Es ist war noch keine vier Wochen her, seit ich meine bis dato schönsten Astrofotos des Jahres 2022 geschossen habe. – Nämlich im Juli während der Erntezeit.
Hauptmotiv(e) waren – wie kann es zu dieser Jahreszeit auch anders sein – Strohballen. 😉
Als ich diese Fotos mit meiner Sony Alpha 7 III aufnahm, experimentierte ich sowohl mit meinem Weitwinkel Sony SEL20F18G als auch mit der Normalbrennweite Sony SEL55F18Z.
Gerade mit letzterer gelangen mir einige atemberaubende Aufnahmen des galaktischen Zentrums. – Jedoch hatte ich die Rechnung ohne die große hyperfokale Distanz gemacht, die diese 55mm-Linse mitbringt.
Verwöhnt von meinen Ultrakurzbrennweiten mit 18 bzw. 20mm musste ich mir bisher nämlich über die Fokussierung im Vordergrund nie viele Gedanken machen. Irgendwie wurde das Bild im Vordergrund immer scharf… spätestens in einem Abstand von 5m.
Inhalt:
Hyperfokale Distanz bei 55mm unterschätzt
Anders sah es dagegen mit den 55mm des
aus: Die hyperfokale Distanz bei Blende f/2.8 beträgt hier noch satte 35m. D.h. bei Fokussierung auf die Sterne werden Objekte im Vordergrund erst ab einer Entfernung von 35m scharf abgebildet.Eine der damaligen Aufnahmen hatte den Sternenhimmel im Fokus, der Vordergrund (das Hauptmotiv) war aber leider unscharf:
Das Bild gefiel mir natürlich trotzdem, sonst hätte ich es gar nicht erst vorgestellt. 😉
Der Vordergrund war aber ein Wermutstropfen. Das musste doch auch besser gehen… und wie es der Zufall will bzw. wollte, entdeckte ich knappe zwei Wochen später auf meiner Suche nach neuen Shooting-Locations ein frisch geerntetes Feld mit unzähligen Strohballen. 😀
Der Plan war schnell gefasst: Ich wollte es besser machen als beim letzten Mal und sowohl den Vorder- als auch den Hintergrund scharf abbilden.
Focus-Stacking: Resultat
Hier erstmal das Ergebnis meines jüngsten Versuchs:
Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. – Einziger Fauxpas: Im Eifer des Gefechts hatte ich die Belichtungszeit mit 10sec zu lang gewählt und es waren leichte Sternenspuren auf den Rohaufnahmen zu sehen. Optimal wären dabei nach NPF-Rechner 5sec gewesen.
Sequator sei Dank wurden die Sterne durch den Stacking-Prozess aber im Zuge nach Nachbearbeitung hervorragend korrigiert und waren am Ende beinahe punktförmig. – Nochmal Glück gehabt. 😎
Aufnahmeeinstellungen
Das Bild oben besteht im Wesentlichen aus drei Komponenten: Hintergrund, Vordergrund und Lightpainting-Vordergrund
Hintergrund
Für den Hintergrund ging ich wie immer vor: Ich fokussierte auf die Sterne machte eine Aufnahmeserie mit 12 Fotos bei Blende f/2.8, (zu langen) 10sec Belichtungszeit und ISO 3200.
Vordergrund
Nachdem die Fotos für den Hintergrund im Kasten waren, fokussierte ich auf den Vordergrund.
Da der Autofokus im Dunkeln nicht richtig funktioniert und ich nicht manuell fokussieren wollte, leuchtete ich den Strohballen kurz mit meiner Taschenlampe an und fokussierte dann via Autofokus.
Die Aufnahmeeinstellungen waren darüber hinaus identisch zum Hintergrund.
Lightpainting
Um den „Vordergrund-Strohballen“ besser zur Geltung zu bringen, wollte ich mir zusätzlich noch mit etwas Lightpainting behelfen.
Hierzu stellte ich zunächst meine
ein: Während ich den Fokus und die Belichtungszeit beibehielt, änderte ich die Blende auf f/5.6 und den ISO-Wert auf 400.Danach startete ich die Serienaufnahme und beleuchtete den Strohballen von links und rechts mit meiner Taschenlampe. Dabei war / ist es wichtig, nicht zu lange mit dem Licht auf dem gleichen Fleck zu verharren, da sonst ausgebrannte Stellen die Folge wären.
Auf diese Weise entstanden, zusätzlich zu 12 Hinter- und 12 Vordergrundfotos, vier weitere Lightpainting-Aufnahmen.
Entwicklung
Die Entwicklung war schließlich kein Hexenwerk mehr.
Den Hintergrund entwickelte ich analog meines Tutorials Astrofoto: Milchstraße fotografieren & entwickeln mit darktable, GIMP & Sequator,
Den Vordergrund stackte ich der Einfachheit halber in GIMP.
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Vorder- und Hintergrund verschmolz ich, wiederum in Astrofotografie mit GIMP: Freistellen von Vorder- und Hintergrund beschrieben habe.
, wie ich das bereits im TutorialD.h. in GIMP hatte ich bis zu diesem Punkt zwei Ebenen: Einerseits die entwickelte Hintergrundaufnahme, andererseits die mit GIMP gestackte Vordergrundaufnahme.
Als dritte Komponente importierte ich noch die vier Lightpainting-Fotos als Ebenen und legte diese – vereinfacht gesagt – per Ebenenmodus „Nur aufhellen“ über die beiden vorgenannten Ebenen.
Details hierzu sind im Tutorial Astrofotografie & Milchstraße: Tutorial für Lightpainting und Entwicklung in GIMP, darktable und Sequator beschrieben.
Fazit
Mit dem Ergebnis bin ich ziemlich zufrieden. – Vor allem, da ich seit einer gefühlten Ewigkeit keinen Lightpainting-Versuch mehr unternahm.
Mit dem hier in aller Kürze beschriebenen Vorgehen lässt sich das Beste aus zwei Welten kombinieren: Sowohl Hintergrund als auch Vordergrund werden trotz der langen Brennweite von
scharf abgebildet und verleihen der Aufnahme eine enorme Tiefe.Das Resultat gefällt mir sogar so gut, dass ich sicher noch weitere Versuche unternehmen werde. – Vorausgesetzt, ich finde ein passendes und ansprechendes Vordergrundmotiv. 😉
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