Seit einem guten Jahr bin ich im Besitz des Startrackers Star Adventurer 2i der Firma Sky Watcher. Die Nachführung verbessert die Bildqualität meiner Astrofotos, verkompliziert aber ohne Routine und das passende Zusatzequipment die Fotografie vor Ort zum Teil erheblich.
Aus diesem Grund habe ich nach und nach diverse Zusatzkomponenten angeschafft, die mir das Leben bzw. die Bedienung des Star Adventurers im freien Feld erleichterten.
Vielleicht liebäugelst Du ja auch mit der Anschaffung eines Startrackers bzw. einer Nachführung und bist auf der Suche nach Informationen auf meinen Blog gestoßen.
Dann hoffe ich, dass Dir dieser Beitrag bei Deiner Entscheidung etwas weiterhelfen wird.
Inhalt:
Überblick: Setup von oben nach unten
Die Abbildung oben stellt mein jetziges Kamerasetup dar, wie ich es in der Regel zur Fotografie der Milchstraße bzw. von Deep Sky-Objekten oder Landscape-Aufnahmen verwende. Einzig die Kamera wechselt je nach Aufnahmeziel zwischen der Sony Alpha 7 III und der Sony Alpha 6400. Im Bild ist meine Sony Alpha 7 III mit dem Sony SEL24F24GM zu sehen.
Weiterführendes Thema zum Schlagwort "Milchstraße":
Die entscheidenden Komponenten sind in der obigen Illustration durchnummeriert und nachfolgend beschrieben. Kamera und Objektiv zählen natürlich nicht dazu bzw. sind hier nicht relevant. Zu beiden habe ich bereits genügend Beiträge verfasst. 😉
1) Stativkopf
Für die Verwendung des Startrackers benötigst Du in jedem Fall einen Stativkopf. Diesen kannst Du entweder von einem vorhandenen Stativ abschrauben oder Du kaufst Dir – wie ich es auch gemacht habe – einen extra Kugelkopf, den Du immer schnell griffbereit hast.
Ich habe hier auf den Rollei Kugelkopf C5i zurückgegriffen, da dieser eine ausreichend hohe Tragkraft von 8kg für meine Kamera inklusive Objektiv hatte:
2) Z-Flex Neigekopf
Nachdem ich den Stativkopf gekauft hatte, stellte ich schnell fest, dass dieser nur eingeschränkt verwendbar ist, wenn er direkt auf die Achse der Nachführung montiert wird, da diese in unseren Breitengraden etwa eine Neigung von 48° aufweist.
Beim Ausrichten der Kamera gerät man daher schnell an die (Neigungs-)Grenzen von Kugelköpfen, da diese ja in der Regel waagerecht auf ein Stativ aufgesetzt werden.
So erwarb ich noch zusätzlich zum Kugelkopf einen Z-Neigekopf, mit dessen Hilfe man die Neigung des Startrackers ausgleichen und den Stativkopf waagerecht positionieren kann.
Ich griff hierbei auf den relativ günstigen Neewer Z Flex Neigekopf zurück, der ebenfalls ausreichend stabil für Kamera und Objektiv ist seinen Job voll erfüllt:
Die Auswahl an derartigen Stativköpfen bei Amazon ist groß und es kommen auch einige andere in Frage.
3) +4) Nachführeinheit / Basis
Der Startracker selbst besteht im Falle des Star Adventurers aus 2 Komponenten, die im freien Feld erst noch zusammengebaut werden müssen – nämlich der Nachführeinheit (3) und der Basis (4).
Die eigentliche Nachführeinheit (3) beinhaltet die Feinmechanik und Elektronik. Die Basis (4) stellt das Bindeglied zwischen Stativ und Nachführeinheit dar. Mithilfe der Basis wird die horizontale und vertikale Ausrichtung feinjustiert, um den Startracker (auf der nördlichen Halbkugel) in Richtung Polarstern auszurichten bzw. einzunorden.
Der Star Adventurer bietet in meinen Augen einen guten Kompromiss aus Portabilität und Tragkraft. Gerade die Portabilität ist mir wichtig, da ich öfters mit dem Rad unterwegs.
Gefühlt war bzw. ist der Startracker jedoch sehr viel schwerer und größer, als ich ihn eingeschätzt hatte, bevor ich ihn zum ersten Mal in Händen hielt. Beide Komponenten zusammen bringen fast 2kg auf die Waage, weshalb die gesamte Konstruktion sehr kopflastig wird. Ich bekomme ihn zwar in meinem Kamerarucksack verstaut, jedoch wurde mir schnell klar, dass ich mit meinen bisherigen Reisestativen und deren geringer Tragfähigkeit nicht weit kommen würde und ein stabiles, steifes Stativ eigens für den Startracker anschaffen musste.
Beim Gewicht hatte ich mich jedenfalls gnadenlos verschätzt und ein weiteres Stativ stand ursprünglich nicht auf meiner Einkaufsliste.
Skywatcher Star Adventurer 2i* |
Tiefstpreis |
481,00 € |
5) Nivelliereinheit
Da die Nachführung nicht nur waagerecht, sondern auch lotrecht ausgerichtet werden muss, ist eine Nivelliereinheit absolute Pflicht. Diese wird unter die Nachführeinheit bzw. unter deren Basis geschraubt.
Durch das Öffnen bzw. Schließen einer Feststellschraube lässt sich die lotrechte Ausrichtung blitzschnell erledigen. Super hilfreich sind die sowohl an der Nivelliereinheit als auch an der Basis der Nachführeinheit angebrachten Libellen, mit deren Hilfe die Nivellierung innerhalb weniger Sekunden vonstatten gehen kann:
6) Stativ
Oben hatte ich schon das Stativ erwähnt: Wegen des hohen Gewichts des Startrackers und der Kopflastigkeit in Kombination mit der Kamera ist unbedingt ein stabiles Stativ notwendig.
Ich selbst war bis dahin nur mit kompakten Reisestativen von Rollei unterwegs, die aber nach der Montage des Equipments bei der kleinsten Berührung mehrere Sekunden nachwippten. Ich traute der Konstruktion nicht und entschied mich nach einiger Recherche für das Sirui AM-284 aus Carbon, das mit einer Aufbauhöhe von 120cm und einem trotzdem noch geringen Packmaß von ca. 45cm bei gleichzeitig moderatem Preis und niedrigem Gewicht vielversprechend aussah.
Ich wurde nicht enttäuscht. Das Stativ ist wahnsinnig steif, leicht und schnell aufzubauen. Bisher hat es mich nicht im Stich gelassen und sich als die perfekte Wahl für meinen Startracker erwiesen:
Stabiler Stand für schwere Lasten: Sirui 284 Carbon* |
169,00 € |
Fazit
Wie Du siehst, ist es nur mit der Anschaffung eines Startrackers nicht getan und es werden ggf. noch weitere Komponenten fällig. Falls es Dir nicht auf eine hohe Tragkraft ankommt oder Dich das hohe Gewicht des Star Adventurer 2i abschreckt, ist vielleicht der relativ neu am Markt erschienene Move Shoot Move-Startracker eine gute Alternative. Dieser ist deutlich kompakter und leichter – allerdings eignet er sich eher für kurze Brennweiten und die Landschafts-Astrofotografie, während Du am Star Adventurer noch ein Gegengewicht montieren und Teleobjektive verwenden kannst.
Um Dir das Leben mit Startracker zu erleichtern, empfehle ich – unabhängig vom Startracker Deiner Wahl – die hier beschriebenen Komponenten uneingeschränkt. Bisher hatte ich damit keine Probleme, einzig mit dem Star Adventurer 2i selbst hatte ich das ein oder andere Mal beim Aufbau bzw. beim Einnorden zu kämpfen. Aber das lässt sich im Wesentlichen auf fehlende Routine zurückführen. Übung macht eben auch hier den Meister.
Um mir das Leben künftig noch etwas mehr zu erleichtern und den Aufbau weiter zu beschleunigen, möchte ich mir in absehbarer Zeit daher auch das MSM Laser Kit kaufen. Das ist quasi ein Laserpointer, der auf den Polsucher des Star Adventurer aufgeschraubt und den Prozess des Einnordens hoffentlich erheblich vereinfachen wird, indem man einen sichtbaren Laserstrahl in Richtung des Polarsterns ausrichtet. Wenn ich diesen in Händen halte, gibt es natürlich auch darüber einen Blog-Artikel. 😉
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Weiterführende Themen:
- Astrofotografie: Einstieg & Basiswissen
- Astrofotografie FAQ: Häufige Fragen einfach erklärt. Voraussetzungen, Kameraeinstellungen, Bildentwicklung.
- Astrofotografie-Kalender: Mond, Sternschnuppen, Milchstraße und Deep Sky-Objekte auf einen Blick
- Welches Objektiv zur Astrofotografie?
- Astro-Einstellungen für Sony Alpha 6400
Hallo Hendrik,
ein sehr schöner und informativer Artikel! In eigentlich allen Positionen fühle ich mich an meinen Aufbau erinnert. Ich habe einen MSM Rotator. Der ist sehr leicht (~400g) und mit dem Laser sehr schnell eingenordet. Allerdings habe ich immer einige „Problemchen“ mit der endgültigen Fixierung des Trackers. Und wenn die nicht stimmt, gibt es ovale „Eier“. Damit ich das schneller erkenne, habe ich meine Kamera an das Handy angeschlossen und somit einen größeren „Bildschirm“. Der MSM wird gelegentlich bei ebay angeboten, ich würde ihn allerdings über den Original Shop kaufen. Hannah ist eine gute Hilfe. So erweitern sich die „Zubehöre“ mit jedem Himmelsabend…
Bin gespannt auf den nächsten Bericht! Liebe Grüße von Gabi aus Kaarst!
Hallo Gabi,
freut mich, dass Dir der Artikel gefallen hat.
Der MSM ist sicher eine gute Wahl, aber mit dem Star Adventurer bin ich erst einmal ganz gut bedient. 😉 Nur das Gewicht stört mich ab und zu. Heute habe ich mir übrigens das passende MSM Laser Kit gekauft. Bin gespannt auf die ersten Erfahrungen damit und wie es das Einnorden erleichtern wird!
Viele Grüße
Hendrik