Seit ich im Herbst 2023 meine ersten Versuche mit der Widefield-Fotografie startete, habe ich einige Versuche unternommen, um die Andromedagalaxie, Orion und natürlich die Plejaden zu fotografieren.
Während ich für diese Versuche jedoch das erstklassige Samyang 135mm f/2 an meiner Sony Alpha 6400 verwendete, fragte ich mich immer wieder, ob mit der Gut-und-günstig-Linse Walimex 500mm f/8 auch halbwegs brauchbare Resultate erzielbar wären. Schließlich hatte ich bereits sehr gute Ergebnisse bei der Mondfotografie mit dieser erzielt.
Allzu ernst nahm ich dieses Vorhaben aber nicht, denn natürlich war ich mir darüber im Klaren, dass man angesichts der optischen Konstruktion und des günstigen Preises sicherlich keine Wunder von der Wundertüte erwarten konnte – ganz im Gegensatz zur Mondfotografie.
Am Abend des 05.02.2024 startete ich dann endlich den Versuch bei sternenklarem Himmel und angenehmen 9°C und erzielte folgendes Ergebnis:
Soweit, so gut. Auf den ersten Blick sieht das Ergebnis eigentlich ganz brauchbar aus.
Welche Erkenntnisse ich aus diesem Bild bzw. aus den Deep-Sky-Fähigkeiten der nicht einmal 150 EUR teuren bzw. günstigen Optik ziehe, schildere ich in diesem Beitrag.
Wenn Du übrigens kein Bild vom
im Kopf hast, dann kann ich hier gerne Dein Gedächtnis auffrischen:Einen Schönheitswettbewerb wird diese Kombination aus Linse und Kamera-Body sicherlich nicht gewinnen, aber die Leistung ist angesichts des günstigen Preises durchaus beachtlich. 😉
Los geht’s mit dem Setup, den Einstellungen und den aufgetretenen Problemen…
Inhalt:
Montage auf dem Startracker
Bei der Montage von Kamera und Objektiv auf dem Startracker gab es keine Überraschungen. Da das Walimex über eine Objektivschelle verfügt, an die ich eine Arca- Swiss-kompatible Wechselplatte montiert habe, ließ sich die Kamera recht einfach auf dem Star Adventurer 2i montieren und ausbalancieren.
Das ging bzw. geht mit dem kleineren, aber gefühlt schwereren
nicht so einfach von der Hand.Fokussierung
Schon die Fokussierung des Monds ist ein Kunststück mit dem Walimex, wie sollte das dann erst mit den Plejaden sein?
Wie bei der Montage war ich auch hier im positiven Sinn überrascht: Mit der Funktion „Helle Überwachung“ konnte ich die Plejaden, dank ihrer auffälligen Erscheinung und Größe am Nachthimmel und trotz des kleinen 500mm-Bildausschnitts recht schnell ausfindig machen und anvisieren.
Die Fokussierung selbst ging dann ebenfalls erstaunlich leicht vonstatten.
Kameraeinstellungen
Mit meinem 135mm
habe ich auf dem Star Adventurer 2i gute Erfahrungen mit Belichtungszeiten bis maximal einer Minute gesammelt. Da die Brennweite des Walimex aber mehr als dreimal so lang ist, war schon klar, dass ich nur deutlich kürzer als 60 Sekunden belichten konnte.Nach einem durchwachsenen Versuch mit 20sec kam ich schließlich mit 15sec zu einem zufriedenstellenden Ergebnis. Ganz punktförmig waren die Sterne auch da schon nicht mehr. Möglicherweise wären etwas längere Belichtungszeiten möglich, allerdings hatte ich meinen Star Adventurer 2i nicht besonders exakt eingenordet.
Natürlich fotografierte ich mit Offenblende, was beim Walimex einer winzigen Blende f/8 entspricht. Verglichen mit dem Samyang, mit dem ich meine Deep Sky-Aufnahmen bei Blende f/2.8 mache, sind das ganze 3 Blendenstufen weniger. Oder anders ausgedrückt: Um die gleiche Lichtmenge mit dem 500er Walimex einzufangen, müsste ich 8mal so lange belichten (2^3).
Den ISO-Wert setzte ich auf 3200.
Problem 1: Geringe Lichtstärke
Aus dem letzten Abschnitt geht es ja bereits hervor: Das Walimex 500mm f/8 ist ziemlich lichtschwach. Keine Überraschung, aber ein beachtliches Manko.
Während ich mit dem
f/2 bei den Plejaden sehr gute Ergebnisse mit einer Stunde Gesamtbelichtungszeit erzielte, müsste ich theoretisch 8 (acht!) Stunden für das gleiche Resultat mit dem Walimex 500mm f/8 belichten.Meine Deep Sky-Einstiegsempfehlung! Samyang 135mm f/2 MF* |
Tiefstpreis |
567,99 € |
So viel Geduld habe ich dann auch wieder nicht. 😉 Da ich sowieso nicht wusste, wie sich die Bildqualität später am PC darstellen würde, brach ich meinen Feldversuch nach 313 Aufnahmen bzw. einer Gesamtbelichtungszeit von 75min ab. Dies entspricht – wiederum umgerechnet auf das
– gerade einmal 9 Minuten.Klar, dass da keine Wunder zu erwarten waren.
Problem 2, 3 und 4: Chromatische Aberrationen, Koma, Dezentrierung
Dass das Walimex aufgrund seiner einfachen Bauart und des günstigen Preises in Sachen Abbildungsqualität keine Überraschung im positiven Sinn sein würde, war von vorneherein klar.
Auf dem obigen Bildausschnitt finden sich auch gleich alle Problempunkte vereint:
- Chromatische Aberrationen: Insbesondere hellere Sterne sind von einem blauen Farbsaum umgeben.
- Koma: Einige der Sterne bilden Flügel aus.
- Dezentrierung (oder Fehlfokussierung?): Die Koma-Bildung ist in der linken Bildhälfte ausgeprägter, als in der rechten. Möglich, dass ich auch nicht exakt auf Unendlich fokussiert hatte. Ebenfalls gut möglich, dass mein Exemplar dezentriert ist.
Trotz aller geschilderter Probleme muss man diese in Relation zum günstigen Preis sehen. Und bei diesem Vergleich schneidet das Walimex wiederum – meiner Meinung nach – gar nicht mal sooo schlecht ab, wie ich das ursprünglich angenommen hatte,
Entwicklung: Sequator und Photoshop
Keine Überraschungen bei der Bildentwicklung.
Hier hielt ich mich an den gängigen Workflow: Stacking mit Sequator, Stretching mit
. Dazu wandte ich natürlich noch die Plugins GradientXTerminator, StarXTerminator und Topaz Labs Photo AI an:- Mit GradientXTerminator korrigierte ich den (minimalen) Farb- bzw. Helligkeitsverlauf im Bild.
- Mit StarXTerminator trennte ich Sterne vom Hintergrund und entwickelte beide Ebenen getrennt.
- Mit Photo AI entfernte ich schließlich das Bildrauschen der Hintergrundebene.
Erwähnenswert ist beim Entwicklungsprozess noch, dass ich in Lightroom ausnahmsweise VOR dem Stacking die chromatischen Aberrationen weitestmöglich entfernte und die Dateien danach im TIFF-Format exportierte. Normalerweise korrigiere ich diese Bildfehler erst nach dem Stacking. Da die Aberrationen allerdings mit dem Walimex nach dem Stacking dermaßen ausgeprägt waren, ließen sie sich nicht mehr im gestackten TIFF-File beheben und ich musste eine alternative Lösung für dieses Problem finden.
Vergleich: 135mm vs. 500mm bzw. Crop vs. No-Crop
Fehlt noch der direkte Bildvergleich mit dem
f/2.Hier eine Aufnahme mit 90min Belichtungszeit:
Hier mit ~30min Belichtungszeit:
Und nochmals im direkten Vergleich die Aufnahme mit dem
f/8:Wenn man kein Pixel-Peeper ist, dann wirkt das Bild eigentlich gar nicht so schlecht, oder? Alleine schon der Bildausschnitt ist ziemlich eindrucksvoll.
Klar, die Gasnebel sind leider nicht sehr gut ausgeprägt, aber angesichts der in Relation zur Blende f/8 doch recht kurzen Belichtungszeit ist das auch kein Wunder.
Abschließende Gedanken und Einschätzung
Ich bin überraschenderweise positiv überrascht vom Walimex 500mm f/8. 😎 Das hätte ich vorher so nicht erwartet.
Unterm Strich hat die Wundertüte mal wieder abgeliefert – wohlbemerkt in Relation zu ihrem günstigen Preis. Sicherlich kann sie jedoch nicht mit hochwertigeren Objektiven mithalten, aber das war auch nicht der Anspruch meines Tests.
Ideal für den Einstieg in die Mondfotografie Walimex 500mm f/8 (E-Mount)* |
159,20 € |
Hätte ich gewusst, was aus dem Bild in der Nachbearbeitung noch herauszuholen ist, dann hätte ich nicht nach nur 75min abgebrochen.
Wie ich oben schrieb: Wenn man kein Pixel-Peeper ist, dann kann man eigentlich ganz gut mit der Aufnahme leben. An die Wand würde ich sie mir zwar nicht hängen, aber für die Veröffentlichung im Internet taugt sie allemal.
Als nächstes Versuchsobjekt steht noch die Andromedagalaxie mit dem 500mm auf der Agenda. Diese sollte wegen ihrer Größe bei 500mm an APS-C annähernd formatfüllend abbildbar sein.
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Hi Hendrik
da hast Du mit dieser Wundertüte ne ordentlich großes Ergebnis geschafft ! Hat sich auch nach richtig viel Nachbearbeitung angeehört …:)
Meine Ergebnisse damals waren dermaßen das Gegenteil von Deinen das ich sie recht bald wieder verschenkt hatte. Verkaufen wär nicht mehr vertretbar. Freut mich das Du es geschafft hast 🙂
Gruß
Fred.
Hi Fred,
vielen Dank! 😉
Ich glaube, man braucht einfach ganz viel Geduld mit dem Walimex bzw. mit der Wundertüte, dann wird es auch irgendwann mit den Bildern (nach zahlreichen Fehlversuchen).
Viele Grüße
Hendrik