Erfahre hier in Echtzeit, ob und unter welchen Bedingungen die Milchstraße momentan in Deutschland im November / Dezember fotografiert werden kann, welche Kameraeinstellungen dazu ideal sind und wie man solche Fotos am besten entwickelt.
Inhalt:
Milchstraße: Aktuelle Sicht- und Fotografiebedingungen
Es ist Winterpause. Das galaktische Zentrum der Milchstraße ist erst wieder ab Februar am Nachthimmel zu sehen.
Die Milchstraße selbst kann aber in (Süd-)Deutschland am besten zwischen ca. 17:18 Uhr und 18:18 Uhr fotografiert werden.
Das galaktische Zentrum befindet sich währenddessen 7.9° unter dem Horizont und ist nicht sichtbar.
In lichtverschmutzten Regionen (dies gilt u.a. für Bortle > 3) lässt sich die Milchstraße schon ab 16:58 Uhr fotografieren. Es herrscht dann zwar keine absolute Dunkelheit, jedoch ist das atmosphärische Streulicht der Sonne dunkler, als die vorherrschende Lichtverschmutzung.
Während dieser Zeit scheint der Mond nicht. Die Bedingungen zur Fotografie sind daher ideal.
Diese Bedingungen bestehen noch 12 Nächte bis zum 02.12.2024.
Das nächste ideale Zeitfenster ist danach erst wieder vom 28.12.2024 bis zum 09.01.2025.
Übrigens: Eine tagesbasierte Vorhersage der Sicht- und Fotografiebedingungen der Milchstraße für die nächsten 365 Tage findest Du auf der Seite Kalender für Milchstraße & Sternschnuppen: Planen, fotografieren, sehen.
Tipps & Tricks rund um die Fotografie der Milchstraße
Tipps zur Fotografie und Entwicklung der Milchstraße
Wann die Milchstraße im Jahresverlauf zu sehen und zu fotografieren ist, wird im Beitrag Milchstraße im Jahresverlauf: Wann am besten fotografieren? beschrieben.
Für die Planung, die richtigen Kameraeinstellungen zur Fotografie und die Entwicklung von Aufnahmen der Milchstraße mit darktable, Sequator und GIMP empfehle ich das Tutorial Astrofotografie: Getting started.
Steckbrief Kameraeinstellungen:
- Blende: Wähle mindestens Blende f/2.8. Sofern das Objektiv lichtstärker ist, blende etwas ab, um Vignettierung und Verzerrungen im Randbereich zu verhindern.
- Belichtungszeit: Abhängig von der Brennweite. Orientiere Dich an der 500er Regel, wenn es schnell gehen soll und an der NPF-Regel, wenn Du möglichst gute Resultate erzielen willst. Generell gilt: Je kürzer die Brennweite, desto länger kannst Du belichten.
- ISO-Empfindlichkeit: Sollte neben Blende und Belichtungszeit zuletzt eingestellt werden. Je höher der Wert, desto höher das Bildrauschen. Ideal: 1600 bis 6400.
- Bildstabilisator: Sollte deaktiviert werden.
- Weißabgleich: Stelle den Weißabgleich auf einen festen Wert wie „Tageslicht“ oder 3900K.
- Auslöseverzögerung: Um das Bild nicht durch Drücken des Auslösers zu verwackeln, solltest Du mit Auslöseverzögerung oder Fernauslöser arbeiten.
Steckbrief Kameraausrüstung:
- Stativ: Wegen der Langzeitbelichtungen ist ein Stativ Pflicht!
- Stirnlampe: Um sich im Dunkeln zurecht zu finden, sollte unbedingt eine Stirnlampe verwendet werden. Idealerweise mit Rotlicht.
- Kamera:
- Manuell bedienbar.
- Mindestens 1″ großer Bildsensor.
- Objektiv:
- Blende: Mindestens Blende f/2.8.
- Brennweite: Höchstens 24mm Brennweite.
Hinweise
- Die oben genannten Zeitangaben sind lediglich Richtwerte. Sie variieren in Abhängigkeit vom jeweiligen Standort und orientieren sich an der geographischen Mitte Deutschlands.
- Das regionale Wetter wird bei dieser Betrachtung nicht berücksichtigt. 😉
Die Empfehlung ist nur ein Richtwert und ersetzt nicht die detaillierte Planung, jedoch erhält man auf diese Weise eine grobe Orientierung, wann es sich überhaupt lohnt, sich auf die Jagd nach der Milchstraße zu begeben.
Wie funktioniert’s?
Anhand der aktuellen und der prognostizierten Mondphase berechnet ein Skript, ob der Mond während des Zeitfensters, in dem das galaktische Zentrum der Milchstraße sichtbar ist, gar nicht oder teilweise scheint.
Abhängig von dieser Berechnung werden die Bedingungen zur
abgeleitet:- Ideal: Der Mond scheint nicht, während das galaktische Zentrum am Horizont zu sehen ist.
- Sehr gut: Es ist annähernd Neumond, sodass die vom Mond verursachte Lichtverschmutzung keine Rolle spielen wird.
- Gut: Der Mond steht als zu- oder abnehmender Sichelmond am Himmel oder scheint nicht während das galaktische Zentrum seinen Höhepunkt am Horizont erreicht. Die Lichtverschmutzung ist niedrig.
- Eher schlecht: Es herrscht annähernd Halbmond, die Lichtverschmutzung macht sich bereits negativ bemerkbar.
- Schlecht: Der Mond steht als Dreiviertelmond am Himmel, die Lichtverschmutzung macht die Fotografie beinahe unmöglich.
- Sehr schlecht: Es ist Vollmond. Keine Chance auf gute Fotos.
- Unmöglich: Das galaktische Zentrum ist überhaupt nicht am Himmel zu sehen. Typischerweise ist das im Dezember und Januar der Fall.
Das Skript orientiert sich bei der Berechnung der Mondphase sowie bei dessen Auf- und Untergangszeiten am geographischen Mittelpunkt Deutschlands.
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Infos zur Planung
Wie Du generell Deine Shootings planen kannst, findest Du hier heraus: Standortsuche und Planung von Milchstraßenfotos in lichtverschmutzten Regionen
Detaillierte Infos zum optimalen Zeitpunkt für die Fotografie der Milchstraße gibt’s unter anderem im Beitrag Milchstraße im Jahresverlauf: Wann am besten fotografieren?
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Weiterführende Themen:
Sehr geehrte Damen und Herren,
erst einmal ein ganz großes Dankeschön und Lob für diese so wunderbare und informative Internetseite zwecks Astrofotografie! Macht weiter so!
Da ich noch ein ziemlicher Neuling bin und gerade erst Mondfotos mit einem 800mm Objektiv mit meiner Canon-Kamera gemacht habe, bin ich noch etwas unsicher unterwegs 😅🤷🏻♂️.
Ich hätte da ein paar Fragen vorweg. Wir würden es wagen (wenn tatsächlich ein Zwischenhoch von Sonntag zu Montag kommen sollte) und in die Region rund um Gülpe ins Havelland fahren wollen ,um hier eben in jener Nacht unser Glück mit unseren ersten Fotos der Milchstraße herauszufordern 💪🏻😇🙏🏻. Wäre die Nacht von Sonntag zu Montag tatsächlich dafür geeignet und wann wäre die beste Zeit dafür?
Mit den Objektiven und Einstellungen habe ich noch so meine Probleme. Also ich habe mir eine Canon-Kamera EOS R100 besorgt. Ich habe hierbei ein Objektiv RF-S mit einer Brennweite von 18-45 mm F4.5-6.3 sowie RF-S mit einer Brennweite von 55-210mm F5-7.1. Und noch ein 800mm Objektiv von Canon dazu. Könnte man mit den kleinsten Objektiven überhaupt vernünftige Fotos machen oder müsste man sich hier neue Objektive explizit dafür zulegen? Andere Fragen die mir dabei aufkamen waren, soll man mit Blitzlicht oder ohne fotografieren sowie ob man auch nachts eine Streulichtblende verwenden müsste? Ein Stativ von Rollei habe ich übrigens dabei. Ich habe auch ein paar Schwierigkeiten was die Einstellungen am Rädchen an der Kamera angeht. Es gibt so viele Modi sodass man gar nicht weiß, was man einstellen soll🤫😌. Unter folgendem Link finden Sie einige Informationen dazu: https://www.mediamarkt.de/de/product/_canon-eos-r100-kit-systemkamera-mit-objektiv-18-45-mm-55-200-mm-762-cm-display-wlan-287909
Sie merken es vielleicht ich bin da noch ziemlich unbeholfen aber ich denke mit etwas Übung wird das schon klappen.Über eine Rückmeldung mit einigen Tipps wäre ich Ihnen überaus dankbar und würde mich zudem sehr freuen. MgfG Salvatore 🙏🏻😇👋
Hallo Salvatore,
sorry für die späte Antwort und vielen Dank für das Lob!
Zu Deinen Fragen:
Wenn ich das richtig sehe, liegt Gülpe in einem Sternenpark, daher sollten zumindest was die Lichtverschmutzung angeht, optimale Bedingungen herrschen. Der Mond geht am Sonntagabend um ca. 18:30 Uhr unter und die Milchstraße ist ca. von 21 Uhr bis 22:30 Uhr zu sehen. Soweit zu den positiven Aspekten.
Da die Saison jedoch schon sehr weit fortgeschritten ist und das galaktische Zentrum im Norden generell nicht mehr so hoch steht, wie hier im Süden, wirst Du es vermutlich – wenn überhaupt – nur sehr nah über dem Horizont fotografieren können und das auch nur für ca. 30 Minuten (Pi-Mal-Daumen). Als Uhrzeit würde ich direkt ab ca. 21 Uhr starten, denn das Zentrum sinkt nach Beginn der Dunkelheit kontinuierlich in Richtung Horizont. Die App PhotoPills kann Dir hier wertvolle Infos vor Ort liefern.
Zu Deinen Objektiven: Von der Brennweite kommt allenfalls das 18-45mm mit f/4.5 in Frage. Eigentlich benötigt man für die Astrofotografie größere Blendenöffnungen von mindestens f/2.8. In Deinem Fall solltest Du direkt mit 18mm und f/4.5 an den Start gehen. Der ISO-Wert muss entsprechend hoch gewählt werden, vermutlich mindestens 6400 (einfach mit verschiedenen Werten spielen). Die Belichtungszeit kannst Du u.a. wegen der kleinen Blendenöffnung auf 15 bis 25sec einstellen. Vermutlich hast Du dann schon mit Sternenspuren zu kämpfen, aber wegen der kleinen Blende leider keine andere Wahl. Alle Angaben ohne Gewähr und frei aus dem Bauch geschätzt. 😉
Das andere Objektiv mit 55-210mm kannst Du leider nicht verwenden, das 800mm ebenso nicht.
Die Verwendung eines Blitzlichts macht keinen Sinn, damit erzielst Du keinen positiven Effekt.
Die Streulichtblende kannst Du verwenden, musst Du jedoch nicht.
Vor allem solltest Du mit der Bedienung Deiner Kamera im Dunkeln vertraut sein, sonst macht das Unterfangen keinen Spaß. Meine Alpha 6400 und Alpha 7 III kann ich bspw. beide inzwischen – im wahrsten Sinn des Wortes – blind bedienen. Am besten nimmst Du alle Einstellungen schon vor der Anreise vor und probierst dann einfach vor Ort ein paar Dinge aus. Aller Anfang ist schwer, aber es lohnt sich!
Zur weiteren Lektüre kannst Du auch noch einen Blick auf folgende Seite werfen, auf der ich alle nötigen Kameraeinstellungen zusammengefasst habe: Astrofotografie: Optimale Kameraeinstellungen für Milchstraße & Sternenhimmel
Ich hoffe, ich konnte Dir etwas weiterhelfen und Deine Fragen beantworten.
Viel Erfolg und viele Grüße
Hendrik
Hallo,
habe vor im Juni im Sternenpark Zainingen Bilder zu machen.
In der Sun Surveyor App wird für den Zeitraum Juni 2023 aus dem Kalender hier angezeigt, dass kein Zentrum zu sehen ist. Vielleicht kannst du mir helfen?
lg
Hi,
für erstklassige Sichtbedingungen auf die Milchstraße darf die Sonne höchstens -18° unter dem Horizont stehen. Alles darüber (d.h. > -18°) ist keine absolute Dunkelheit. Im Juni sind die Nächte allerdings sehr kurz und -18° werden in unseren Breitengraden dann rund um die Sommersonnenwende nicht erreicht.
Somit wird in der App vermutlich angezeigt, dass das galaktische Zentrum nicht sichtbar ist.
Das ist allerdings – meiner Erfahrung nach – nur die halbe Wahrheit, denn das GZ kann durchaus auch noch passabel bei einem Sonnenstand von bis zu -15° fotografiert werden.
Ich hoffe, das hilft Dir weiter.
Viele Grüße
Hendrik
Coole Sache. War einfach nur interessiert, ob Ende Oktober noch gute Chancen auf die Milchstraße bestehen und das Bild ist direkt von dem Ort, wo bisher die meisten meiner Milchstraßen-Bilder entstanden sind ?
Mal sehen, ob ich im Oktober noch etwas auf den Sensor bekomme ?
Hi,
da die Bilder immer durchrotieren bin ich jetzt aber neugierig, auf welches Du Dich beziehst. Brombachsee oder Nordschwarzwald? 😉
Viele Grüße
Hendrik
Ich habe sie heute Nacht kurz nach 4 Uhr über Berlin gesehen.. ich bin immernoch total fasziniert aber habe es mit der HandyKamera leider nicht aufnehmen können.
Hi Biggi,
ja, die Milchstraße ist schon eindrucksvoll am Himmel. Vielleicht besitzt Du ja eine Kamera, mit der Du beim nächsten Mal ein paar Aufnahmen von ihr machen kannst.
Viele Grüße
Hendrik
Hi,
sehr interessante Seite, die Du da betreibst.
Ich habe mir auch vorgenommen, in die Sternen-/Nachthimmel-/Milchstrassen-Fotografie einzusteigen.
Meine Ausrüstung ist eine Sony A6500 and das Walimex 12mm F2 (also ähnlich wie Deine).
Für 1.4. hätte ich einen ersten Versuch mit der Milchstrasse geplant.
Leider hat mir/uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht ….. 🙁
(ich bin in Österreich-Ybbs zu Hause).
Aber es gibt sicher ein nächstes Mal von 24.-28.4. …
Gruß, Wilfried
Hi Wilfried,
es freut mich, wenn Dir mein Blog gefällt!
Leider hat sich die Wetterlage mittlerweile nicht nur in Österreich, sondern auch hier in Süddeutschland wieder stark eingetrübt. Die nächsten Tage herrschen eigentlich optimale Bedingungen vor, aber das Wetter macht mir auch einen Strich durch die Rechnung. 🙁
Allerdings kann ich mich bisher nicht beklagen: In den letzten Wochen war ich mehrmals erfolgreich.
Bleib einfach am Ball und habe Geduld! Irgendwann ist das Wetter sicher perfekt und dann macht die Astrofotografie umso mehr Spaß! 😉
Viele Grüße und viel Erfolg
Hendrik