Das Objektiv Sony SEL-35F18 war eines der ersten Objektive, die ich für meine Alpha 6400 gekauft habe. Welche Qualitäten das Objektiv hat und zu was es taugt, erfährst Du in diesem Beitrag.
Nachdem ich bereits meine beiden Objektive Samyang 12mm f/2 und Viltrox 23mm f/1.4 vorgestellt habe, möchte ich noch die dritte Linse im Bunde vorstellen, mit der ich ab und an um die Häuser ziehe: Das Sony .
Wie kam es dazu, dass ich mir genau dieses Objektiv annähernd zeitgleich mit meiner Alpha 6400 kaufte?
Ich hatte zwar die Alpha im Bundle mit dem Kit-Objektiv 16-50mm f/3.5-5.6 OSS erworben, doch ehrlich gesagt hatte ich das Objektiv so gut wie nie montiert und keine 50 Fotos damit gemacht. Schnell stellte ich fest, dass ich mit dem Objektiv nicht warm wurde.
Im Internet liebevoll als „Scherbe“ bezeichnet, machte ich mich bald auf die Suche nach einer Alternative. Über das Kit-Objektiv habe ich mir bisher noch nicht einmal eine Meinung gebildet, es gibt auch genügend Befürworter der günstigen Linse und ich möchte diese nicht schlechtreden.
Allerdings bin ich Fan von Festbrennweiten, da diese nach meiner Überzeugung den Fotografen zwingen, sich eingehender mit der Bildkomposition zu befassen und so die Kreativität anregen.
Da ich außerdem nicht nur viele Astrofotos, sondern auch viele Bilder im Innenraum mache, sollte das neue Objektiv lichtstark sein.
So kam ich schnell auf das
SEL-35F18, das ich am Prime Day günstig für etwa 270 EUR erstehen konnte. Die Brennweite beträgt unter Berücksichtigung des Crop-Faktors von 1,5 in etwa 50mm (korrekt: 52,5mm). – Normalbrennweite eben.Das Internet ist voller Lobeshymnen für eine 50er Brennweite, also musste ich unbedingt auch eine haben! Manch einer vertritt die Meinung, dass man diese Brennweite besitzen müsse, um überhaupt das Fotografieren zu lernen. 😉
Mittlerweile habe ich tatsächlich tausende Fotos damit gemacht und bin insgesamt sehr zufrieden. – Astrofotos waren jedoch so gut wie keine darunter. Warum das so ist, erfährst Du weiter unten im Beitrag.
Objektiveigenschaften
Chromatische Aberrationen sind mir bisher noch nie aufgefallen, ganz im Gegensatz zum Viltrox 23mm oder zum Samyang 12mm. Das SEL-35F18 kommt hervorragend mit Gegenlichtsituationen klar.
Dank der ungeraden Anzahl an Lamellen lassen sich auch tolle Sonnensterne damit erzeugen:
Wie oben zu sehen ist, neigt jedoch auch dieses
zu Lens Flares, jedoch stören mich diese nicht – ganz im Gegenteil.Das Objektiv verfügt über einen optischen Bildstabilisator, den man leise hören kann. – Stört allerdings nicht.
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Das SEL-35F18 verfügt, wie auch das Viltros 23mm, über einen elektronisch geregelten Fokusring. Sprich: Man kann ihn bis ins Unendliche drehen und er hat keinen spürbaren Anschlag.
Das ist mitunter im Feld der Astrofotografie ein Nachteil, auf dem sich die manuelle Fokussierung teilweise sehr schwierig gestaltet. Da lobe ich mir mein voll-manuelles Samyang 12mm mit manuellem bzw. analogem Fokusring.
Allerdings habe ich den Fokusring der Sony-Linse bisher in den wenigsten Fällen überhaupt benötigt, denn der Autofokus meiner
arbeitet hervorragend und schnell mit dem Objektiv. Ebenso ist die Fokussierung akustisch nur sehr leise zu hören, ganz anders als bspw. beim Viltrox 23mm. Der größte Teil der Fotos ist gestochen scharf und der Augen-Autofokus der Alpha 6400 trifft ebenfalls zumeist ins Schwarze.Eine Vignettierung ist mir bei diesem Objektiv noch nie negativ aufgefallen, egal mit welcher Blende ich Fotos aufnahm.
Die Verzeichnung ist zudem sehr gering, sodass im Nachhinein eigentlich im Rahmen der Bildbearbeitung so gut wie keine Korrekturen notwendig sind.
Die Haptik des
ist einwandfrei, der Korpus ist aus Plastik gefertigt. Zudem ist es sehr kurz und passt sogar inklusive Body in eine (geräumige) Jackentasche.Doch genug zu den Features. Die Frage, die Dich eventuell hierher geführt hat und Dir unter den Nägeln brennt, ist wahrscheinlich:
Taugt das Sony SEL-35F18 zur Astrofotografie?
Weiter oben erwähnte ich es bereits in einem Nebensatz: Bisher habe ich das Objektiv nur ein einziges Mal für Astrofotos verwendet, nämlich bei meinem Shooting der März-Milchstraße.
Am Ende dieses Shootings habe ich noch einen ersten Feldversuch mit dem SEL-35F18 gestartet. Die Details und Ergebnisse kannst Du im Beitrag Praxistest: Milchstraße mit 50mm fotografieren – geht das? nachlesen.
Mit seiner Maximalblende von f/1.8 ist es eigentlich prädestiniert für die Astrofotografie. – Wäre da nicht die 500er Regel, die besagt, dass zur Vermeidung von Sternenspuren die Belichtungszeit nicht größer als 500 dividiert durch die Brennweite (Kleinbild-Äquivalent) sein darf.
Im Falle des Sony-Objektivs mit seinen rechnerischen 52,5mm Brennweite kommt man so auf eine maximale Belichtungszeit von weniger als 10sec. Abgerundet bedeutet das: Nach 8sec Belichtungszeit ist Feierabend.
Zum Vergleich: Das
ermöglicht immerhin 20sec und das Viltrox 23mm f/1.4 kommt mit 13sec Belichtungszeit klar.Da nun bei der Astrofotografie die ins Objektiv einfallende Lichtmenge entscheidend ist, bedeutet das ganz praktisch: Mit den 35mm Brennweite des Viltrox kann ich immerhin mehr als 60% und mit dem Samyang sogar 150% länger belichten und deutlich mehr Licht einfangen.
Sprich: Die Brennweite ist alles andere als optimal zur Astrofotografie, sofern man nicht mit einem Startracker arbeitet.
Um die kurze Belichtungszeit zu kompensieren, muss zwingend die ISO-Empfindlichkeit nach oben geschraubt werden. Da ich ansonsten mit ISO 3200 fotografiere, musste ich diese in meinem ersten und einzigen Feldversuch auf ISO 6400 verdoppeln.
Hieraus resultiert natürlich, insbesondere beim (im Vergleich zum Vollformat-Sensor) relativ kleinen APS-C-Sensor, höheres Bildrauschen. ISO 6400 ist da schon eine Ansage.
Das bedeutet in Konsequenz, dass Stacking bei dieser Brennweite (vor allem mit einem APS-C-Sensor) Pflicht ist.
Ursprünglich hatte ich einmal überlegt, ob ich Astro-Panoramen mit 50mm aufnehmen könnte. Doch angesichts der Tatsache, dass jeder Bildausschnitt aus 10 bis 20 Einzelaufnahmen bestehen und zuvor gestackt werden muss, um das Bildrauschen einzudämmen, dürften die herkömmlichen Tools wie der von mir ab und an verwendete Microsoft Image Composite Editor Probleme bekommen, die Einzelbilder zu einem Panorama zusammenzufügen, da sich die Sterne in der benötigten Zeit zu weit bewegen.
Das Ergebnis meines bis dato einzigen Versuchs mit dem SEL-35F18 sieht folgendermaßen aus:
Im Bild sind die Strukturen der Milchstraße klar zu sehen. Im Gegensatz zu den weitwinkligen Aufnahmen, die ich normalerweise mit dem
mache, erscheinen die einzelnen Sterne und Gasnebel innerhalb der Milchstraße deutlich größer, ebenso sind deren Farben klarer zu erkennen.VILTROX AF 20mm f/2.8 FE* |
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Die Bildkomposition ist leider nicht gut, da die Aufnahmen am Ende meines Shootings im März entstanden und ich bereits durchgefroren und hundemüde war.
Dennoch ist natürlich die Tatsache interessant, dass die Milchstraße mit einer Brennweite von 50mm deutlich näher ans Auge des Betrachters geholt wird, als das beispielsweise mit dem Samyang und dessen Brennweite von 18mm bei den Aufnahmen der April-Milchstraße der Fall war.
Klar ist damit auch, dass sich immer nur Ausschnitte der Milchstraße fotografieren lassen. – Das kann jedoch auch vorteilhaft sein, um zum Beispiel das galaktische Zentrum in den Mittelpunkt zu stellen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. – Hier wären wir wieder am Eingangs erwähnten Punkt: Festbrennweiten zwingen den Fotografen, sich intensiver mit der Bildkomposition auseinander zu setzen.
Update, 25.06.2021: Mittlerweile habe ich einige sehr brauchbare Astroaufnahmen mit dem Objektiv gemacht, die mich – entgegen des ersten Tests – förmlich vom Hocker gehauen haben.
Zwar ist, wie oben geschrieben, das Bildrauschen bei ISO 6400 durchaus hoch, jedoch konnte ich mit jeweils einer Serie von 30 Aufnahmen bei Blende f/2.5 und 8sec Belichtungszeit tolle Ergebnisse erzielen.
Siehe hierzu folgende Beiträge: Praxistest: Milchstraße mit 50mm fotografieren – geht das?, Milky Way Challenge 2021 (Teil 1/3): Juni-Milchstraße – Check!, Milky Way Challenge 2021 (Teil 1/3): Juni-Milchstraße – Check!Milky Way Challenge 2021 (Teil 2/3): Juni-Milchstraße – Check!
Fazit
Das Objektiv ist hervorragend – keine Frage. Es gibt bessere, die aber dann auch erheblich teurer sind. Das Preis-Leistungs-Verhältnis des Objektivs ist angesichts meines günstigen Anschaffungspreises von 270 EUR hervorragend.
Jedoch eignet sich das Sony SEL-35F18 nicht optimal für die Astrofotografie:
- Die maximale Belichtungszeit ist mit 8sec relativ kurz.
- Um die kurze Belichtungszeit zu kompensieren, muss die ISO-Empfindlichkeit auf 6400 erhöht werden.
- Ohne Stacking wird man daher keine zufriedenstellenden Ergebnisse erhalten.
- Es kann wegen der – für Astrofotografie-Verhältnisse – langen Brennweite kann nur ein kleiner Ausschnitt der Milchstraße fotografiert werden.
Bei meinen Astrofotos werde ich daher neben meinem Samyang 12mm f/2 zunächst versuchsweise auf das Objektiv Viltrox 23mm f/1.4 für E-Mount: Taugt das Objektiv für Astrofotografie? im Rahmen der Astrofotografie auf Herz und Nieren getestet habe.
setzen (entspricht 35mm Kleinbild-Äquivalent), das ich bereits im BeitragSofern Du das SEL-35F18 bereits besitzt und nur ab und an Astrofotos machen möchtest, kannst Du sicher mit dem Objektiv das ein oder andere ansprechende Foto schießen. – Jedoch mit den zuvor genannten Einschränkungen.
Planst Du allerdings, tiefer in die Materie der Landschafts-Astrofotografie einzusteigen, führt bei spiegellosen Sony-Systemkameras mit APS-C-Sensor hinsichtlich des Preis-Leistungsverhältnisses jedoch, meiner Meinung nach, kein Weg am Samyang 12mm f/2 vorbei.
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