Du weißt nicht, um was es sich bei Lightpainting handelt oder Du interessierst Dich für die Umsetzung dieser Methode? Dann bist Du hier genau richtig.
Lightpainting stellt eine sehr interessante Möglichkeit dar, um Motive zu akzentuieren und in Szene zu setzen. Insbesondere kannst Du in der Landschafts-Astrofotografie Deine Bilder mit dieser Methodik interessanter gestalten. Wie die Methode technisch funktioniert, welche Einstellungen Du an Deiner
vornehmen musst und wie Du die Fotos im Nachgang entwickelst, werde ich auf dieser Seite beschreiben. – Natürlich mit Freeware wie darktable, Sequator und GIMP.Meine Empfehlung für die (Landschafts-)Astrofotografie mit APS-C: Sony Alpha 6400 (Body)* |
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Kurz zusammengefasst: Beim Lightpainting macht man eine oder mehrere Aufnahmen mit Langzeitbelichtung und „malt“ während der Aufnahmephase, bspw. mit einer Taschenlampe, ein Motiv an.
Speziell in der ist das eine wunderbare Möglichkeit, separate Aufnahmen mit niedrigen ISO-Werten (und somit wenig Bildrauschen) für das Vordergrundmotiv und mit hoher ISO-Empfindlichkeit für den Sternenhimmel zu machen und diese später im Rahmen der Nachbearbeitung zusammenzufügen. Im Ergebnis hat man einen knackigen, rauschfreien Vordergrund in Kombination mit einem prächtigen Sternenhimmel (wenn das Wetter mitgespielt hat, was leider beim hiesigen Beispiel nicht der Fall war).
Auf das Thema aufmerksam bzw. motiviert wurde ich übrigens durch die genialen Fotos von Richard Tatti (https://www.nightscapeimages.com.au), der in seinem YouTube-Kanal eine Vielzahl interessanter Videos und Tutorials zum Thema Lightpainting und Astrofotografie zum Besten gibt.
Inhalt:
Ausrüstung
Prinzipiell benötigst Du die gleiche Ausrüstung, die Du auch für die Fotografie der Milchstraße verwendest:
- Eine Kamera, die manuell einstellbar ist
- Lichtstarkes mit einer einer Brennweite von maximal 50mm und mindestens einer Blende f/2.0 (Anmerkung: Du kannst auch eine längere Brennweite verwenden, sofern Du nur Lightpainting ohne Astro-Anteil machen möchtest.)
- Stativ
- Taschen- oder Stirnlampe: Insbesondere für Lightpainting ist natürlich eine Taschen- oder Stirnlampe essentiell.
- Optional: L-Bracket
Eine Übersicht über die notwendige Ausrüstung findest Du auch auf der Seite Ausrüstung.
Kamera-Setup
Sobald Du Dein Motiv ausfindig gemacht sowie
und Kamera aufgebaut und ausgerichtet hast, kann es losgehen:Fokussieren
Eigentlich eine Selbstverständlichkeit – leider vergisst man das aber gerne und wundert (oder besser: ärgertt) sich zuhause am PC, dass alle Aufnahmen unscharf sind.
Daher gilt: Zuerst wird der Fokus korrekt eingestellt. Da Du beim Lightpainting auf das Vordergrundmotiv scharfstellen musst, kannst Du zunächst eine große Blende und einen hohen ISO-Wert wählen, damit das Motiv gut sichtbar ist. Im Falle meiner Sony-Kamera fokussiere ich dann mithilfe der Lupenfunktion auf das Objekt. Nötigenfalls nimm die Taschenlampe für die Fokussierung zuhilfe.
Fokus richtig eingestellt?
Nur nochmal zur Sicherheit prüfen… 😉
Aufnahme des Vordergrunds
Deine Kamera ist nun auf dem
montiert und entsprechend Deiner Bildkomposition ausgerichtet. Für die Aufnahme des Vordergrundmotivs ist etwas Spielerei gefragt, bis Du die richtigen Einstellungen gefunden hast.Kameraeinstellungen
Ziel ist es in diesem Schritt, die Kamera so einzustellen, dass ohne Hilfslicht (Taschenlampe) nicht allzu viele Details auf dem Bild sichtbar sind. Stelle daher die Blende auf etwa f/5.6 und den ISO-Wert auf 100 bis 500. Die Einstellungen hängen stark vom Umgebungslicht ab.
Die kleine Blende hat dabei gleich zwei Vorteile:
- Es wird wenig Licht eingefangen und das Bild wird dunkler. Das erleichtert wiederum die Nachbearbeitung, insbesondere die Verschmelzung mit einem separaten Hintergrundbild des Sternenhimmels.
- Der Schärfebereich des Fotos vergößert sich durch die kleinere Blende und ermöglicht Dir, näher an Dein Vordergrundmotiv heranzurücken und es dennoch scharf abzubilden.
Jetzt kannst Du eine erste Probeaufnahme mit einer Belichtungszeit von 15sec machen und prüfen, ob die Komposition stimmt und das Bild schön dunkel ist.
Wenn Du Dich fragst, ob Du auch kürzer belichten kannst: Eher nicht. Denn die lange Belichtungszeit benötigst Du, um um Dein Motiv herumzuspazieren und es ausreichend auszuleuchten. Später hast Du außerdem weniger Fotos, die Du im Rahmen der Nachbearbeitung zusammenfügen musst.
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Das folgende Beispielfoto habe ich mit Blende f/5.6 und ISO 160 aufgenommen:
Du kannst bereits beim Probebild mit einer Taschen- oder Stirnlampe das Vordergrundmotiv anleuchten, um einen ersten Eindruck von der Lichtintensität in Kombination mit Deinen getroffenen Einstellungen zu gewinnen. Justiere je nach Ergebnis die Kameraeinstellungen nach bzw. korrigiere nochmal den Fokus, sofern das Bild nicht scharf ist.
Nachdem alle Einstellungen vorgenommen und für korrekt befunden wurden, geht’s los mit den eigentlichen Aufnahmen.
Serienaufnahme starten
Jetzt machst Du, je nach Größe des Motivs, das Du ausleuchten möchtest, etwa 5 bis 10 Aufnahmen mit den vorgenannten Einstellungen. Hierzu verwendest Du einen
oder – sofern vorhanden – die Intervallfunktion Deiner Kamera.Starte die Aufnahme mit ein paar Sekunden Verzögerung, da Du Dich nun zwischen Kamera und Motiv positionieren musst, um mit dem Lightpainting zu beginnen. Keine Angst: Bei 15sec Belichtungszeit wirst Du nicht sichtbar sein bzw. im Rahmen der Nachbearbeitung kannst Du die Problemzonen einfach aus dem Bild entfernen. Alle Fotos zusammengenommen sehen dann unbearbeitet in etwa so aus:
Zwar sind die Spuren der Taschenlampe erkennbar, ich allerdings nicht. Außerdem sind einige Bereiche zu hell und haben nicht viel Kontrast (z.B. der Schaufelbereich). Diese „Problemzonen“ gilt es im Rahmen der Nachbearbeitung zu beseitigen.
Ausleuchtung
Beim Ausleuchten gilt es einige Regeln zu beachten:
- Stelle Dich niemals hinter die Kamera und beleuchte dann das Objekt. Das führt zu Überbelichtung und wenig Kontrast, sodass Du im schlimmsten Fall ausgefressene und / oder blasse Stellen im Bild hast.
- Keine Hemmungen beim Leuchten in Richtung der Kamera. Das habe ich im obigen Beispiel auch gemacht. Die Lichtspuren lassen sich später einfach in der Nachbearbeitung entfernen.
- Je näher Du am Objekt bist und je flacher der Winkel des auftreffenden Lichts zum Motiv und zur Kamera ist, desto eher kannst Du später den Kontrast herausarbeiten.
- Lasse Dir Zeit. Da Du die Kamera vorher auf eine Belichtungszeit von 15sec eingestellt hast und eine Serienaufnahme machst, musst Du Dich nicht beeilen. Wichtiger ist, dass Du versuchst, das Objekt nicht übereilt und vollständig, sondern in Ruhe Segment für Segment und für Foto auszuleuchten.
Eledigt. Wenn Du die letzten Schritte entsprechend meiner Anleitung umgesetzt hast, bist Du mit dem eigentlichen Lightpainting fertig.
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Aufnahme des Hintergrunds
Der Vordergrund ist im Kasten. – Fehlt noch der Hintergrund, denn ohne würde das Bild recht langweilig wirken.
Kameraeinstellungen
Wir möchten ja in diesem Tutorial prinzipiell ein Astrofoto anfertigen. – Daher sind die Kamerasettings auch identisch zu den auf der Seite Kamera-Setup des Tutorials Milchstrasse fotografieren und entwickeln mit darktable, GIMP und Sequator beschriebenen.
Im Wesentlichen sind nun im Vergleich zum Vordergrund folgende Einstellungen anzupassen:
- Größere Blende, mindestens f/2.8
- ISO-Empfindlichkeit deutlich erhöhen, mindestens 1600
Wichtig ist natürlich, dass die Kameraposition nicht verändert wird, nachdem Du den Vordergrund abgelichtet hast.
Solltest Du mit Stacking arbeiten wollen, kannst Du wiederum für den Hintergrund die Intervallaufnahmefunktion verwenden. Denke an die Auslöseverzögerung, um auch diesmal keine Verwacklung Deiner Kamera zu riskieren.
Nachbearbeitung
Nachdem Du Vorder- und Hintergrund aufgenommen hast, ist der fotografische Teil abgehakt. Starten wir mit der Nachbearbeitung.
Vorbereitung in darktable
Wie immer sollten die Aufnahmen in darktable vorbereitet werden, d.h. Du solltest mindestens chromatische Aberrationen entfernen, eine Objektivkorrektur durchführen und ggf. Hotpixel entfernen.
Danach exportierst Du die RAW-Dateien im TIFF-Format zur Verarbeitung in
und Sequator.Der Workflow ist weitestgehend identisch zu den auf der Seite Schritt 1: Vorbereitung von Astrofotos der Milchstraße mit darktable beschriebenen Schritten.
Stacking mit Sequator
Solltest Du vom Hintergrund mehrere Aufnahmen gemacht haben, weil Du diese stacken möchtest, gehst Du (natürlich NUR für die Hintergrundbilder) vor, wie hier beschrieben: Schritt 2: Stacking von Astrofotos der Milchstraße mit Sequator
Vorder- und Hintergrund in GIMP zusammenfügen und bearbeiten
Wenn Du bis hierhin durchgehalten hast, liegen Dir jetzt eine Reihe von Aufnahmen Deines Vordergrundmotivs und eine Einzel- oder eine gestackte Aufnahme des Hintergrunds im TIFF-Format vor.
Nachfolgend werde ich die Schritte beschreiben, die in
notwendig sind, um Vorder- und Hintergrund zusammenzuführen und das Foto zu finalisieren.Dateien in GIMP als Ebenen öffnen
Öffne alle Deine Dateien, d.h. die des Vordergrunds und den Hintergrund, als Ebenen in GIMP:
Menü Datei => Als Ebenen öffnen
Ebenenmodus ändern
Da Du mehrere Aufnahmen des Motivs gemacht und es Segment für Segment ausgeleuchtet hast, änderst Du nun für jede einzelne Ebene den Ebenenmodus auf „Nur Aufhellen“:
Das führt dazu, dass die beleuchteten Segmente der Einzelaufnahmen in einem Gesamtbild zusammengeführt werden:
Jetzt geht es an die Feinarbeit, denn einerseits müssen noch die „Taschenlampenspuren“ beseitigt und andererseits überbelichtete Partien des Vordergrundmotivs abgedunkelt werden.
Spurenbeseitigung und Korrekturen mit Ebenenmasken
Am besten deaktivierst Du zunächst alle sichtbaren Ebenen (Augen-Symbol!) mit Ausnahme der obersten Ebene:
Sofern es auf einer Ebene Korrekturbedarf gibt, fügst Du der Ebene eine weiße Ebenenmaske hinzu:
Rechtsklick auf die Ebene => Ebenenmaske hinzufügen
Spuren werden auf der weißen Maske mit einem schwarzen Pinsel beseitigt. Durch Variation der Deckkraft des Pinsels kannst Du bspw. zu helle Bereiche abmildern oder die Taschenlampenspuren vollständig verschwinden lassen.
Dieses Procedere wiederholst Du für alle Ebenen, bis Du mit dem Gesamtergebnis zufrieden bist. Das ist zum Teil ein iterativer Prozess. D.h. Du wirst vermutlich mehrere Durchläufe brauchen und einzelne Ebenen nachjustieren müssen, bis Du ein stimmiges Gesamtergebnis erhältst.
Das Vordergrundmotiv ist nun soweit fertig. Um das Ganze im weiteren Verlauf etwas übersichtlicher zu machen, kannst Du nun eine neue Ebene des fertigen Motivs erzeugen. Das erlaubt Dir, nur noch mit einem Foto für den Vorder- und einem Foto für den Hintergrund weierarbeiten zu können.
Menü Ebene => Neu aus Sichtbarem
Ziehe nun in
via Drag&Drop die Hintergrundebene über die neu erzeugte Vordergrundebene und ändere den Modus der Hintergrundebene auf „Nur Aufhellen“:Blende nur diese und die Vordergrundebene ein und alle anderen aus.
Fast geschafft. Was jetzt noch fehlt, ist der Feinschliff. Denn seien wir mal ehrlich: Dem o.g. Foto fehlt noch das gewisse Etwas.
Feinschliff
Da wir nun nur noch zwei getrennte Ebenen für Vorder- und Hintergrund bearbeiten müssen, sind wir fast fertig und der Feinschliff geht schnell von der Hand.
Im verwendeten Beispiel habe ich den Hintergrund noch etwas angepasst:
- Kontrast leicht erhöht
- Nachgeschärft
- Grauwertkorrektur mittels Werte-Modul (=dunklerer Himmel)
Beim Vordergrund sieht es nicht anders aus:
- Kontrast erhöht (etwas stärker als beim Hintergrund)
- Sättigung angehoben
- Belichtung etwas reduziert, um das Vordergrundmotiv besser in die Hintergrundebene einzufügen.
Fazit
Lightpainting ist garnicht so schwer. Wenn Du den Prozess einmal durchlaufen hast, wirst Du sehen, dass es sich um keine Raketenwissenschaft handelt und leicht zu lernen ist. Die Ergebnisse, die man damit erzielen kann, finde ich persönlich aber sehr interessant und Du kannst damit Deinen Bildern einen besonderen, einzigartigen Look verpassen.
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