Geschafft! Dieses Jahr habe ich zum ersten Mal erfolgreich den Meteorstrom der Perseiden fotografiert und konnte in der Nacht vom 11.auf den 12. August 2024 gleich mehrere der begehrten Sternschnuppen auf meine SD-Karte bannen.
Dabei handelte es sich bereits um meinen zweiten Versuch, denn nur eine Nacht zuvor hatte ich die Generalprobe gewagt und musste nach ca. 3 Stunden bzw. 600 Aufnahmen feststellen, dass sich weit weniger Sternschnuppen auf den Aufnahmen eingefunden hatten, als ich zuvor angenommen hatte.
In diesem Beitrag rekapituliere ich nochmals meine Ausgangssituation, den zurechtgelegten Plan sowie die Ergebnisse.
Inhalt:
Das Wetter
Die Wettervorhersage war gut, aber nicht optimal. Im Laufe der Nacht waren leichte Wolken vorhergesagt. Das war mitunter auch einer der Gründe, weshalb ich mich bereits schon am Vorabend an die Materie heran wagte, obwohl die Perseiden noch gar nicht den Höhepunkt erreicht hatten.
Neben der suboptimalen Wettervorhersage waren die Temperaturen aber mild und sommerlich, sodass ich für meine Kamera auf weiteres Equipment wie einen Objektivwärmer verzichtete.
Planung / Ausrichtung
Der Plan war einfach: Meine Kamera platzierte ich samt Stativ gegen 22:30 Uhr an einem zuvor ausgekundschafteten Spot, der nicht einsehbar war und tarnte mein Equipment sicherheitshalber mit einem Tarnschal. Ich richtete die Kamera mithilfe der AR-Funktion der App PhotoPills in Richtung Nord Nordost aus, stellte alle Aufnahmeparameter ein und überließ meine für die nächsten Stunden sich selbst.
Kleine Randbemerkung: Die Tarnung funktionierte übrigens sogar so gut, dass ich am Vorabend beim ersten Versuch schon beinahe einen Schock bekam, weil ich trotz Stirnlampe in einem Meter Entfernung meine Kamera nicht mehr finden konnte.
Equipment
Oben habe ich es schon angedeutet: Zum Einsatz kam meine Sony Alpha 6400 mit dem Preis-Leistungs-König Walimex 12mm f/2. Die Kamera war auf ein Stativ montiert und mit einer Powerbank versehen, damit sie auch die Nacht überstehen würde und nicht irgendwann der Strom ausginge.
Einstellungen
Die Einstellungen sind schnell erklärt:
- Als Modus kam logischerweise M zum Einsatz
- Ich verwendete außerdem die interne Intervallaufnahmefunktion und machte jeweils Fotos mit 15sec Belichtungszeit, ohne Pause zwischen den Aufnahmen
- Als Blende wählte ich f/2.8
- Die Brennweite mit dem betrug 18mm (KB-Äquivalent)
- Als ISO-Wert stellte ich 1600 ein, nachdem ich mit ISO 640 am Vortag etwas Probleme mit dem abgesoffenen Vordergrund hatte
- Den Weißabgleich stellte ich manuell auf 3900K
- Die Aufnahmen machte ich im RAW-Format. JPG hatte ich komplett deaktiviert, um auf der6 64GB großen Speicherkarte Platz zu sparen. Rein Rechnerisch wären dadurch ca. 8 bis 10 Stunden Aufnahmen möglich gewesen (25 MB / Aufnahme bei 15sec Belichtungszeit)
- Das Display deaktivierte ich komplett, um den Stromverbrauch zu minimieren. Daher orientierte ich mich nur anhand des Suchers.
Nachdem ich alle Einstellungen doppelt und dreifach geprüft hatte, packte ich meine Sachen und machte mich gegen 23 Uhr auf den Rückweg. Besonders wohl fühle ich mich grundsätzlich nie, wenn ich meine
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Schreck lass nach: Verkalkuliert beim Speicherplatz
Trotz der akribischen Checks im Vorfeld traf mich zuhause beinahe der Schlag, als mir einfiel, dass ich die Aufnahmen vom Vortag vergessen hatte zu löschen. Das waren bereits ca. 650 RAW- und JPG-Files. Grob über den Daumen gepeilt sollte dieser Fauxpas meine Aufnahmedauer um 2 bis 3 Stunden reduzieren. Theoretisch trotzdem noch genügend Zeit, damit die Kamera bis zur Dämmerung durchhalten konnte, bevor die Speicherkarte randvoll war.
Ich ließ es darauf ankommen und brach nicht erneut auf, um meinen Fehler zu korrigieren.
Wie sich am nächsten Morgen dann glücklicherweise herausstellte, reichte der vorhandene Speicherplatz gerade noch so aus und die letzte Aufnahme war bereits überbelichtet, sodass weitere Aufnahmen ohnehin keinen Sinn mehr gemacht hätten.
Da hatte ich Glück im Unglück! 😎
Am Ende hatte ich in der Nacht vom 11. auf den 12. August waren mehr als 1600 Aufnahmen im Kasten und ich machte mich baldmöglichst an die Entwicklung.
Entwicklung
Wie auch sonst entwickelte ich die nachfolgenden Aufnahmen mit
und Lightroom.Das Bildrauschen versuchte ich mit Topaz Denoise AI bzw. Topaz Photo AI im Griff zu behalten.
Sequator kam nicht zum Einsatz, da ich nur mit Einzelaufnahmen arbeitete und Stacking nicht vonnöten gewesen ist.
Ergebnisse
Genug der Worte, jetzt folgen endlich die Bilder. Danke, dass Du bis hierhin durchgehalten hast. 😉
Bild #1: Erster Versuch vom 10. auf den 11. August
Der erste Versuch des Vorabends sah folgendermaßen aus:
Sage und schreibe eine einzige Sternschnuppe hatte ich in den ca. 650 Aufnahmen finden können. Eine ziemlich magere Ausbeute. Ich hatte mit mehr gerechnet.
Probleme bereitete mir hier der Vordergrund, der auf sämtlichen Aufnahmen wegen der gewählten Aufnahmeparameter extrem unterbelichtet war. Trotz des ISO-invarianten APS-C-Sensors meiner Alpha 6400 und trotz Stacking des Vordergrunds hatte ich meine liebe Not bei der
bzw. bei der Herausarbeitung der Details.Dennoch gefällt mir die Bildkomposition sehr gut. Zu sehen ist unter anderem der Ausläufer der (Winter-)Milchstraße sowie die gerade hinter den Bergen aufgehenden Plejaden. Den Bildausschnitt musste ich jedoch etwas zuschneiden / croppen, da ich linkerhand die Beleuchtung der Ortschaft als zu dominant empfand.
Bild #2: Schon besser – die erste richtige Sternschnuppe
Am Folgetag suchte ich natürlich nochmals die gleiche Location auf. Den Bildausschnitt wählte ich diesmal gleich richtig, stellte erneut die Aufnahmeparameter von oben ein (Unterschied: Diesmal ISO 1600 wegen des abgesoffenen Vordergrunds) und heraus kam folgendes Bild:
Das Bild entstand um ca. 0 Uhr. Das sah bis dahin schon einmal sehr vielversprechend aus.
Auch auf dem Bild zu sehen sind die feinen Wolkenschleier, die sich die ganze Nacht am Himmel zeigen sollten. Da ich aber solche Schleider auf meinen Astrofotos durchaus mag (siehe bspw. hier oder hier), stören mich diese nicht weiter. Ganz im Gegenteil: Dadurch gewinnt das Bild in meinen Augen sogar noch an Tiefe.
Im Laufe der Nacht wurde am Firmament allerhand geboten, das ich sonst auf meinen Fotos im Sommerhalbjahr äußerst selten zu Gesicht bekomme. Dem aufmerksamen Leser wird eventuell die Andromedagalaxie im oberen Drittel der Bildmitte aufgefallen sein. 😎
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Bild #3: Noch mehr Sternschnuppen – und Wolken 🙁
Auf die nächsten größeren Sternschnuppen musste ich (bzw. meine Kamera, denn ich lag zu der Zeit ja im Bett 😉 ) dann weitere 4 Stunden warten:
Die Wolken hatten etwas zugenommen und der Himmel wurde allmählich wegen der langsam aufgehenden Sonne wieder heller.
Schön zu sehen sind die sich langsam aus dem Bild verabschiedenden Plejaden am oberen Rand. Dank der Wolken sehen die Sterne zum Teil übermäßig groß aus, was mir persönlich in Sachen Bildwirkung sehr gefällt.
Bild #4: Kombination von Bild #2 und #3
Schließlich kombinierte ich noch die Sternschnuppen aus den obigen Bildern #2 und #3 unter Zuhilfenahme von Ebenenmasken in
:Bild #5: Kombination aller Sternschnuppenaufnahmen
Da mir die vorangehende Kombination ganz gut gefiel, durchforstete ich nochmals alle Aufnahmen dieser Nacht nach kleineren und größeren Sternschnuppen und integrierte diese letztendlich in ein einziges Bild:
Klar hat das nicht viel mit der Realität zu tun, allerdings wird der Meteoritenschauer so eindrucksvoll(er) in Szene gesetzt. Wie immer gilt: Erlaubt ist, was gefällt. Und mir gefällt’s sehr gut. 😉
Bild #6: Astronomische Dämmerung
Irgendwann endete dann das Spektakel und die astronomische Dämmerung war vollends angebrochen:
Besonders beeindruckend finde ich an diesem Bild, dass es sich hier um eine Einzelaufnahme handelt, während ich bei den übrigen Bildern immerhin den Vordergrund stackte, um mehr Details bei der Entwicklung herauszuholen. Hier beweist die Alpha 6400 bzw. deren APS-C-Sensor ganz klar ihre Qualitäten und zeigt, dass sie mitnichten zum alten Eisen gehört.
Bild #7: Morgenrot (Morgendämmerung)
Zu guter Letzt schoss ich morgens gegen 06:15 Uhr noch spontan ein Bild des wirklich spektakulären Sonnenaufgangs mit meinem
(Pixel 8), als ich meine Kamera wieder einsammelte:Die Stimmung war wirklich atemberaubend schön. Alleine schon dieser Anblick machte die Vorbereitung und die Mühen wett.
Fazit
Wow. Das war wieder einmal ein wahnsinnig tolles Erlebnis. Trotz meiner ausgesetzten Kamera fand ich immerhin sechs Stunden schlaf, bevor ich mich auf den Weg zur Abholung machte.
Vor Ort stellte sich der sommerlich-typische Duft nach frischem Gras bei milden Temperaturen um die 16°C ein.
Dass ich zum Abschluss dieses Ereignisses auch noch mit einem fantastischen Sonnenaufgang belohnt wurde, war das Sahnehäubchen. Noch vor Ort konnte ich es nicht erwarten, überflog die 1660 Aufnahmen auf meiner Sony Alpha 6400 und fuhr schließlich zufrieden und mit ein paar Sternschnuppen im Gepäck nach Hause, um die Bilder zu entwickeln und diesen Blog-Post zu schreiben. 😎
Ich freue mich schon auf den nächsten Meteoritenschauer. Voraussichtlich werden das die Draconiden im Oktober sein.
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- Optimale Kameraeinstellungen zur Astrofotografie
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Hallo Hendrik,
dann bin ich ja nicht alleine mit wenigen Sternschnuppen auf den Fotos.
Habe allerdings auch nur ein Drittel so viele Fotos gemacht, dafür dann aber 50 Sek. belichtet
dank einer Nomad Nachführung.
Trotzdem hast Du tolle Fotos herausbekommen.
Habe die Hoffnung das endlich mal die Wolken verschwinden, aber noch nicht aufgegeben.
Bernd
Hallo Bernd,
irgendwie beruhigend zu lesen, dass es nicht nur mir so ging. Dann habe ich wenigstens nichts Grundlegendes falsch gemacht. 😉
Mit Nachführung ist das natürlich eine feine Sache, aber mein Star Adventurer leuchtet ziemlich auffällig im Dunkeln und ich wollte unbedingt vermeiden, dass mein Eqipment entdeckt wird.
Hattest Du denn in der Zwischenzeit nochmal Erfolg? Ich habe keinen weiteren Versuch gestartet, weil der Peak eben am 11. bzw. 12. August erreicht wurde.
Viele Grüße
Hendrik
Hallo Hendrik,
tolle Bilder wieder mal. Hat sich wirklich gelohnt.
Die Nacht vom 10. auf den 11. August war auch für mich erfolgreich. Ich konnte wieder im Hohen Venn (Grenzgebiet zwischen Belgien und Deutschland, zwischen Eupen und Monschau) die Milchstraße fotografieren und scheinbar sind mir dabei auch ein paar Perseiden untergekommen.
Vor allem hatte das Wetter ein Einsehen, windstill, keine Wolken, Temperatur spitze. Und vor Ort war ich absolut alleine und von totaler Stille umgeben. Perfekte Bedingungen. Vielleicht sende ich Dir die Aufnahmen für Deine Seite, so als Gastbeitrag wieder.
Liebe Grüße
Rainer
Hi Rainer,
danke für das Lob!
Deine Erfahrungen klingen ziemlich interessant. Milchstraße mit Sternschnuppen ist natürlich das Sahnehäubchen. 😉 Das Bild würde mich durchaus interessieren! Muss aber natürlich kein Gastbeitrag sein…
Viele Grüße
Hendrik