Von allen meinen bisherigen Astrofotos mag ich diejenigen vom März 2021 am wenigsten: Der damalige Standort war nicht gut und zudem stand die Milchstraße und ihr galaktisches Zentrum noch nicht so hoch am Himmel, als dass ich es hätte fotografieren können.
Grund genug also, es dieses Jahr besser zu machen.
So ging ich dieses Mal in der Nacht vom 28. Februar auf den 01. März auf Nummer sicher und suchte einen Standort auf, den ich genau kannte und von dem ich mir bessere Aufnahmen erhoffte.
Die große Frage war, ob ich dieses Jahr das galaktische Zentrum nach der Winterpause zum ersten Mal zu Gesicht bekommen würde.
Ich war insgesamt ca. eine Stunde bei knackigen -3°C vor Ort und habe ein paar schöne Aufnahmen zustande gebracht.
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Die Wettervorhersage war perfekt und lag diesmal zum Glück richtig: Vor Ort fand ich einen sternenklaren Himmel ohne die kleinste Wolke vor. 🙂
Ich machte mich an die „Arbeit“ und konnte letztendlich vier Bilder entwickeln, die ich im nachfolgenden Beitrag vorstellen möchte.
Inhalt:
März-Milchstraße #1: Warmup
Die erste Aufnahme entstand zu Beginn meiner Tour gegen 04:45 Uhr.
Das galaktische Zentrum stand zu der Zeit mit etwa 4° noch viel zu niedrig am Horizont und wurde von den Bergen verdeckt. Kein größeres Problem – das hatte ich sowieso schon erwartet.
Ich nutzte die Zeit, um mich „einzuschießen“, die
richtig einzustellen und einen guten Standort zu finden.Wie immer war ich mit meiner Sony Alpha 6400 und meinem alten, neuen Walimex 12mm f/2 unterwegs.
Nachdem ich mit meinem ursprünglichen Probleme mit dessen Zentrierung festgestellt hatte, schaffte ich das baugleiche Walimex an und habe nun endlich ein Exemplar gefunden, das zwar nicht ganz, aber annähernd zentriert ist und hervorragende Resultate in den Randbereichen liefert.
12mm f/2Und das Beste: Dank „Klebestreifen-Tuning“, d.h. permanenter Fixierung des Fokusrings, muss ich vor Ort nicht mehr umständlich fokussieren und spare eine Menge Zeit und Nerven.
Bei den Aufnahmeeinstellungen habe ich mich an der optimalen Belichtungszeit nach der NPF-Formel orientiert: Um Sternenspuren zu vermeiden, reduzierte ich dafür die Belichtungszeit von den sonst üblichen 20sec auf 10sec und kompensierte die geringere Lichtmenge durch eine Anhebung des ISO-Werts von 3200 auf 6400.
Im Ergebnis sind die Sterne bei dieser relativ kurzen Belichtungszeit annähernd punktförmig, während bei der bisher von mir verwendeten Verschlusszeit von 20sec mit den umgerechneten 18mm Brennweite des
schon leichte Striche zu erkennen sind.Tipp: Wenn Du für Deine Kamera und Dein Objektiv die ideale Belichtungszeit berechnen willst, dann wirf einmal einen Blick auf den NPF-Rechner!
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Als Blende wählte ich, wie üblich, f/2.8. Die Vignettierung wäre mit meinem Objektiv bei niedrigeren Blendenwerten nicht mehr akzeptabel.
Zuhause angekommen konnte ich es kaum erwarten, die Aufnahmen zu entwickeln. Wie immer orientierte ich mich dabei am Tutorial Astrofoto: Milchstraße fotografieren & entwickeln mit darktable, GIMP & Sequator mit folgenden Zwischenschritten:
- Vorbereitung zum Stacking mit darktable: In diesem Schritt werden mit darktable chromatische Aberrationen und tote Pixel entfernt sowie die Verzeichnung des korrigiert.
- Stacking mit Sequator: Durch das Stacking, d.h. das Stapeln mehrerer Aufnahmen, kann das Bildrauschen, das bei hohen ISO-Werten zwangsläufig entsteht, erheblich reduziert werden. Sequator leistet hierbei sehr gute Dienste und ist sogar noch kostenlos.
- Entwicklung mit darktable: Im eigentlichen und umfassendsten Entwicklungsschritt wurde dann die gestackte Aufnahme bearbeitet. In diesem Schritt geht es primär um die Anpassung des Kontrasts zur Herausarbeitung der Milchstraße und um die Einstellung des richtigen Weißabgleichs, um dem Bild die gewünschte Optik zu verleihen.
- Feinschliff mit GIMP: Zuletzt folgt etwas Feintuning mit dem kostenlosen Tool GIMP. Der Schritt zielt erneut auf dezentre Kontrastanpassungen, aber auch auf die getrennte Entwicklung von Vorder- und Hintergrund, um den Dynamikumfang zu erhöhen.
Letzten Endes ist die Milchstraße deutlich am Himmel zu erkennen, auch wenn leider der hellste Teil, nämlich das galaktische Zentrum, zu dieser Zeit noch nicht sichtbar war.
März-Milchstraße #2: Motivsuche
Die zweite Aufnahmereihe mit identischen Einstellungen erfolgte etwa 15 Minuten später.
Den Bildausschnitt veränderte ich nur minimal.
Die Milchstraße steht hier schon etwas höher am Himmel. Für das galaktische Zentrum hat es aber noch immer nicht gereicht.
Die Kameraeinstellungen und Entwicklungsschritte waren hier identisch zum ersten Bild, sodass ich mir an dieser Stelle eine ausführliche Beschreibung spare.
März-Milchstraße #3: Peak
Check! – Auf dem dritten Bild ist das galaktische Zentrum mit einer Elevation von 7° endlich direkt über den Bergen am Horizont zu sehen. Ziel erreicht! 😎
Die Aufnahme entstand beinahe zum Ende des optimalen Zeitfensters gegen 05:25 Uhr, kurz bevor die astronomische Dämmerung anbrach.
Langsam war ich richtig durchgefroren, wollte aber noch ein paar Minuten ausharren, um die Milchstraße noch etwas höher am Himmel fotografieren zu können.
März-Milchstraße #4: Astronomische Dämmerung
Die letzte Aufnahmeserie dieses kalten Märzmorgens entstand eine gefühlte Ewigkeit nach Anbruch der astronomischen Dämmerung gegen 05:45 Uhr.
Die Sonne befand sich zu dieser Zeit bereits weniger als 15 Grad unter dem Horizont, sodass ihr atmosphärisches Streulicht den Himmel schon minimal erleuchtete und die Kontraste der Milchstraße allmählich schwächer wurden.
Erkennbar ist das Streulicht am nicht mehr zu korrigierenden Blauton des Sternenhimmels. Allerdings verleiht dieser Farbton dem Bild wiederum einen gewissen Charme und sieht interessant aus. 😉
Fazit
Das war mal wieder eine coole Tour. – Im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich bin zwar zu dieser frühen Stunde beinahe nicht aus dem Bett gekommen, aber letztendlich waren alle Zweifel wieder in dem Moment verflogen, in dem ich meine Kamera aufs
montierte und ich die ersten Aufnahmen der Milchstraße im Kasten hatte.Eigentlich hatte ich zum Ende der letztjährigen „Milky Way Hunting Season“ beschlossen, es dieses Jahr etwas gemütlicher angehen zu lassen. Jetzt bin ich allerdings wieder so richtig angefixt und kann es kaum erwarten, das nächste Mal mitten in der Nacht loszuziehen und die Milchstraße samt galaktischem Zentrum vor die
zu bekommen. 😎In eigener Sache: FOCUStoINFINITY.de unterstützen!
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Weiterführende Themen:
- Astrofotografie: Einstieg & Basiswissen
- Astrofotografie FAQ: Häufige Fragen einfach erklärt. Voraussetzungen, Kameraeinstellungen, Bildentwicklung.
- Astrofotografie-Kalender: Mond, Sternschnuppen, Milchstraße und Deep Sky-Objekte auf einen Blick
- Optimale Kameraeinstellungen zur Astrofotografie
- Der ultimative Astrofoto-Guide: Brillante Astrofotos der Milchstraße Schritt für Schritt mit Adobe Lightroom LrC, Photoshop, Sequator und StarXTerminator entwickeln.
Echt super Fotos. Ende März werde ich es auch mal probieren. Nur das frühe Aufstehen und die Kälte. Oh je. Mache eigentlich viel im Radsport. Da geht es immer erst später los. Gott sei dank.
Hi Holger,
danke für das Kompliment!
Das frühe Aufstehen ist nicht angenehm, aber es lohnte sich bisher jedes Mal. – Und gegen die Kälte hilft nur gute und genug Kleidung. Aber das kennst Du sicher auch vom Radsport. 😉
Viele Grüße und viel Erfolg Ende März
Hendrik