Nur 9 Tage, nachdem ich meinen ersten Fotografie-Versuch des nur alle 71 Jahre wiederkehrenden Kometen 12P/Pons-Brooks unter suboptimalen Bedingungen startete (Mondschein), trat ich am Abend des 28.03.2024 zum zweiten und vermutlich letzten Versuch an.
Im Gegensatz zu Versuch #1 sollte der Mond nicht scheinen und zudem die Sicht auf den Kometen ideal sein, da er der Erde mittlerweile viel näher gekommen und viel heller am Himmel zu sehen ist.
Nur noch wenige Tage, dann verschwindet er unter dem Horizont und lässt sich in unseren Breitengraden nicht mehr fotografieren. Beinahe letzte Gelegenheit also, dieses seltene Ereignis auf Fotos zu verewigen.
Inhalt:
Das Resultat: 12P/Pons-Brooks über der Rheinebene
Dieses Mal bin ich nun wirklich mit meinem Ergebnis zufrieden und mit der Bildkomposition musste ich auch nicht schummeln:
Wetter- und Sichtbedingungen: Kein Mond und klare Sicht – aber windig
Der Himmel war diesmal absolut wolkenlos, sogar am westlichen Horizont. Erfahrungsgemäß türmen sich dort an 90% der Tage die Wolken und versperren die Sicht. In dieser Hinsicht hatte ich wirklich Glück gehabt.
Die Temperaturen lagen bei 9°C und waren relativ angenehm.
Nicht so schön war der starke Wind, der aus Richtung Südost wehte. Wegen der langen Belichtungszeiten führte das leider zu relativ viel Ausschuss. Zwar positionierte ich mich vor dem Stativ, um dem Wind nicht allzu viel Angriffsfläche zu bieten, hatte jedoch trotzdem am Ende etwa 30% Ausschuss wegen Verwacklung. 🙁
Wenigstens war der Mond zum Zeitpunkt meiner Aufnahmeserie zwischen 20:30 Uhr und 21:00 Uhr noch nicht aufgegangen und die Lichtverschmutzung war im Gegensatz zum ersten Versuch relativ gering.
Kameraausrüstung und Einstellungen
Wie beim letzten Mal hatte ich wieder meine Sony Alpha 6400 samt
und dem Star Adventurer 2i zur Nachführung dabei. Mein Stativ der Wahl ist für diese recht schwere Kombination ist das Sirui 284.Als Kameraeinstellungen wählte ich erneut 30 Sekunden Belichtungszeit, Blende f/2.8 und ISO 500.
Ich hatte wieder ziemlich lange damit zu kämpfen, den kleinen Kometen mit den auf Kleinbild umgerechneten 200mm Brennweite und dem daraus resultierenden, winzigen Bildausschnitt zu finden. Im Gegensatz zum letzten Mal brauchte ich diesmal aber „nur“ 20 Minuten. 😎
Ich machte eine Aufnahmeserie von ca. 90 Fotos mit einer daraus resultierenden Gesamtbelichtungszeit von 45min. Am Ende waren jedoch nur ca. 60 Aufnahmen brauchbar (Wind!), von denen ich wegen Problemen mit dem Stacking nochmal gut die Hälfte verwerfen musste (dazu unten mehr…).
Für den Vordergrund schaltete ich den
aus, schwenkte die Kamera nach unten und belichtete mit 10sec bei gleicher Blende und gleichem ISO-Wert.Zerfall: Probleme mit dem Star Adventurer 2i
Das Einnorden des Startrackers war dieses Mal leider ziemlich problembehaftet: Ärgerlicherweise hatte sich die zur Höhenausrichtung nötige „Flügelschraube“ verabschiedet. Diese Flügelschraube wird wiederum mit einer kleinen Inbusschraube auf einer Stahlachse an der Basis des Star Adventurers fixiert. – Leider hatte sich ebendiese Inbusschraube unbemerkt gelöst.
Glücklicherweise fand ich die Schraube nach kurzer Suche am Boden im Gras wieder, konnte sie jedoch mangels passendem Inbusschlüssel nicht mehr montieren und musste ziemlich beim Einnorden improvisieren bzw. die Stahlachse ohne Hebelwirkung der Flügelschraube mit den bloßen Fingern drehen.
Am Ende klappte aber auch das. Zuhause fixierte ich die Inbusschraube schließlich mit Loctite und hoffe nun inständig, dass ich diese Überraschung künftig nicht mehr wieder erleben muss.
Entwicklung
Bei der Entwicklung setzte ich auf
, Sequator für das Stacking und Photoshop, um Vordergrund und Hintergrund miteinander zu verschmelzen:- In Lightroom sortierte ich zunächst die unscharfen Bilder aus.
- Danach stackte ich einen Teil der Aufnahmen mit Sequator.
- Schließlich entwickelte ich sowohl Vorder- als auch Hintergrund direkt in Photoshop. Im Gegensatz zu sonst verwendete ich dieses Mal weder das Plugin StarXTerminator, noch GradientXterminator.
Das ging alles ganz gut von der Hand, die Bildqualität war dank der fehlenden Lichtverschmutzung des Mondes auch besser als beim ersten Versuch. Somit musste ich beim Herausarbeiten des Kometen weniger aggressiv vorgehen. – Nur das Stacking wollte nicht so recht klappen…
Probleme beim Stacking
Schon beim ersten Versuch stellte ich fest, dass 12P/Pons-Brooks nach dem Stacking von ca. 60 Aufnahmen auf dem resultierenden Bild nicht mehr punkt- sondern X-förmig aussah. Das fand ich recht merkwürdig, führte es jedoch auf Fehler während der Serienaufnahme zurück.
Dieses Mal stellte ich den gleichen Effekt erneut fest. Einen Fehler meinerseits konnte ich daher beinahe ausschließen.
Als ich jedoch das erste Bild der Serie mit dem letzten verglich, wurde mir klar, was die Problemursache war. Nachfolgend habe ich diese beiden Aufnahmen zur Veranschaulichung übereinandergelegt:
Während die Sterne in beiden Aufnahmen deckungsgleich sind, ist der Komet 12P/Pons-Brooks doppelt zu sehen.
Bei genauerer Überlegung ist das auch logisch, denn wegen seiner Nähe zur Erde und Flugbahn bewegt er sich natürlich schneller und in eine andere Richtung am Himmel.
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Um dennoch brauchbare Ergebnisse beim Stacking zu erzielen, konnte ich daher nur noch 30 der ursprünglichen Fotos verwenden.
Fazit
Trotz Problemen mit meinem Startracker und einer vergessenen Stirnlampe habe ich im zweiten Versuch endlich ein für mich sehr zufriedenstellendes Ergebnis erzielt.
Ich bin absolut happy mit dem Bild, habe meinen Frieden mit 12P/Pons-Brooks gemacht und kann ihn nun ruhigen Gewissens weiterziehen lassen, ohne den Kometen unbedingt noch ein drittes Mal fotografieren zu wollen. 😉
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