Neuer Monat, neue Fotos der Milchstraße. In diesem Beitrag stelle ich meine jüngsten Aufnahmen der April-Milchstraße und die zugrunde liegenden Entwicklungsschritte im Rahmen meiner Milky Way Challenge 2021 vor.
Mittlerweile ist es Frühling und man sollte annehmen, dass die Temperaturen nach den sibirischen -10°C bei der Aufnahme der Februar-Milchstraße und im Verhältnis angenehmen -2°C im März passé sind.
Als mich jedoch mein Wecker am 14.04. um 03:00 Uhr nachts wach klingelte, hatte es draußen erneut -1°C. Wieder nichts mit angenehmen Temperaturen während des Shootings. – Ich bin’s ja schon gewohnt und gewissermaßen routiniert. 😉
Ein paar Mützen und Schals, eine dicke Jacke und mein batteriebetriebener Handwärmer haben gute Dienste geleistet. Leider nicht meine Laufschuhe (???), die ich dieses Mal in einem geistigen Dämmerzustand unplanmäßig im nächtlichen Koma anzog. Wie das mit Laufschuhen so ist, sind diese gut belüftet – und sie saugen sich ebenso gut mit kaltem Wasser voll, wenn man bei den Aufnahmen in knöchelhohem Gras steht. 😀
Trotz nasser Socken und tauber Füße sind die Fotos jedoch in diesem Monat ziemlich gut geworden. Schließlich ist die Saison zur
der Milchstraße jetzt in vollem Gange.Insgesamt kam ich nach 2 Stunden mit kalten Füßen und beinahe 250 Aufnahmen im Gepäck nach Hause. 🙂
Da ich mit Stacking arbeite, entstanden aus diesen 250 Aufnahmen insgesamt etwa 5 brauchbare Bilder, von denen ich in diesem Beitrag drei vorstellen werde.
Die April-Aufnahmen sind Teil meiner Milky Way Challenge 2021, in der ich jeden Monat versuche, mir mindestens eine Nacht mit dem Shooting der Milchstraße um die Ohren zu schlagen.
Wann die Milchstraße am besten zu sehen ist, erfährst Du übrigens im Beitrag Milchstraße im Jahresverlauf: Wann am besten fotografieren?
Genug philosophiert. Los geht’s mit den Bildern.
Inhalt:
April-Milchstraße #1
Gleich die erste Aufnahme dieser Nacht ist eine meiner bis dato besten geworden.
Ursprünglich hatte ich nicht einmal geplant, an dieser Position Fotos zu machen, da das galaktische Zentrum der Milchstraße (im Bild oben ist es direkt über den Bergen gerade am Aufgehen) hinter dem Baum rechts verschwunden wäre.
Da ich allerdings ziemlich früh am Ort des Geschehens war und relativ viel Zeit hatte, versuchte ich dennoch mein Glück. Nachdem das Stativ aufgebaut war habe ich etwa 5 Testläufe a 20 Aufnahmen mit meiner Sony Alpha 6400 und dem
bei Blende f/2.8 und ISO 3200 gemacht, mit der Belichtungszeit experimentiert und mich schließlich für 20sec entschieden.Da der Baum rechterhand gerade blühte, habe ich zusätzlich noch einige weitere Lightpainting-Aufnahmen mit 15sec Belichtungszeit, Blende f/8 und ISO 400 vorgenommen. Dabei beleuchtete ich insbesondere die Blühten des Baums mit meiner Taschenlampe, um diese später im Bild dezent herausarbeiten zu können.
Schon auf dem Kameradisplay war die Milchstraße dieses Mal deutlich klarer zu erkennen, als sonst. Das liegt mitunter daran, dass sich hinter der Bergkuppe am Horizont keine Störquelle mit Lichtverschmutzung befindet.
So kommt das galaktische Zentrum wahnsinnig gut zur Geltung und die Entwicklung mit darktable, Sequator und GIMP war diesmal relativ einfach möglich.
Wie üblich habe ich zunächst die 20 Aufnahmen fürs Stacking in darktable vorbereitet und nur chromatische Aberrationen entfernt. Dann wurden sie gestackt und schließlich folgte der eigentliche Entwicklungsprozess in darktable.
Der Reihenfolge nach bin ich dieses Mal (für den Hintergrund) so vorgegangen:
- Die Belichtung wurde um eine ganze Blendenstufe erhöht.
- Der Weißabgleich wurde feinjustiert und etwas ins Bläuliche verschoben.
- Kontrast und insbesondere Sättigung wurden angehoben.
- Mit dem lokalen Kontrast wurden die feinsten Details weiter herausgearbeitet und Lichter reduziert.
- Mit zwei Kontrast Equalizer-Instanzen habe ich die Strukturen der hellen und dunklen Partien sowie die Chrominanz verstärkt. Im Unterschied zum verlinkten Tutorial habe ich die Kontraste diesmal jedoch deutlich geringer, aber dafür über die gesamte Breite angehoben. So bleiben mehr Details der Michstraße erhalten und sie wird feiner gezeichnet.
- Die Belichtung oberhalb und unterhalb der Milchstraße wurde dezent mit Verlaufsformen reduziert.
- Abschließend noch etwas Velvia, Schatten und Spitzlichter sowie Dunstentfernung angewandt und fertig war der Hintergrund. 🙂
Danach habe ich die Aufnahme des Hintergrunds in
dupliziert und sämtliche Kontrast- sowie Belichtungsanpassungen rückgängig gemacht, um wieder Details im Vordergrund zu erhalten (bei der Entwicklung des Hintergrunds war der Vordergrund letzten Endes annähernd schwarz).Vorder- und Hintergrund wurden dann abschließend in GIMP zusammengeführt und dem Bild der letzte Schliff verpasst.
Die Sterne wurden per „Anti-Nudge“ reduziert, wie im Beitrag GIMP: Sternenhimmel entrauschen und Sterne reduzieren beschrieben.
Zusätzlich zu den im letzten Link enthaltenen Arbeitsschritten zur Freistellung des Vordergrunds habe ich den Kontrast des Nachthimmels nochmals mittels des Werte-Moduls in GIMP erhöht.
Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Das
bzw. die gesamte April-Reihe ist mein persönlicher Favorit unter allen bisher von mir aufgenommenen Astrofotos. 😀Die unbearbeiteten Originalaufnahmen sahen wie folgt aus:
Dir ist die Entwicklung mit darktable & Co zu kompliziert oder Du verwendest normalerweise Adobe Lightroom: Milchstraße bearbeiten und entwickeln an.
? Kein Problem! Schau Dir mein TutorialApril-Milchstraße #2
Die Zeit schritt voran und es war nicht mehr lang bis zum Beginn der astronomischen Dämmerung um 04:30 Uhr. Nach einer Stunde bei -1°C wurde mir auch langsam kalt. 😉 Also wechselte ich meine Position zu dem Punkt, von dem ich ursprünglich die Astrofotos schießen wollte.
Leider zogen mittlerweile Wolken bzw. Dunstschleier von Westen auf, sodass schon Teile des galaktischen Zentrums in Höhe des Horizonts verdeckt wurden.
Stacking und Sequator sei Dank, wurde das Ergebnis trotz dieser Wolkenschleier ziemlich gut und das galaktische Zentrum ist sogar noch am Horizont erkennbar. Mental hatte ich diese Aufnahmen bereits abgehakt, da ich nicht davon ausging, brauchbare Ergebnisse damit zu erzielen.
Die Überraschung kam daheim am PC: Anstatt die Fotos unbrauchbar zu machen, verleihen die Wolkenschlieren den Aufnahmen das gewisse Extra und das finalisierte Bild wirkt dadurch deutlich interessanter. – Wenn ich mein bisheriges Lieblings-Astrofoto küren müsste, würde ich genau dieses nehmen. 🙂
Die Bearbeitungsschritte waren im Wesentlichen identisch zur ersten Aufnahme, nur dass ich in diesem Fall nicht mit Lightpainting gearbeitet habe.
Hier zum besseren Vergleich die unbearbeitete Originalaufnahme. Die Wolkenschleier sind schon beträchtlich und verdecken große Teile des Himmels. Umso erstaunlicher, welches Kunststück Sequator im Rahmen des Stacking-Prozesses geleistet hat:
Die ideale Einstiegslinse in die Landschafts-Astrofotografie: Samyang Pro 12mm f/2* |
249,99 € |
April-Milchstraße #3
Last but not least das dritte Bild im Bunde. Da ich zu dem Zeitpunkt schon sehr durchgefroren und müde war, habe ich die
einfach von der gleichen Position etwas weiter in den Himmel gerichtet.Die Entwicklungsschritte waren identisch zum vorherigen Bild.
Die Wolken sind erneut ziemlich dominant im Bild zu sehen. Dadurch, dass nur der Bergrücken im unteren Teil erkennbar ist, wirkt die Aufnahme ziemlich abstrakt. 🙂
Fazit
Schön war’s! 🙂
Einmal mehr habe ich mich im Rahmen meiner persönlichen Milky Way Challenge 2021 mitten in der Nacht bei eisigen Temperaturen aus dem Bett gequält – und wurde letzten Endes mit phantastischen Aufnahmen belohnt.
Wie sich gezeigt hat, bin ich dieses Mal auf eine richtig gute Shooting-Location gestoßen, die wegen der geringen Lichtverschmutzung Details in der Milchstraße sichtbar macht, die ich hier in der Gegend nie für möglich gehalten hätte.
Im Rahmen meiner weiteren Planung werde ich als Vorbereitung für den Monat Mai nochmal ein paar Standorte rund um die Shooting-Location sondieren und auf den Ergebnissen dieses Beitrags aufbauen.
Im Mai wird die Milchstraße auch noch ein Stückchen höher am Himmel stehen und weitere Details werden sichtbar sein.
In eigener Sache: FOCUStoINFINITY.de unterstützen!
Mein Blog ist kostenlos und macht jede Menge Spaß - aber auch viel Arbeit. Wenn es Dir hier gefällt, kannst Du mich ganz einfach und unkompliziert unterstützen: Klickst Du z.B. auf einen meiner gekennzeichneten Spende via Paypal zukommen lassen.
und kaufst dann ein Produkt bei Amazon, erhalte ich eine kleine Provision - für Dich bleibt der Preis gleich. Du kannst mir aber natürlich auch gerne direkt eine kleineVielen Dank für Deine Unterstützung!
Weiterführende Themen:
- Astrofotografie: Einstieg & Basiswissen
- Astrofotografie FAQ: Häufige Fragen einfach erklärt. Voraussetzungen, Kameraeinstellungen, Bildentwicklung.
- Astrofotografie-Kalender: Mond, Sternschnuppen, Milchstraße und Deep Sky-Objekte auf einen Blick
- Der ultimative Astrofoto-Guide: Brillante Astrofotos der Milchstraße Schritt für Schritt mit Adobe Lightroom LrC, Photoshop, Sequator und StarXTerminator entwickeln.
- Tutorial: Entwicklung von Astrofotos