Wie Du den Dynamikumfang Deiner Astrofotos mit einer einzelnen Aufnahme erhöhen kannst, erfährst Du in diesem Beitrag.
Vielleicht kennst Du das Problem: Du hast ein Astrofoto aufgenommen und mühsam entwickelt, der Sternenhimmel kommt super zur Geltung … und im Vordergrund sind keine Details mehr zu erkennen, da dieser komplett schwarz ist.
Die Ursache für dieses Problem ist, dass im Rahmen der Entwicklung von Astrofotos der Kontrast stark erhöht werden muss, um die Sterne und insbesondere die Milchstraße herauszuarbeiten.
Eine Kontrasterhöhung hat aber leider mitunter den gewaltigen Nachteil, dass das Bild dunkler wird.
Anfangs habe ich mir hier mit den diversen Verlaufsformen in darktable beholfen, um Änderungen auf einen bestimmten Bereich, bspw. auf die Milchstraße, zu begrenzen:
Adobe Lightroom & Photoshop* |
Tiefstpreis |
-43% 73,99 € |
Das funktioniert zwar, aber nur bei klar abgegrenzten Kanten. So kann man beispielsweise eine Verlaufsform bestens auf eine gerade verlaufende Horizontlinie anwenden. Ragen jedoch Gegenstände (bspw. Bäume) aus dem Vordergrund in den Himmel hinein, dann stößt man schnell an die Grenzen der darktable-Formen bzw. -Masken.
Um das Ganze anschaulicher zu machen, hier ein Beispiel mit einer gerade verlaufenden Linie:
Im obigen Beispiel kann der Himmel absolut simpel via Verlaufsform vom Vordergrund abgegrenzt werden. Danach sind theoretisch beide Bildteile in
entwickelbar, indem mit unterschiedlichen Masken gearbeitet wird.Anders sieht es dagegen mit dieser Aufnahme aus:
Der Baum ragt in den Himmel hinein. Die Anwendung von Masken oder Formen wäre mit erheblichem Aufwand verbunden und letztendlich wird man mit diesem Vorgehen keine unauffälligen Anpassungen vornehmen können, die sich nahtlos ins Gesamtbild einfügen, da die Umrandung der Masken sich immer klar vom restlichen Bild abgrenzen wird.
Genau um diesen letzten Fall geht es in diesem Beitrag: Wie können auf Astrofotos Vorder- und Hintergrund separat entwickelt werden, um deren Kontrastumfang unabhängig voneinander zu erhöhen, ohne dabei umständlich mit Masken und Formen arbeiten zu müssen?
Inhalt:
Die Lösung: Zwei Varianten der gleichen Aufnahme entwickeln!
Die Lösung dieses Dilemmas ist relativ simpel: Bei der Entwicklung meiner Astrofotos fokussiere ich mich in darktable zunächst immer auf den Himmel und die Milchstraße.
Dann kommt der entscheidende Schritt: Ich dupliziere das finale
und mache in der duplizierten Kopie sämtliche Änderungen, die den Vordergrund abdunkeln, wieder rückgängig (u.a. Belichtungsanpassungen, Kontrasterhöhungen, Kontrast Equalizer etc.).Als Ergebnis erhalte ich eine zweite Variante der gleichen Aufnahme, die zwar einen unscheinbaren Himmel hat (denn dort gingen natürlich die Details verloren), dafür aber wieder Konturen, Details und Farben im Vordergrund erkennen lässt.
Zusammenführung in GIMP
Die beiden zuvor erstellten Varianten werden schließlich aus darktable als unkomprimierte TIFF-Dateien ex- und in
als Ebenen importiert.Danach folgt die Freistellung der relevanten Vordergrundelemente in GIMP. Im Ergebnis erhält man zwei Ebenen: Eine für den Hintergrund und eine für den Vordergrund.
Auf der Hintergrundebene kann nun der Kontrast mittels des Werte-Moduls erhöht werden. Dadurch tritt die Milchstraße noch stärker hervor und die Hintergrundebene wird dabei dunkler.
Auf der Vordergrundebene kann jetzt wiederum die Belichtung erhöht werden, um die Details sichtbar zu restaurieren.
Ist die „Auswahl abblenden“ ein nahtloser Übergang erzeugt werden.
beider Ebenen abgeschlossen, können diese wieder zusammengeführt werden. Da nun wegen der hohen Kontrast- und Helligkeitsunterschiede zwischen Vorder- und Hintergrund eine harte und sichtbare Kante zwischen den Ebenen entsteht, kann mithilfe der FunktionBeispiel
Das folgende Bild zeigt eine unbearbeitete Originalaufnahme im RAW-Format, wie sie bei meinem Shooting der April-Milchstraße entstand:
Die Aufnahme ist ziemlich dunkel, farb- und kontrastlos. Im Rahmen der
der Milchstraße wurde der Vordergrund annähernd unkenntlich bzw. extrem dunkel.Nach dem Stacking-Prozess sieht das Foto im nächsten Schritt der Entwicklungsphase, in dem ich mich auf den Nachthimmel konzentrierte, folgendermaßen aus:
Die Milchstraße im Himmel wurde sehr gut herausgearbeitet und viele Details sind zu erkennen. Der Vordergrund ist aber noch dunkler als bei der Originalaufnahme und es sind sogar weniger Details erkennbar.
Zwar könnte man in der abschließenden Nachbearbeitung in GIMP auch dieses Foto als Grundlage zur Aufhellung des Vordergrunds nehmen, jedoch würde man damit das Bildrauschen in den aufgehellten Bildpartien erheblich erhöhen, da dort bereits die diversen darktable-Module zur Kontrastverstärkung wirkten. Eine Aufhellung ist unter diesen Voraussetzungen nicht verlustfrei möglich.
Hier kommt nun die zweite Kopie der Aufnahme in
ins Spiel. Dort werden sämtliche Entwicklungsschritte, die den Kontrast verstärken (Kontrast Equalizer, lokaler Kontrast, Schatten und Spitzlichter, Dunstentfernung etc.) oder die Belichtung reduzieren rückgängig gemacht:Die Milchstraße ist danach nicht mehr so deutlich zu erkennen, jedoch dafür wieder erheblich mehr Details und Farben im Vordergrund.
Zwar wirkt der Vordergrund nur unwesentlich heller als zuvor, allerdings liegen zwischen diesem und dem Bild darüber mehr als 2 Blendenstufen. Somit hat man später in
mehr Potential für Belichtungsanpassungen.Nach der Zusammenführung von Vorder- und Hintergrund in GIMP sieht das finale Foto dann so aus:
Das Bild vereint das beste aus zwei Welten: Einerseits sind alle Details im Sternenhimmel erhalten geblieben, andererseits aber auch die des Vordergrunds. So wirkt das Bild nach wie vor natürlich.
Und das Beste daran ist: Sämtliche Bildinformationen wurden aus einer einzelnen Aufnahme bezogen!
Kurzer Hinweis am Rande: Der Baum rechts wurde von mir per Lightpainting bemalt bzw. später entwickelt, da ich die Blüten etwas mehr in den Vordergrund stellen wollte und ist daher nicht das Ergebnis der zuvor beschriebenen Anpassungen… wundere Dich also nicht, wieso dieser im Vergleich relativ hell ist.
Fazit
Die Duplizierung von Fotos in darktable und deren anschließende und unabhängige Entwicklung bzw. Zusammenführung in GIMP lohnen sich. Der Dynamikumfang eines einzigen Fotos kann auf diese Weise deutlich erweitert werden. – Und bekanntlich zählt bei der
jedes Quäntchen zur Verbesserung der Bildqualität.Eingangs habe ich als Beispiel zur Anwendung dieses Verfahrens vor allem komplexe Bilder mit keiner klaren Horizontlinie genannt, bei denen Gegenstände in den Himmel hineinragen. Natürlich lässt sich das gleiche Vorgehen auch auf den „einfachen“ Fall anwenden, umgekehrt gilt das jedoch nicht.
Mittlerweile entwickle ich sämtliche meiner Astrofotos nach diesem Prinzip, es sei denn, ich möchte den Vordergrund gezielt abdunkeln, wie bspw. in diesem Bild:
Wie Du siehst, gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur Entwicklung von Astrofotos. Genau das reizt mich auch so sehr an diesem Thema.
Wie hältst Du es mit Deinen Aufnahmen? Hinterlasse gerne einen Kommentar mit Feedback!
In eigener Sache: FOCUStoINFINITY.de unterstützen!
Mein Blog ist kostenlos und macht jede Menge Spaß - aber auch viel Arbeit. Wenn es Dir hier gefällt, kannst Du mich ganz einfach und unkompliziert unterstützen: Klickst Du z.B. auf einen meiner gekennzeichneten Spende via Paypal zukommen lassen.
und kaufst dann ein Produkt bei Amazon, erhalte ich eine kleine Provision - für Dich bleibt der Preis gleich. Du kannst mir aber natürlich auch gerne direkt eine kleineVielen Dank für Deine Unterstützung!
Weiterführende Themen: