Auf meinem Blog dreht sich beinahe alles rund um die Fotografie der Milchstraße: Von der Planung von Shootings, über das notwendige Equipment, die richtigen Einstellungen bis hin zur Entwicklung von Astrofotos.
In diesem Beitrag möchte ich einmal einen Schritt vorher ansetzen und der Frage nachgehen, wie und wo man überhaupt die Milchstraße am Himmel finden kann, um sie zu fotografieren.
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Dabei gibt es zuerst eine Reihe von Faktoren zu beachten, die alle zusammenspielen müssen, damit man Erfolg hat.
Inhalt:
Voraussetzungen: Faktoren für die Sichtbarkeit
Neben dem offensichtlichsten Faktor – dem Wetter – spielen auch die Jahreszeit, Mondphase und die vorherrschende Lichtverschmutzung eine entscheidende Rolle, um die Milchstraße am Himmel finden bzw. sehen zu können.
Jahreszeit
Wenn man gemeinhin von der Milchstraße spricht, ist dabei meistens deren galaktisches Zentrum gemeint.
Das galaktische Zentrum ist der hellste und spektakulärste Teil der Milchstraße und lässt sich auf Astrofotos am besten in Szene setzen:
Um nun das galaktische Zentrum überhaupt sehen / fotografieren zu können, spielt die Jahreszeit eine entscheidende Rolle.
Während es sich in Deutschland in den Monaten Februar bis Oktober über dem Horizont befindet, ist es in den Wintermonaten nicht zu sehen. Die Milchstraße ist dann zwar als Sternenband am Himmel noch immer zu erkennen, doch der eindrucksvollste Teil fehlt leider und es ist schwierig, noch brauchbare Fotos davon zu machen.
Also merken: Die Milchstraße sieht man sich am besten in den Sommermonaten an!
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Lichtverschmutzung
Da die Milchstraße nur bei absoluter Dunkelheit gut zu sehen / zu fotografieren ist, sollte umgebende Lichtverschmutzung (bspw. durch angrenzende Dörfer, Städte oder Autobahnen) vermieden werden.
Leider ist das in Deutschland bzw. Europa schwieriger als zunächst zu vermuten wäre, da die fortschreitende Industrialisierung sowie die dichte Besiedelung zu allerhand ungewollter Beleuchtung und somit Lichtverschmutzung führen.
Erst wenn es in Blickrichtung absolut dunkel ist, hat man überhaupt eine Chance, das feine Band der Milchstraße am Himmel erkennen und fotografieren zu können.
Auf dem folgenden Bild hatte ich Glück: Während rechterhand starke Lichtverschmutzung vorherrschte, ist die Milchstraße am linken Rand zu sehen:
Hätte sie sich stattdessen oberhalb des Lichtverschmutzten Bereichs befunden, hätte das Umgebungslicht die feinen Strukturen überstrahlt und sie wäre gar nicht zu sehen gewesen.
Weiterführende Informationen zum Thema Lichtverschmutzung findest Du unter anderem auf der Seite Astrofotografie & Sternenhimmel: Standortsuche & Planung von Milchstraßenfotos in lichtverschmutzten Regionen.
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Mondphase
Die Mondphase spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle dabei, ob die Milchstraße am Himmel gut zu sehen ist oder nicht.
Während es im vorangehenden Abschnitt um künstliche bzw. „menschenverursachte“ Lichtverschmutzung ging, stellt der Mond eine natürliche Lichtverschmutzungsquelle dar.
Wenn er scheint oder gar durchs Bild wandert, verschluckt der Erdtrabant ebenfalls die Strukturen der Milchstraße und es bleibt nicht mehr viel vom wunderschönen nächtlichen Sternenhimmel übrig.
Hier einer meiner Versuche – wider besseres Wissens – ein
unserer Heimatgalaxie bei Mondschein zu machen:Das war wohl nichts. – Obwohl ich mitten in der Nacht unterwegs war, ist auf dem obigen Bild der Himmel blau erleuchtet und der Kontrast rund um die Milchstraße nur sehr schwach ausgeprägt.
Bessere Ergebnisse erzielt man daher, wenn der Mond sich in der Neumondphase befindet oder erst gar nicht über dem Horizont zu sehen ist.
Sonnenstand
Wie jetzt? Der Sonnenstand als Faktor zur Sichtbarkeit der Milchstraße?
Richtig gelesen! Klar – bei Tag sieht man weder Sterne, noch die Milchstraße. Das wäre auch zu trivial. Es muss schon dunkel sein, um Sterne am Himmel zu sehen. 😉
Allerdings ist Dunkelheit nicht gleich Dunkelheit.
Die Sonne muss, um die Milchstraße gut sehen und fotografieren zu können, mindestens 18° (in lichtverschmutzten Gebieten etwas weniger) unter dem Horizont stehen, damit ihr Licht nicht in der Atmosphäre streut und der Himmel zu hell leuchtet.
Im Ergebnis sieht ein solches Bild dann ähnlich wie die oben gezeigte „Mondaufnahme“ aus:
Wetter
Klar – ohne gutes Wetter geht es nicht.
Ziehen Wolken am Himmel entlang, wird der freie Blick auf den Sternenhimmel erschwert bzw. sogar unmöglich:
Ehrlich gesagt finde ich nichts bei der
nervtötender, als den ständigen Blick auf die Wettervorhersage, wenn die Bedingungen nicht ganz klar sind.Schließlich hängt dann oft auch eine wichtige Entscheidung davon ab (überspitzt formuliert): Stehe ich wirklich mitten in der Nacht auf und riskiere einen wolkenverhangenen Himmel, oder verpasse ich die Chance auf tolle Astrofotos und warte einen weiteren Monat?
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Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Stunden ich damit schon verschwendet habe. Ich mag zwar die Astrofotografie, doch kostet es mich jedes Mal erhebliche Überwindung, mich mitten in der Nacht auf den Weg zu machen.
Uhrzeit: WANN kann man die Milchstraße denn nun eigentlich sehen / fotografieren?
Wusstest Du, dass sich der ideale Zeitpunkt zur Sichtung bzw.
der Milchstraße über das Jahr hinweg immer weiter verschiebt?Beginnend im Februar ist die Milchstraße in den frühen Morgenstunden gegen 05:00 Uhr zu sehen.
Diese Zeit bewegt sich dann bis September kontinuierlich „nach vorne“, sodass unsere Heimatgalaxie gegen Ende der Saison im September schon um 21 Uhr zu sehen / fotografieren ist.
Besonders „anstrengend“ sind die Monate April und Mai, in denen man die besten Fotos zwischen 2 und 4 Uhr machen kann.
Für weitere Details empfehle ich die Lektüre der Seite Milchstraße im Jahresverlauf: Wann am besten in Deutschland fotografieren?
Himmelsrichtung: WO kann man die Milchstraße sehen / fotografieren?
Nachdem nun die Grundvoraussetzungen geklärt sind, unter denen man die Milchstraße wenigstens theoretisch sehen kann, bleibt die wesentliche Frage offen:
In welcher Himmelsrichtung befindet sie sich denn?
Auch die Himmelsrichtung hängt ein wenig von der Jahreszeit ab: Im Frühjahr ist die Milchstraße im Süd-Osten (besser: Süd-Süd-Ost) und gegen Herbst im Osten bzw. in Richtung Süd-Süd-Ost zu sehen.
Kameraeinstellungen: WIE kann man die Milchstraße am besten fotografieren?
Wenn Du die Milchstraße nicht nur mit bloßem Auge sehen, sondern auch fotografieren willst, gilt es einige Faktoren zu berücksichtigen:
- Du benötigst eine Kamera, mit der Du manuell fotografieren kannst. D.h. Fokus, Blende, Belichtungszeit, Brennweite und ISO-Wert sollten manuell einstellbar sein. Automatikprogramme führen hier nicht zum Ziel.
- Als Richtwert solltest Du eine Brennweite von 20 bis 24mm verwenden, maximal jedoch 50mm (Kleinbild-Äquivalent).
- Die Belichtungszeit wird sich, abhängig von der Brennweite, zwischen 10sec und 20sec bewegen. Du kannst Dich zur Ermittlung der optimalen Belichtungszeit an meinem NPF-Rechner orientieren.
- Der ISO-Wert wird in der Regel in einem hohen Bereich zwischen 1600 und 6400 liegen.
- Deine Kamera sollte möglichst über einen 1″-großen Sensor (RX100 IV), besser über einen APS-C-Sensor (z.B. ) oder noch besser über einen Vollformat-Sensor (Sony Alpha 7 III) verfügen, um das Bildrauschen im Zaum zu halten. Je größer die einzelnen Pixel auf dem Kamerasensor sind, desto mehr Licht können diese einfangen und desto besser ist das Signal-Rausch-Verhältnis.
- Sofern vorhanden, deaktiviere den Bildstabilisator. Dieser führt bei den langen Belichtungszeiten zu schlechteren Ergebnisse.
- Orientiere Dich bei der Belichtungszeit am NPF-Rechner. Belichtest Du zu lange, werden die Sterne zu Strichen und verhunzen Dir das Bild.
- Verwende unbedingt ein , denn wegen der langen Belichtungszeiten ist es unmöglich, frei Hand zu fotografieren.
Eine detaillierte Beschreibung der richtigen Einstellungen findest Du unter Astrofotografie: Optimale Kameraeinstellungen für Milchstraße & Sternenhimmel.
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Hilfsmittel zum Auffinden der Milchstraße
Wir wissen jetzt, dass die Milchstraße – abhängig von Jahreszeit, Lichtverschmutzung, Mondphase, Sonnenstand und Wetter – sich in südlicher Richtung befindet.
Doch wie findet man sie in der nächtlichen Dunkelheit am besten?
Glücklicherweise gibt es einige nützliche Helferlein, die Dir diese Problematik erleichtern:
Planungskalender für die Milchstraße
Wenn Du von langer Hand planen möchtest, ob und wie Du die Milchstraße zu Gesicht bekommen kannst, dann wirf doch einmal einen Blick auf meinen Blog-eigenen 180-Tage-Kalender zur Planung von Milchstraßen-Aufnahmen.
Im Kalender findest Du eine tabellarische Übersicht über die Tage mit idealen Bedingungen.
Zusätzlich werden weitere nützliche Informationen angezeigt, u.a.:
- Von wann bis wann die Milchstraße bzw. deren galaktisches Zentrum zu sehen ist.
- Welche maximale Elevation das galaktische Zentrum erreichen wird.
- Welche Mondphase am jeweiligen Tag vorherrscht.
Der Kalender dient mir selbst inzwischen als absolute Planungshilfe und ich entwickle diesen in Eigenregie stetig weiter.
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Heutige Sichtbarkeitsbedingungen
Neben dem Planungskalender steht auf meinem Blog noch zusätzlich die Seite Howto: Milchstraße heute fotografieren & sehen zur Verfügung.
Dort erhältst Du einen kurz und knapp alle wesentlichen Informationen zur optimalen Sichtbarkeit der Milchstraße.
Kameradisplay
Die Überschrift „Kameradisplay“ mag verwunderlich klingen, doch beim Shooting vor Ort habe ich mich schon oft bzw. beinahe immer am Display meiner Kamera orientiert.
Natürlich weiß ich, dass die Milchstraße in südlicher Himmelsrichtung zu finden ist. – Daher mache ich vor Ort ganz gerne einen „Testshot“ in diese Himmelsrichtung.
Im Idealfall ist dann die Milchstraße schon direkt auf dem Display meiner Sony
oder Sony Alpha 7 III zu erkennen und ich kann mit der Feinjustierung des Bildausschnitts beginnen.Deine Augen
Ok, das mag jetzt etwas reißerisch klingen. – Aber mit ein wenig Übung kannst Du in der Dunkelheit am besten selbst erkennen, wo die Milchstraße verläuft. – Vorausgesetzt, es ist dunkel und die Lichtverschmutzung ist gering genug, um das feine Sternenband am Himmel mit bloßen Augen sehen zu können. 😉
Apps
Neben den Tools auf meinem Blog gibt es auch noch eine Reihe weiterer, nützlicher Tools, um die Milchstraße in der Dunkelheit ausfindig zu machen.
Stellarium
Die App „… Stellarium ist ein kostenloses, quelloffenes Planetarium …“ und leistete mir bisher hervorragende Dienste beim Auffinden von Sternenbildern, des Mondes oder der Milchstraße mithilfe meines Smartphones.
Stellarium ist für alle gängigen Plattformen (Windows, Linux, Android, Apple) verfügbar und wartet mit einem „realistischen 3D-Himmel“ auf, anhand dessen man sich hervorragend bei der Planung oder in der Nacht an der Shooting-Location orientieren kann.
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PhotoPills
PhotoPills ist vermutlich die bekannteste App für die Astrofotografie und im Gegensatz zu Stellarium nicht kostenlos für Android bzw. Apple erhältlich.
Die App kostet im Android Playstore ca. 6 EUR, die einmalig zu bezahlen sind und sich durchaus lohnen.
Mit Photopills erhält man einen umfangreichen Planer für zahlreiche Anwendungsfälle wie Milchstraße, Sonnenauf- und Sonnenuntergänge, die Mondfotografie oder sogar für die Planung von Sternschnuppen-Shootings.
Zudem wartet die App mit einigen nützlichen Tools zur Berechnung der optimalen Belichtungszeit und der hyperfokalen Distanz auf.
Ich habe PhotoPills und seine Bedienung genauer im Beitrag PhotoPills-Crashkurs: Milchstraße finden und Shooting planen beschrieben und verwende die App ebenfalls regelmäßig.
Fazit
Das war nun der Rundumblick für das Finden, Sehen und Fotografieren der Milchstraße.
Vielleicht hört sich das alles zum ersten Mal recht kompliziert an, doch keine Bange: Mit etwas Übung und Routine findet man die Milchstraße leicht am Himmel.
Stimmen Jahreszeit, Mondphase, Wetter und findest Du eine Location mit geringer Lichtverschmutzung, steht dem ungetrübten Blick auf unsere Heimatgalaxie nichts mehr im Weg. 😉
Ich hoffe, ich konnte alle Deine Fragen mit diesem Beitrag beantworten. Sofern noch Punkte offen geblieben sind, lasse gerne einen Kommentar da!
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