im Vordergrund teilweise abgebrochene od. schiefe Wipfel. Deines sieht da auch dekorativer aus 🙂
Danke für die Blumen. 😉
Wobei mein Foto in Sachen Bildschärfe und Kontrast nicht an Deines heranreicht. Allerdings hat meine Linse auch nur einen Bruchteil gekostet. 😉
Viele Grüße
Hendrik
Tolle Bilder! Und vielen Dank für das Teilen Deiner Erfahrungen und Ergebnisse! Viele Grüße
Hallo Chrischan,
vielen Dank! Schön, wenn Dir die Bilder gefallen. 🙂
Viele Grüße
Hendrik