Schon im vergangenen Jahr konnte ich vom regionalen Fremersbergturm aus ziemlich coole Fotos der nebelverhangenen Umgebung machen.
Und schon damals fasste ich den Gedanken, von dieser Location aus unbedingt einmal den Sternenhimmel und – noch viel wichtiger – die Milchstraße fotografieren zu wollen.
Dieses Jahr war es dann im August soweit: Die vorhergesagten Wetterbedingungen waren perfekt.
Leider klafften aber mal wieder Realität und Wirklichkeit weit auseinander. – Selten habe ich an einem Tag so oft die Wolken am Himmel beobachtet und so inständig gehofft, dass diese sich bis zum Abend noch verziehen würden. Dass ich danach nicht Nackenstarre hatte, grenzte an ein Wunder. 😎
Sternenklarer Himmel? Leider Fehlanzeige: Es herrschte nahezu Windstille. Die Wolken verdeckten die Milchstraße und bewegten sich allenfalls im Schneckentempo am Himmel entlang.
Meine Empfehlung für die (Landschafts-)Astrofotografie mit APS-C: Sony Alpha 6400 (Kit, 16-50mm)* |
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Kurz vor Aufbruch zur Shooting-Location war der Himmel noch immer wolkenverhangen und mir schwante nichts Gutes.
Zusammen mit einem Freund machte ich mich auf den Weg und wir kamen gegen 22:00 Uhr am Fermersbergturm an.
Ich hatte meine Sony Alpha 7 III mit Sony
und Sony SEL55F18Z im Schlepptau.Alle nachfolgenden Aufnahmen wurden mit den kostenlosen Tools darktable, GIMP und Sequator analog meines Tutorials Astrofoto: Milchstraße fotografieren & entwickeln mit darktable, GIMP & Sequator entwickelt.
Inhalt:
Problem 1: Turm verschlossen
Beim Turm angekommen gleich der erste Schock: Die Eingangstür war verschlossen. :–(
Glücklicherweise gewährten uns die Betreiber der angrenzenden Waldgaststätte Turm Fremersberg Zugang (An dieser Stelle noch einmal ein ganz großes Dankeschön!). – Die erste Hürde war genommen.
Im Turm wurde es gruseliger als erwartet.
Nach einem kurzen Test waren wir dann wenigstens sicher, dass wir die schwere Stahltür ohne Hilfe von außen beim Verlassen des Turms wieder selbst öffnen konnten und nicht die Nacht im Turm verbringen mussten. 😀
Im Turm sah man die Hand vor Augen nicht. Mit Taschenlampen bewaffnet schleppten wir uns im Dunkeln die schon vom Vorjahr bekannten 144 (Wendel-)Treppenstufen des Turms hinauf und kamen völlig außer Atem auf der 30m hoch gelegenen Aussichtsplattform an.
Dort begrüßte uns ein überwältigender Blick über Schwarzwald und Rheinebene.
Trotzdem war die Atmosphäre ziemlich unheimlich und alleine hätte ich niemals in der Nacht dort oben stehen wollen. Die Fantasie kann auf so einem gottverlassenen Turm mitten im Schwarzwald schon einmal mit einem Durchgehen. 😉
Problem 2: Wind Sturm Orkan
Neben dem Horror-Aspekt wurden wir auf der Aussichtsplattform direkt von einem kräftigen Wind begrüßt, was ziemlich seltsam war: Einerseits herrschte am Boden Windstille, andererseits bewegten sich die Wolken am Himmel noch immer in Zeitlupe und verdeckten die Sicht auf die Milchstraße.
Mein Favorit für die Landschafts-Astrofotografie: Sony FE 20mm f/1.8 G* |
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Vermutlich hatte es der Wind auf Höhe der Plattform (30m über dem Boden gelegen) ausschließlich darauf abgesehen, unser Vorhaben zunichte zu machen oder wenigstens erheblich zu erschweren. Denn wegen der kräftigen Böen war es unmöglich, das Stativ in voller Höhe aufzubauen und über die Brüstung der Aussichtsplattform zu fotografieren.
Der Wind (aka Sturm aka Orkan) rüttelte nämlich so kräftig an Stativ und
, dass letztere nicht ruhig stand, spürbar auf dem Stativ vibrierte und sämtliche Langzeitbelichtungen selbstverständlich unscharf waren. 🙁Da half alles nichts: Ich musste mit der Kamera möglichst nah am Boden bleiben und notgedrungen durch das Geländer der Aussichtsplattform fotografieren:
So schoss ich also gezwungenermaßen die Fotos dieses Abends von ca. 40cm Höhe und direkt durch das die Aussichtsplattform umgebende Geländer.
Das war gar nicht so einfach, da ich a) nicht schwindelfrei bin und b) eines der Stativbeine außerhalb des Geländers und am Rande des Abgrunds bzw. der Aussichtsplattform platzieren musste. Allein beim Gedanken, die Kamera könne durchs Gitter rutschen, versetzte es mir einen Stich in der Magengegend. 😉
Sony FE 55mm f/1.8 Zeiss* |
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Kam c) noch hinzu, dass es schwierig war, die Kamera samt 20mm Weitwinkel so zwischen den Gitterstäben auszurichten, dass letztere nicht ins Bild hineinragten.
Blick in die Rheinebene, 55mm
Wegen der „Weitwinkel-Problematik“ entschied ich mich zu Beginn des Abends, meine Aufnahmen mit meinem Sony
, d.h. mit 55mm, zu machen. So hatte ich weniger mit dem Geländer zu kämpfen und konnte immerhin das erste Bild machen…Als wären die vorgenannten Probleme nicht schon groß genug, bewegten sich die Schleierwolken nach wie vor nur in Minimalgeschwindigkeit durchs Bild.
Im Nachhinein bin ich allerdings froh darüber, denn ich bin mittlerweile überzeugt, dass die nachfolgenden Bilder nicht annähernd so schön geworden wären, wäre der Himmel sternenklar gewesen.
Hier also die erste Aufnahme dieses Abends:
Auf dem Turm noch relativ unspektakulär, nach der Entwicklung jedoch ein echter Hingucker: Für das erste Bild machte ich 9 Fotos mit 5sec Belichtungszeit bei Blende f/2.8 und ISO 1600.
Wegen der Wolken hatte ich es anfangs ohnehin nicht (mehr) auf die Milchstraße abgesehen und konnte daher einen recht niedrigen ISO-Wert wählen (was eigentlich egal ist, denn der Sensor der
ist sowieso ISO-invariant).Adobe Lightroom & Photoshop* |
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Dank der Wolkenschleier am Himmel entstand glücklicherweise ein ansprechendes, interessantes Bild mit einem Ausblick, den man nicht alle Tage zu Gesicht bekommt – auch ganz ohne die Milchstraße.
Ziemlich heftig ist die omnipräsente Lichtverschmutzung entlang des Horizonts.
Im Wesentlichen habe ich bei der Entwicklung die Belichtung und natürlich den Kontrast angepasst. Das darktable-Modul „Dunstentfernung“ war in diesem Fall ein echter Lebensretter, denn erst damit ließen sich die vielen Facetten des bewölkten Sternenhimmels herausarbeiten.
Milchstraße, 20mm (Variante 1)
Nachdem die ersten Fotos mit 55mm im Kasten waren, wagte ich doch noch einen Versuch mit dem ultraweitwinkligen
SEL20F18G und seinen 20mm Brennweite.Ich fand nach millimetergenauer Ausrichtung der Kamera doch noch ein „Schlupfloch“, in dem ich durch das Brüstungsgitter fotografieren konnte.
Wegen der Bewölkung hatte ich schon die Hoffnung aufgegeben, doch mitten in einer der zahlreichen Aufnahmeserien bemerkte ich, dass die Milchstraße sich hinter den Schleierwolken auf dem Kameradisplay zeigte.
Zuhause musste ich bei der Entwicklung nahezu alle Modulregler in an ihr Limit bringen, um diese auch sichtbar zu machen.
Nach der ersten großen Enttäuschung des Abends hätte ich nicht mehr damit gerechnet, dass sich aus den Rohdaten noch ein so schönes Bild entwickeln lassen würde:
Es handelt sich um eine Aufnahmereihe von 16 Fotos mit je 10sec Belichtungszeit, Blende f/2.8 und ISO 1600.
Falls Dich interessiert, wie die Rohdaten aussahen, hier ein paar Beispiele
Milchstraße, 20mm (Variante 2)
Da ich quasi meine Kamera in Dauerschleife laufen hatte – in der Hoffnung, dass der Himmel doch noch den Blick auf den Sternenhimmel bzw. die Milchstraße freigeben würde – entstand kurz nach dem zuletzt vorgestellten Foto noch eine weitere Variante vom gleichen Kamerastandpunkt aus.
Diese unterscheidet sich nur minimal von der ersten. – Ich war jedoch unschlüssig, welche ich besser finde und entschied mich dazu, beide in meinem Blog vorzustellen:
In beiden Fällen verleihen die durchs Stacking verzerrten Wolken diesem und dem vorangehenden Bild eine spannende Dynamik, die es ziemlich interessant machen.
Fazit
Das war eine richtig coole Aktion.
Gegen 23:30 traten wir die Rückreise in die (beleuchtete) Zivilisation an. Ich hatte kaum Hoffnung, dass an diesem Abend gute Fotos entstanden wären – zu dominant waren die Wolken gewesen.
Noch immer kein altes Eisen: Sony Alpha 7 III* |
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Zuhause am PC dann die Überraschung: Trotz aller widriger Umstände entstanden drei sehr schöne Bilder, an die ich mich immer gerne zurückerinnern werde.
Einmal mehr zeigte sich, dass Wolken bei der
echten Mehrwert stiften können. Jedoch ist es ein schmaler Grat zwischen „optimaler Bewölkung“ und „zu starker Bewölkung“. Dieses Mal hatte ich Gück.Gerade die Bewölkung hat mich an diesem Tag fast wahnsinnig gemacht und einmal mehr zeigt sich, dass sich Warten eben doch auszahlt. – Nur durch Zufall konnte ich so mitten in meinen Aufnahmeserien noch ein paar verwertbare Fotos der Milchstraße entdecken und entwickeln.
Die gruselige Atmosphäre auf der Aussichtsplattform und der starke Wind werden mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Vielleicht starten wir ja nächstes Jahr einen weiteren Versuch und haben dann zumindest Glück mit Wetter und Wind. 😉
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Weiterführende Themen:
- Astrofotografie: Einstieg & Basiswissen
- Astrofotografie FAQ: Häufige Fragen einfach erklärt. Voraussetzungen, Kameraeinstellungen, Bildentwicklung.
- Astrofotografie-Kalender: Mond, Sternschnuppen, Milchstraße und Deep Sky-Objekte auf einen Blick
- Der ultimative Astrofoto-Guide: Brillante Astrofotos der Milchstraße Schritt für Schritt mit Adobe Lightroom LrC, Photoshop, Sequator und StarXTerminator entwickeln.
- Tutorial: Entwicklung von Astrofotos
einfach nur wunderschön. Danke das Ihr es doch ausgehalten habt da oben.
Vielen Dank für das Lob! 🙂
Viele Grüße
Hendrik
Alles richtig gemacht ! Die sehr gelungene Ergebnisse sind die Belohnung für Deinen Fleiß und Ausdauer 🙂
Ist womöglich nicht vergleichbar aber mir sind auch mal grölende Jugendliche am Hohen Peißenberg mit Scheinwerfer durch die Langzeitaufnahme gefahren und eine sehr dekorative Lichtspur hinterlassen 🙂
Danke! Freut mich, wenn es Dir gefällt!
Auf solche Begegnungen, wie Du sie schilderst, kann ich nachts ebenfalls gut verzichten. Ich bin immer wieder froh, wenn ich meine Bilder im Kasten habe und ich niemandem begegnet bin. Das passiert aber zum Glück auch nur äußerst selten, da man bei der Astrofotografie meistens recht abgeschiedene Orte aufsucht.
Viele Grüße
Hendrik