Der September meinte es wettertechnisch äußerst gut mit mir: Strahlender Sonnenschein tagsüber und wolkenfreie, milde Nächte während der mondfreien Phase. Perfekte Bedingungen also zur Fotografie der Milchstraße im Rahmen meiner Milky Way Challenge 2021.
So bin ich zunächst vier Abende in Folge aufgebrochen, um im Nordschwarzwald Aufnahmen unserer Heimatgalaxie zu machen.
Großer Vorteil: Im September ist die Milchstraße schon früh am Himmel zu sehen. Die beste Zeit war / ist zwischen 21:30 Uhr und 23:00 Uhr. – Also kein Problem, auch unter der (Arbeits-)Woche.
Wie immer im Gepäck hatte ich meine Sony Alpha 6400 mit dem Samyang 12mm f/2.
Los geht’s mit den Fotos…
Inhalt:
31.08.2021 #1: Jagdstand reloaded
Richtig gelesen. Hier geht’s zwar um Aufnahmen der September-Milchstraße, aber angesichts des guten Wetters und meinem Frust wegen des schlechten Wetters in den Monaten Mai, Juli und August habe ich die Gunst der Stunde am letzten Tag bzw. am letzten Abend des Monats genutzt, um die ersten Fotos zu machen. Sehr angenehme 20°C rundeten die Atmosphäre ab.
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Quasi als Warmup wagte ich mich an ein Motiv heran, das ich bereits im vergangenen Jahr mit meiner Sony RX100IV fotografierte:
Beim letzten Mal ergriff ich ziemlich spontan die Flucht, da ich den Wald genau im Rücken hatte und Wildschweine unterwegs waren – zumindest hörte ich deren Grunzen hinter mir im Unterholz. In der Dunkelheit war das damals kein Vergnügen. Auch wenn die „Tierchen“ allgemein als ungefährlich gelten, war ich nicht scharf auf eine nächtliche Begegnung. 😎
Anders jedoch dieses Jahr: Außer dem Zirpen der Grillen und einem lauen Lüftchen war – zum Glück – nichts zu hören und ich konnte in Ruhe meine Aufnahmen machen und den prächtigen Sternenhimmel über mir genießen. 🙂
Die Aufnahme entstand gegen 21:45 Uhr. Das galaktische Zentrum hatte zu der Zeit eine Höhe von ca. 11° am Horizont.
Im direkten Vergleich fällt auf, dass das letztjährige Bild viel weniger Details enthält und der Dynamikumfang geringer ist. Das Bild wirkt regelrecht „matschig“.
Glücklicherweise haben sich seither sowohl die Qualität meiner eingesetzten Kamera (Sony Alpha 6400 vs. Sony RX100IV) aber insbesondere auch mein Workflow zur Entwicklung von Astrofotos zum Positiven weiter .
Wie immer arbeitete ich natürlich mit Stacking und nahm 15 Bilder mit je 20sec Belichtungszeit bei Blende f/2.8 und ISO 3200 auf.
Die Bearbeitungsschritte dieses und der nachfolgenden Bilder orientierten sich wie üblich an meinem Tutorial Astro-fotografiert: Milchstraße im August 2021:
- Vorbereitung in darktable: Entfernung chromatischer Aberrationen und toter Pixel zur optimalen Vorbereitung der 15 Aufnahmen aufs Stacking via Sequator.
- Stacking mit Sequator: Rauschreduzierung durch das Stapeln bzw. durch das Stacking mithilfe von Sequator.
- Entwicklung mit darktable: Im dritten Schritt startete erst die eigentliche Entwicklung des gestackten Astrofotos, das nun als TIFF-Datei mit unkomprimierten Daten vorlag. Im Wesentlichen wurde hier neben der Belichtung und des Weißabgleichs der Kontrast der Milchstraße verstärkt.
- Feinschliff mit GIMP: Im finalen Schritt folgte schlussendlich das Feintuning der Aufnahme mittels GIMP. Hier wurde das Bildrauschen weiter reduziert, der Kontrast nochmals etwas erhöht und die Sterne reduziert, um den Blick auf das Wesentliche zu optimieren.
Tipp: Sofern Du mit Adobe Lightroom: Milchstraße bearbeiten und entwickeln nicht schaden.
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Auffällig ist erneut der (sehr leichte) „Halo-Effekt“ (sinngemäß „Heiligenschein“) rund um den Hochsitz, den ich schon im Beitrag zur August-Milchstraße an zwei entwickelten Bildern feststellte. Dieser lässt sich leider in Kombination mit Stacking und der starken Kontrastverstärkung bei Objekten, die in den Himmel hineinragen, nicht gänzlich vermeiden.
31.08.2021 #2: Schwarzwald
Die nächste Aufnahme entstand nur wenige Meter neben dem Hochsitz gegen 22:00 Uhr. Das galaktische Zentrum war bereits tiefer gesunken.
Etwas störend ist die Lichtverschmutzung am rechten Bildrand, jedoch gefällt mir die Gesamtkomposition dennoch ganz gut.
Die wenigen Wolken, die am Himmel zu sehen sind, machen das Bild wie immer interessanter und die Ausläufer des Nordschwarzwalds bieten einmal eine andere Perspektive im Vergleich zu den sonst in meinen Astrofotos beinahe zwangsläufig dominierenden Rebzeilen der Region.
Der helle Planet links im Bild dürfte die Venus sein. Neben Sonne und Mond stellt sie tatsächlich das hellste Objekt am Himmel dar. Sie strahlte hier sogar so hell, dass es bei Blende f/2.8 und der langen Belichtungszeit für einen kleinen Blendenstern reichte.
Nach etwa 1,5 Stunden trat ich am 31.08. bereits den Heimweg an und war zufrieden mit der Ausbeute.
Der Start war gelungen und die Wettervorhersage prophezeite noch mehrere Tage mit wolkenfreiem Himmel. 🙂
01.09.2021 #1: Lichtverschmutzung
Tags darauf machte ich mich erneut auf den Weg und fotografierte – schon wieder – ein Motiv, das ich in leicht abgewandelter Form im Vorjahr mit meiner kleinen
abgelichtet hatte:Im Vorjahr war ich etwas näher am Baum dran. Die diesjährige Aufnahme ist zudem weitwinkliger (18mm vs. 24mm).
Für mich persönlich am interessanten ist – wie weiter oben beim Jagdstand – der Vergleich der Bildqualität: Durch die optimierten Workflows (und natürlich die bessere Kamera) sind auch in diesem Fall deutlich mehr Details auf dem Bild zu erkennen, als noch im Vorjahr. – Sowohl im Vorder- als auch im Hintergrund.
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Und das, obwohl ich diesmal nur 15 anstatt ursprünglich mehr als 50 Aufnahmen machte. Ein ziemlich guter Beleg für die Wichtigkeit der Sensorgröße in der Astrofotografie. Denn die
verfügt mit ihrem APS-C-Sensor über mehr als die dreifache Sensorfläche der Sony RX100 bei nur 20% höherer Pixelanzahl. Damit sind die einzelnen Pixel auf dem Sensor größer und weniger anfällig für Bildrauschen.Nicht geändert hat sich leider die Menge der Lichtverschmutzung an diesem Standort. Dennoch ist die Milchstraße detailreich inklusive des galaktischen Zentrums und der feinen Verästelungen abgebildet.
01.09.2021 #2: Perspektivwechsel
Wegen der Lichtverschmutzung im vorherigen Bild begab ich mich nur einige Meter weiter nach oben in Richtung Osten.
Der Plan ging auf: Von der Lichtverschmutzung am Horizont ist auf der Aufnahme nicht mehr viel zu sehen und die Milchstraße ist schön detailliert erkennbar.
Zur Abwechslung habe ich außerdem versucht, einmal nicht nur Reben ins Bild zu integrieren, sondern auch den angrenzenden Waldrand.
02.09.2021 #1: Mais
Am dritten Tag suchte ich eine andere Location auf, denn drei Tage in Folge wollte ich nun wirklich keine Reben fotografieren.
Ziel diesmal: Mais fotografieren. 😉
Die Aufnahme entstand im gleichen Zeitraumgegen 21:45 Uhr, wie diejenigen zuvor.
Die Temperaturen waren wieder sehr angenehm, die Grillen und Zikaden spielten ihr Konzert und es lag ein herrlicher, spätsommerlicher Duft in der Luft (schwer zu beschreiben, aber vielleicht weißt Du, was ich meine 😉 ).
Leider war in Richtung der Milchstraße starke Lichtverschmutzung am Himmel zu sehen, der ich im Rahmen der Nachbearbeitung versuchte entgegen zu wirken.
Das hat zwar funktioniert, jedoch auf Kosten des Kontrasts der Milchstraße. Hilfsmittel hierfür war primär das darktable-Modul „Kontrast Equalizer„. Im Gegensatz zu sonst verstärkte ich die Kontraste einfach weniger.
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Ich finde das aber gar nicht so schlimm – ganz im Gegenteil. Das Motiv ist eine willkommene Abwechslung und ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis – auch wenn die Milchstraße nicht ganz so kräftig am Himmel erscheint. Immerhin hat es das Bild als Hintergrund auf mein
geschafft. 😎02.09.2021 #2: Mehr Mais.
Bereits kurze Zeit nach Aufnahme des vorherigen Maisfelds machte ich mich schon auf den Heimweg.
Leider sinkt das galaktische Zentrum im September sehr schnell und ist wegen der Lichtverschmutzung teilweise in weniger als einer Stunde nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr am Horizont zu erkennen.
Spontan baute ich auf diesem Feldweg nochmal mein Stativ und meine
auf um diese Aufnahme zu machen.Hier wurden die Lichtkuppeln nicht mehr vom Maisfeld verdeckt und die Lichtverschmutzung ist noch deutlich stärker ausgeprägt, als auf dem vorherigen Bild.
Leider war das auch nicht mehr mit dem Modul „Kontrast Equalizer“ zu kaschieren. Durch die Kontrastverstärkung sind auf dieser Aufnahme leider helle Farbsäume im Übergangsbereich zum Horizont zu erkennen. Stört mich jedoch nicht wirklich.
Die Milchstraße ließ sich aber hervorragend herausarbeiten. Sie ist mit vielen Details und ihren faszinierenden Verästelungen gut am Nachthimmel zu sehen.
03.09.2021 #1: Neue Location, Hochformat
Vierter Tag.
Die Location habe ich erst vor Kurzem entdeckt. In Richtung der Milchstraße gibt es hinter den Bergen keine störenden Lichtquellen, die den Blick auf die Milchstraße trüben würden.
Auch hier konnte ich wieder gegen 21:45 Uhr erste brauchbare Aufnahmen machen, während das galaktische Zentrum noch mit etwa 10 bis 11° am Horizont stand.
Da ich wusste, dass die Location dunkler als üblich ist, habe ich vorsichtshalber nicht nur 15 sondern gleich 25 Aufnahmen des Motivs gemacht. Ich ging nämlich davon aus, dass ich die Belichtung des Vordergrunds in der Nachbearbeitung stark nach oben korrigieren müsste, um die dunkle Umgebung und deren Details im Rahmen des „Vordergrund-Stackings“ in sichtbar zu machen.
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Womit ich jedoch nicht rechnete, war die Tatsache, dass ca. 2km westlich ein Sportplatz mit Flutlicht beleuchtet wurde. Diese Lichtquelle war auf den Bergen schon mit bloßem Auge zu erkennen und hat sich logischerweise durch die lange Belichtungszeit noch intensiviert.
Irgendwie war das jedoch auch wieder ganz praktisch: Durch die passive Beleuchtung sind im mittleren Teil der Aufnahme Details zu erkennen, für die ich ohne das ungewollte „Flutlicht-Lightpainting“ die Belichtung so stark hätte erhöhen müssen, dass starkes Bildrauschen aufgetreten wäre. 😎 Zudem hätte ich mit meiner Taschenlampe vermutlich eine ganze Weile gebraucht, um den Berg zu beleuchten und den gleichen Effekt zu erzielen. 😉
Das bestärkt mich einmal mehr in der Annahme, dass Lichtverschmutzung bei der
(zumindest in der Form, wie ich sie betreibe) nur dann ein Problem ist, wenn die Störquelle sich direkt im Blickfeld befindet. Von hinten oder der Seite lässt sie sich aber gut verschmerzen und kann mitunter sogar nützlich sein bzw. einen positiven Effekt aufs Bild haben.03.09.2021 #2: Neue Location, Querformat
Gleiche Aufnahme, nur im Querformat.
Mehr Landschaft, weniger Milchstraße.
Geschmackssache. Mir gefällt’s aber irgendwie besser.
Wieder klar zu sehen ist die hell leuchtende Venus, die die Aufmerksamkeit automatisch auf den Nachthimmel zieht.
Womit ich jedoch bei dieser Aufnahme nicht ganz zufrieden bin, ist der Sternenhimmel. Hier habe ich es in Reduzierung der Sterne mittels Anti-Nudge übertrieben.
etwas mit derEventuell werde ich die Aufnahme in meiner Winterpause, die ab ca. November ins Haus steht, nochmal neu entwickeln und dann optimieren.
03.09.2021 #3: Neue Location, ziemlich dunkel
Dies ist die letzte Aufnahme, die ich hier im Beitrag vorstellen möchte.
Sie entstand am gleichen Abend, wie die beiden vorangehenden Fotos.
Ich hatte mich für die Aufnahme jedoch ein Stück weiter in die Dunkelheit begeben.
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Die Lichtverschmutzung durch das vorgenannte Flutlicht ist hier nicht mehr zu sehen, weil das Flutlicht mittlerweile ausgeschaltet war.
Tatsächlich war das der dunkelste Fleck, an dem ich bisher Fotos der Milchstraße machte.
Im Rahmen der Nachbearbeitung hatte ich auch prompt Probleme mit der Helligkeit des Vordergrunds. Obwohl ich erneut 25 Aufnahmen machte, konnte ich das Bildrauschen leider trotz Vordergrund-Stacking nicht vollends reduzieren.
Das Bild wurde letztendlich sehr dunkel, wirkt dadurch jedoch viel natürlicher, als die beiden vorangehenden Aufnahmen. Das sst wiederum Geschmackssache.
Fazit
Der September war im Hinblick auf meine Milky Way Challenge 2021 richtig cool. Daumen hoch!
Nach dem schlechten Wetter im August hätte ich nicht gedacht, dass ich im September schließlich so viel Glück haben würde, um gleich vier drei Abende in Folge Fotos der Milchstraße machen zu können (der letzte August-Tag zählt nicht).
Die Uhrzeiten waren ebenfalls genial. Alle Aufnahmen entstanden zwischen 21:30 Uhr und 22:45 Uhr. Besser geht’s nicht: Milchstraße fotografieren und mal endlich nicht todmüde am nächsten Morgen aufwachen. 🙂
Wenn ich bspw. an den April zurückdenke, als ich nachts um drei Uhr aufstehen musste, dann war das nun im Vergleich reinster Luxus.
Ich bin jedenfalls happy und freue mich sehr über die entstandenen Aufnahmen. – Und ich hoffe natürlich, dass sie auch Dir gefallen.
Nach September kommt nun nur noch der Oktober, in dem sich das galaktische Zentrum der Milchstraße fotografieren lässt. Die Saison neigt sich leider allmählich dem Ende entgegen. 🙁
Im Rahmen meiner Milky Way Challenge war der September der achte Monat in Folge, in dem ich Astrofotos schoss.
Warst Du ebenfalls im September erfolgreich? Was hast Du für Erfahrungen gemacht? Über den ein oder anderen Kommentar bzw. Erfahrungsbericht würde ich mich sehr freuen. 😎
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