In diesem Beitrag gehe ich der Frage nach, wieso meine Aufnahmen der Februar-Milchstraße nicht so detailreich wie die der April-Milchstraße waren.
Im Februar zog ich das erste Mal im Jahr 2021 los, um bei -10°C die Milchstraße zu fotografieren, da die Bedingungen zur Fotografie in diesem frühen Monat nach der Durstrecke zwischen November bis Januar endlich wieder besser waren.
Mit dem Ergebnis war / bin ich auch sehr zufrieden…. jetzt kommt das große Aber: Nachdem ich meine Fotos der März– aber vor allem April-Milchstraße aufgenommen und hatte, stellte ich fest, dass dort viel mehr Details im Nachthimmel zu erkennen waren:
Da ich meine Aufnahmen bzw. deren Qualität verständlicherweise stetig weiterentwickeln möchte, stellte ich mir die Frage, warum sich die beiden Fotos hinsichtlich des Detailreichtums so stark unterscheiden. Gefühlt liegen Welten zwischen den Aufnahmen.
Inhalt:
Potentielle Fehlerquellen
Schauen wir uns also zur Lösung des Problems alle potentiellen Fehlerquellen an, die mir in den Sinn kommen.
Wetter?
Das Wetter war bei beiden Aufnahmen ähnlich: Annähernd wolkenfreier, klarer Himmel.
Im Februar war es im Vergleich zum April mit -10°C zu -1°C klirrend kalt und die höheren Luftschichten sollten eigentlich damals klarer gewesen sein, da bei niedrigen Temperaturen weniger Feuchtigkeit in der Luft transportiert wird. Im April zog sogar von Westen Dunst auf und hätte daher die Sicht erschweren müssen.
Das Wetter scheidet somit als Fehlerquelle aus.
Ausrüstung?
Die Ausrüstung war sowohl im Februar als auch im April identisch. Meine Aufnahmen habe ich mit der Sony Alpha 6400 und dem Samyang 12mm f/2 gemacht.
Belichtungszeit, Blende, ISO-Wert
Auch die Belichtungszeit war gleich: 20sec haben sich im Zusammenhang mit dem Samyang-Objektiv als ziemlich guter Wert herausgestellt.
Die Blende war ebenfalls mit f/2.8 identisch und kann nicht als Fehlerquelle in Betracht kommen.
Ebenso war die ISO-Empfindlichkeit mit 3200 in beiden Monaten identisch.
Sprich: Die Kameraeinstellungen waren im Februar und April gleich und kommen ebenfalls nicht als Fehlerquelle in Frage.
Anzahl Aufnahmen / Stacking?
Tatsächlich unterscheiden sich beide Bilder im Hinblick auf die ihnen zugrunde liegende Anzahl Fotos: Während ich im Februar nur 10 Aufnahmen des Motivs machte, waren es im April 20.
Tatsächlich liegt beim Stacking-Prozess mit Sequator der Sweet-Spot der Sony , d.h. die Mindestanzahl an Fotos, ab der die Bildqualität nicht mehr signifikant durchs Stacking verbessert wird, bei weniger als 10.
Sicherheitshalber habe ich das nochmals verifiziert, indem ich April-Aufnahme nur mit 10 Fotos erneut mit Sequator-Standardeinstellungen stackte. Das Ergebnis war gleich: Der Detailgrad der April-Aufnahme war dennoch höher.
Daher kommt die Anzahl Aufnahmen beim Stacking als Problemursache ebenfalls nicht in Betracht.
Lichtverschmutzung?
Die Lichtverschmutzung beider Bilder variiert:
Die Februar-Milchstraße steht sehr flach am Himmel und direkt unterhalb ist in der Bildmitte eine Lichtkuppel zu sehen, die den Himmel bis zum unteren Teil beleuchtet und so einige Sterne überstrahlt.
Dagegen ist die Aufnahme der April-Milchstraße, die steiler am Himmel steht, viel weniger mit Lichtverschmutzung belastet.
Im Falle der Februar-Milchstraße erschwert die mittige Lichtkuppel die richtige
des Fotos, da die Belichtung um 1 bis 1,5 Blendenstufen angehoben werden muss, um die Milchstraße bzw. ihre Details besser hervorzuheben.In diesem Fall ist das jedoch nicht in ausreichendem Maß möglich, da ansonsten die Lichtkuppel in der Bildmitte überbelichten und ausbrennen würde. Zwar kann man sich hier in gewissem Rahmen in darktable mit Verlaufsformen behelfen, jedoch sind Grenzen gesetzt und die Belichtung kann nicht optimal angepasst werden.
Lichtverschmutzung kommt somit als mögliche Ursache in Frage.
Fokus falsch gesetzt?
Die richtige Fokussierung des Sternenhimmels ist relativ schwierig. Zum Zeitpunkt der Aufnahme der Februar-Milchstraße hatte ich noch nicht viele praktische Erfahrungen mit der Samyang 12mm f/2 sammeln können.
unserer Heimatgalaxie mit meinemDer Fokus war im Februar möglicherweise nicht auf den Punkt eingestellt, sodass hier möglicherweise einige wenige Details verloren gegangen sein könnten.
Somit kommt neben der Lichtverschmutzung auch der potentiell falsche Fokus als Problemursache in Frage.
Tipp: Inzwischen habe ich mir übrigens auf dem Fokusring des Samang-Objektivs den exakten Punkt für die Unendlich-Einstellung eingeprägt. So kann ich ohne Verwendung der Bildschirmlupe mit einem schnellen Handgriff scharfstellen. Der kurzen Brennweite sei Dank, ist danach alles im Abstand weniger Meter scharf.
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Milchstraße im Jahresverlauf?
Bleibt noch als letzte Fehlerquelle die Milchstraße bzw. deren galaktisches Zentrum, die im Jahresverlauf mal mehr, mal weniger hoch am Horizont steht.
Fakt ist, dass das galaktische Zentrum im Februar nur etwa 4 bis 5° über dem Horizont steht, im April jedoch bereits mehr als 11°.
Bei genauer Betrachtung beider Aufnahmen stellt man fest, dass der detailreiche Teil der April-Milchstraße, der direkt über den Bergen sichtbar ist (das galaktisches Zentrum), überhaupt nicht auf der Februar-Aufnahme enthalten ist.
Tatsächlich sind die Teile der Milchstraße, die auf beiden Fotos gleichermaßen abgebildet sind, ähnlich gut
hinsichtlich ihres Detailgrades.Somit kommt die Sichtbarkeit der Milchstraße im Jahresverlauf als Fehlerquelle in Betracht.
Fazit
Während sich beide Aufnahmen hinsichtlich etlicher Parameter wie Ausrüstung, Wetter und Kameraeinstellungen nicht unterscheiden, variieren sie in der Anzahl gestackter Aufnahmen. Jedoch konnte ich in einem direkten Vergleich herausfinden, dass sich die Qualität deshalb nicht dermaßen stark unterscheiden kann.
Lichtverschmutzung und eine falsche Fokussierung kommen zwar als mögliche Fehlerquellen in Frage, doch bei genauer Betrachtung des dargestellten Abschnitts der Milchstraße kann man feststellen, dass hier das Problem liegt: Das helle galaktische Zentrum, das in der April-Aufnahme zu sehen ist, ist schlichtweg im Februar (noch) nicht sichtbar.
Bevor ich diesen Beitrag schrieb, war mir das in dieser Deutlichkeit nicht klar.
Das ist mitunter auch der Grund, wieso zwar die Milchstraße schon ab Februar fotografiert werden kann, sich jedoch erst die Monate März und April besonders gut eignen.
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