Unglaublich, aber wahr: Ich habe es nach all dem Frust und Pech mit dem Wetter im Mai doch noch geschafft, vom 29. auf den 30.05. ein paar Schnappschüsse der Milchstraße zu machen. Somit ist meine Milky Way Challenge 2021 weiterhin in vollem Gange und ich bin schon gespannt auf Juni.
Nachdem Hoch Waltraud in den letzten Maitagen für gutes Wetter und einen wolkenfreien Himmel sorgte, habe ich mich kurzerhand dazu entschieden, es nochmals in diesem Monat zu wagen und einige Aufnahmen der Milchstraße zu machen. – Das jedoch bei schlechten Voraussetzungen, denn der Mond ging während dieser Zeit um 1 Uhr nachts auf, während das galaktische Zentrum erst gegen 02:30 Uhr seinen Höhepunkt am Horizont erreicht hatte.
Es war daher von vorne herein klar, dass ich ein sehr eingeschränktes Zeitfenster für meine Aufnahmen haben würde.
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Dass ich jedoch wegen der Lichtverschmutzung durch den Mond bereits kurz nach dessen Aufgang abbrechen musste, hatte ich so nicht erwartet.
Tatsächlich war er zwar noch von den Bergen verdeckt, jedoch in der aktuellen Mondphase noch zu 80% beleuchtet.
Daher war es (für Astrofotografie-Verhältnisse) sehr hell und alleine das von ihm indirekt abgestrahlte Licht genügte, um sich deutlich sichtbar in meinen Fotos in Form eines blauen Schleiers zu manifestieren.
Trotzdem: Es sind einige brauchbare Bilder entstanden, die zwar das galaktische Zentrum nicht auf seinem Höhepunkt zeigen, aber dennoch schön anzugucken sind.
Zu allem Überfluss hatte ich auch noch meine Stirnlampe vergessen, die ich beim Hantieren mit der
– vor allem beim Objektivwechsel – schmerzlich vermisste.Die Temperatur war diesmal mit 9°C deutlich angenehmer als die eisigen -10° der Februar-Milchstraße oder die frostigen -2 bzw. -1 Grad im März und April. Der Taschenwärmer blieb diesmal zuhause.
Doch jetzt genug der vielen Worte, los geht’s mit den Fotos. 😉
Inhalt:
Mai-Milchstraße #1: Lichtverschmutzung
Die erste der Aufnahmen entstand gleich zu Beginn meiner Tour. Das Feld im Vordergrund hatte ich einige Tage zuvor bei meiner Suche nach potentiellen Locations entdeckt.
Allerdings hatte ich nicht mit der Lichtverschmutzung gerechnet, die am Horizont zu sehen ist. Verursacht wird diese sowohl von einer Reihe an Ortschaften vor, als auch von einer größeren Stadt hinter den Bergen.
Die Aufnahme entstand gegen 00:15 Uhr und die astronomische Dämmerung war zu dieser Zeit noch nicht beendet. Das galaktische Zentrum stand mit einer Elevation von etwa 6,5° am Horizont. – Also weit entfernt von den 12,4°, die zu dieser Jahreszeit maximal erreicht werden.
Wie immer habe ich die Aufnahme mit meinem Gespann Sony Alpha 6400 &
gemacht.Das Bild wurde aus 20 Einzelfotos gestackt.
Der Vordergrund war nach dem Stacking noch immer relativ dunkel. Ich hatte jedoch das „Glück“, dass regelmäßig hinter mir Autos vorbeifuhren, die das Feld mit ihren Scheinwerfern ausleuchteten. Daher verwendete ich zusätzlich noch drei Aufnahmen dieser Reihe in GIMP als Ebenen im Modus „nur aufhellen“, sodass der Vordergrund relativ homogen aufgehellt wurde. – Quasi „Lightpainting light„. 😉
Ansonsten habe ich mich bei der Milchstrasse fotografieren und entwickeln mit darktable, GIMP und Sequator beschrieben ist.
an meinen normalen Workflow gehalten, wie er auch im TutorialMai-Milchstraße #2: Reben
Nachdem ich mit der ersten Location wegen der Lichtverschmutzung und dem steten Verkehr im Hintergrund nicht gerade happy war, habe ich kurzerhand meine Position gewechselt und bin an den Ort zurück gekehrt, an dem ich bereits die April-Milchstraße fotografierte.
Die astronomische Dämmerung war zum Aufnahmezeitpunkt gegen 00:30 Uhr abgeschlossen. Das galaktische Zentrum stand mit etwa 7,5° am Himmel und war gerade so hinter den Bergen am Horizont erkennbar.
Das Bild wurde analog zur ersten Aufnahme des Beitrags
. Nur für den Vordergrund verfügte ich diesmal nicht über die „auf natürliche Weise“ durch Fahrzeugscheinwerfer beleuchteten Aufnahmen.Nach Freistellung des Vordergrunds in GIMP habe ich daher den Vordergrund ganz einfach aufgehellt und bin so ebenfalls zum Ziel gekommen.
Erkauft habe ich mir diesen Zugewinn an Helligkeit aber durch verstärktes Bildrauschen, das jedoch dank der Auflösung der hier gezeigten Fotos nicht allzu sehr ins Gewicht fällt.
Bemerkung am Rande: Interessanterweise hatte ich an diesem Abend mit einem leichten Grünstich in meinen Fotos zu kämpfen, der sich im Zuge der Nachbearbeitung nur schwer wieder entfernen ließ.
Das könnte möglicherweise einerseits an der Tatsache liegen, dass zu Beginn meiner Fototour noch astronomische Dämmerung vorherrschte, die Sonne also weniger als 18° unter dem Horizont stand und somit noch indirekt Licht in die Atmosphäre abstrahlte. Andererseits ging kurz darauf der hell leichtende Mond auf, der zwar nicht auf meinen Fotos zu sehen ist, vermutlich aber ebenfalls zu einem gewissen Teil die Atmosphäre indirekt beleuchtete.
Mai-Milchstraße #3: Back to the roots
Dir kommt das Motiv bekannt vor? Richtig! Genau diese Einstellung habe ich bereits im April gemacht. – Damals jedoch mit einem Wolkenschleier am rechten Bildrand.
Das damalige Bild gefällt mir hervorragend, jedoch verdeckten diese Wolken das galaktische Zentrum teilweise. – Ein Wermutstropfen.
Wieso also die Aufnahme nicht noch einmal ohne Wolken wiederholen? 😉
Da keine Zeit für Lightpainting zum Setzen von Akzenten im Vordergrund war, habe ich auch in diesem Bild den Vordergrund stark aufgehellt, sodass in diesem Fall das Bildrauschen leider ebenfalls relativ hoch ist.
Im Unterschied zu den ersten beiden Bildern beträgt die Belichtungszeit außerdem 20 und nicht 15sec. Dummerweise hatte ich in meiner Alpha falsche Presets eingestellt und nicht rechtzeitig bemerkt, dass die Belichtungszeit zu kurz war.
Der Himmel ist auf diesem Bild bläulich verfärbt, da der Mond bereits am Aufgehen war.
Mai-Milchstraße #4: Experiment mit 50mm
Diese Aufnahme ist gewissermaßen eine Premiere: Sie entstand mit dem Sony SEL-35F18, d.h. mit einer Brennweite von knapp über 50mm.
Zwar habe ich bereits einen ersten Feldversuch im März gewagt, jedoch hat dieser nur einige theoretische Ergebnisse bzw. Erkenntnisse geliefert ohne dass ein brauchbares Bild entstanden wäre.
Da nach der 500er Regel die maximale Belichtungszeit 8sec beträgt, habe ich anstatt der üblichen 20 Fotos (siehe u.a. Beitrag Sequator: Sweet spot finden) sogar 40 Aufnahmen angefertigt, um den verdoppelten ISO-Wert von 6400 und das damit einhergehende Bildrauschen zu kompensieren. Einige dieser Aufnahmen musste ich wegen des Mondlichts wieder verwerfen, weshalb ich letzten Endes bei 30 Fotos gelandet bin.
Beim Wechsel vom Samyang- auf das Sony-Objektiv habe ich meine Stirnlampe vermisst und musste das Procedere quasi blind erledigen.
Da diese Aufnahme leider zum Ende meiner Tour gegen 01:15 Uhr entstand, war die Lichtverschmutzung durch den Mond schon sehr ausgeprägt. – Erkennbar am blauen Nachthimmel. Das galaktische Zentrum hatte zu dieser Zeit eine Elevation von etwa 9°.
Trotz allen Widrigkeiten: Die Perspektive mit 50mm Brennweite gefällt mir ausgesprochen gut und die Qualität übertrifft meine Erwartungen. Das galaktische Zentrum ist wunderbar und inklusive M8 zu erkennen.
Zwar hatte ich in nach meinem Astrofoto-Test des Viltrox 23mm bereits mit dem Sony-Objektiv abgeschlossen, dennoch wollte ich unbedingt herausfinden, wie ein solches Foto wirkt. – Notiz an mich selbst: Das Sony ist wieder gesetzt bei meinen nächtlichen Fototouren.
Die Möglichkeiten damit sind genial: Das galaktische Zentrum bzw. die Milchstraße wird stark vergrößert. Solche Fotos sind „irgendwie anders“ und bilden daher einen schönen Kontrast zu den sonst üblichen, weitwinkligen Aufnahmen. – Nicht auszudenken, wenn auch noch ein interessantes Vordergrundmotiv auf dem Bild gewesen wäre. 😎
Fazit
Das war also der Abriss meiner Fototour im Mai 2021.
Ehrlich gesagt hätte ich nicht mehr mit einer Gelegenheit zur
der Milchstraße in diesem Monat gerechnet und das Kapitel mental bereits abgehakt.Umso erfreulicher, dass nun doch noch vier tolle Bilder entstanden sind.
Zudem konnte ich interessante Erfahrungen bezüglich Lichtverschmutzung, astronomischer Dämmerung und Lichtverschmutzung durch den Mond sammeln, die ich sicherlich bald in Form von weiteren Beiträgen auf meinem Blog teilen werde.
Nicht zuletzt habe ich das Sony SEL-35F18 für mich neu entdeckt und werde es beim nächsten Milky Way Shooting sicher wieder im Gepäck haben.
Viel Zeit bleibt nun nicht, bis es mit dem Shooting der Juni-Milchstraße weitergeht. In diesem Monat sind die Nächte sehr kurz und das Zeitfenster zur Fotografie der Milchstraße ist mit weniger als 1,5h sehr begrenzt..
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Weiterführende Themen:
- Astrofotografie: Einstieg & Basiswissen
- Astrofotografie FAQ: Häufige Fragen einfach erklärt. Voraussetzungen, Kameraeinstellungen, Bildentwicklung.
- Astrofotografie-Kalender: Mond, Sternschnuppen, Milchstraße und Deep Sky-Objekte auf einen Blick
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- Tutorial: Entwicklung von Astrofotos