Nebel ist hier in der hiesigen Region (Nordschwarzwald) im Herbst gang und gäbe.
Ende letzten Jahres habe ich schon einige schöne Aufnahmen machen können, aber 100%ig überzeugt war ich nie: Mal hatte ich nur das Handy dabei, mal war ich einfach mit der Stimmung nicht ganz zufrieden.
Anders war das dieses Jahr Mitte Oktober: Der Nebel hielt sich bereits den ganzen Tag, als ich bei meiner abendlichen Laufrunde ein paar Höhenmeter die Berge hinauflief und schnell feststellte, dass die Nebelschicht relativ tief lag und die Sicht schnell besser wurde.
Ich witterte meine Chance und machte mich nach meiner Laufrunde auf zur Yburg. Bereits auf dem Weg nach oben durchbrach ich die Nebelschicht und konnte ein paar Blicke von oben auf den Nebel erhaschen. Perfekte Bedingungen also!
Bei der Burg angekommen kam dann die große Enttäuschung: Geschlossen! Keine Chance hineinzugelangen und vom Turm aus Bilder der Umgebung zu machen. 🙁
Glücklicherweise konnte ich von meinem Standpunkt aus sehen, dass der angrenzende Fremersbergturm ebenfalls klare Sicht und spektakuläre Sichtbedingungen versprach.
Da bereits die goldene Stunde kurz bevor stand und ich unbedingt den Sonnenuntergang fotografieren wollte, hetzte ich per Auto von der Yburg zum Fremersberg und sprintete förmlich die 144 Stufen des Turms nach oben.
Weiterführendes Thema zum Schlagwort "Sonnenuntergang":
Auf der Plattform angekommen hat mich der Ausblick förmlich umgehauen: Ringsum war bis an den Horizont ein Meer aus Wolken zu sehen. Wahnsinn – sowas sieht man nicht alle Tage!
Im Gepäck hatte ich sowohl mein Stativ als auch meine Sony Alpha 6400 und verschiedene Objektive. – U.a. mein Viltrox 23mm f/1.4, das Sony SEL35F18, das Samyang 12mm f/2 sowie mein jüngster Neuzugang – das Sony SEL55210. – Tatsächlich verwendete ich auch alle diese Linsen für meine Fotos vor Ort, da sich die nebelbedeckte Umgebung extrem vielseitig zeigte und ich die Stimmung mit nur einem einzigen Objektiv nicht hätte einfangen können.
Nachdem sich mein Puls vom Treppensteigen halbwegs beruhigt und ich mich an die schwindelerregende Höhe gewöhnt hatte, baute ich mein Stativ auf, montierte meine Kamera und legte los.
Leider war der Himmel oberhalb der Nebeldecke ebenfalls wolkenverhangen und wegen des bevorstehenden Sonnenuntergangs bzw. des relativ tiefen Sonnenstands waren die Lichtverhältnisse zur Fotografie schwierig.
Ich entschied mich daher, von allen meinen Motiven Dreifachbelichtungen mit je 2 Blendenstufen Unterschied zu machen und diese später im Zuge der Nachbearbeitung zu HDR-Aufnahmen zusammenzufügen. So wollte ich vom bestmöglichen Dynamikumfang profitieren.
Weiterführendes Thema zum Schlagwort "Blende":
Inhalt:
Yburg im Nebelmeer
Die erste Aufnahme hat es gleich ganz weit vorne in meine persönliche Bestenliste geschafft.
Zu sehen ist im Vordergrund die Yburg, wie sie über dem Nebel thront. Im Hintergrund ist die Hornisgrinde zu erkennen.
Die Aufnahme entstand mit dem Objektiv Sony SEL55210 mit 150mm Brennweite (Kleinbild-Äquivalent). Ich machte drei Aufnahmen mit je 1/8sec, 1/30sec und 1/125sec Belichtungszeit. Die Blende wählte ich mit f/8 und die ISO-Empfindlichkeit stellte ich auf den niedrigstmöglichen Wert von 100 ein.
Weiterführendes Thema zum Schlagwort "ISO":
Wie oben schon geschrieben war mein Ziel, wegen der komplizierten Lichtverhältnisse ein HDR-Bild zu entwickeln.
Daher importierte ich nach meiner Rückkehr die Bilder im RAW-Format nach darktable und erzeugte auf dem „Leuchttisch“ eine HDR-Aufnahme, die aus den drei Belichtungen bestand.
Tipp: Um den vollen Dynamikumfang in darktable auszuschöpfen muss hierzu in darktable im Modul „Basiskurve“ die Option „Fusion“ auf „Drei Belichtungen“ eingestellt werden:
Danach erhielt ich ein recht dunkles Bild. Dank der drei Belichtungen konnte ich jedoch die Belichtung um mehr als 2 Blendenstufen anheben, ohne dass das Bildrauschen übermäßig zugenommen hätte.
Bei den weiteren Schritten griff ich auf Standardmodule zurück:
- Kontrast und Sättigung wurden erhöht.
- Schatten und Spitzlichter aktiviert, um den Dynamikumfang weiter zu spreizen.
- Der Weißabgleich wurde etwas wärmer eingestellt, da das initiale Bild sehr kühle Farben aufwies, obwohl ich den Weißabgleich auf 3900K eingestellt hatte.
- Mit dem Modul Velvia habe ich schließlich noch etwas mehr Wärme und Farbbrillinz ins Bild gebracht
- Dank des Moduls Lokaler Kontrast konnte ich Dunst im Vordergrund reduzieren, sodass das Bild klarer wirkte.
Das Ergebnis exportierte ich als TIFF-Datei und setzte die Entwicklung in GIMP fort:
- Zunächst habe ich dort Belichtung, Kontrast und Sättigung des „Yburg-Bergs“ samt Burg im Vordergrund korrigiert, sodass diese etwas stärker aus dem Bild hervortreten.
- Danach schärfte ich die Aufnahme noch dezent nach. Mit der ursprünglichen Schärfe war ich leider nicht gänzlich zufrieden – eine bekannte Schwachstelle des SEL55210.
Fertig war das Bild. Hört sich vielleicht für den ein oder anderen Leser kompliziert an, ging jedoch gut von der Hand. Im Wesentlichen kam mir hier mein Knowhow bei der Bildentwicklung von Astrofotos zugute.
Zum Vergleich hier die unbearbeitete Orginalaufnahme (1/30sec):
Am Ende hatte sich also die Mühe gelohnt und ich war froh, kurzentschlossen von der Yburg zum Fremersberg gefahren zu sein. 😎
Wolkenmeer
Die nächste Aufnahme machte ich dann in Richtung der Sonne mit meinem Sony SEL35F18 und umgerechnet 50mm Brennweite.
Weiterführendes Thema zum Schlagwort "Sonne":
Erneut nahm ich drei Bilder mit je zwei Blendenstufen unterschied bei Blende f/8 und ISO 100 auf.
Der Entwicklungsablauf in darktable war ähnlich zur obigen Beschreibung.
Ich exportierte diesmal jedoch zwei Aufnahmen zur Weiterbearbeitung in GIMP: Einerseits die entwickelte HDR-Aufnahme (analog oben), andererseits die teilweise mit 1/5sec überbelichtete Aufnahme.
Letztere war zwar im Himmel total ausgebrannt, enthielt jedoch die prächtigen Herbstfarben der Bäume, die im Vordergrund zu sehen sind.
In GIMP kombinierte ich dann beide Fotos wieder miteinander, indem ich den Vordergrund (= die Bäume) der überbelichteten Aufnahme freistellte und mit dem Hintergrund der HDR-Aufnahme vereinte.
Im Vordergrund hob ich erneut Belichtung, Sättigung und Kontrast an, um die schönen, herbstlichen Farbtöne der Bäume zu betonen.
Et voila: Das zweite Bild war entwickelt! 🙂
Weitblick
Das letzte Bild des Beitrags entstand mit meinem Samyang 12mm f/2, also mit einer ultraweitwinkligen Brennweite von umgerechnet 18mm.
Die Sonne war hier bereits kurz vor dem Untergang und ist gerade noch so hinter den Wolken am Horizont zu sehen.
Das Nebelmeer kommt auf diesem Bild beinahe am besten zur Geltung bzw. man kann sich auf dieser Basis die beste Vorstellung davon machen, wie es vor Ort aussah.
Fazit
Nach getaner „Arbeit“ trat ich den Abstieg vom Fremersbergturm an und kämpfte mich die Wendeltreppe mit ihren 144 Stufen nach unten.
Die Qualität der Aufnahmen konnte ich vor Ort wegen der Dreifachbelichtungen nicht beurteilen und ich hoffte einfach nur, dass wenigstens einige brauchbare Fotos darunter waren. – Es wäre doch extrem schade gewesen, wenn ich diese grandiose Stimmung wegen Anwendungs- oder technischer Fehler nicht hätte einfangen können. – Schließlich sieht man das nicht alle Tage.
Mit dem Ergebnis am PC war ich letztendlich sehr zufrieden und stellte schnell fest, dass – bis auf wenige Ausnahmen – hervorragende Bilder entstanden sind, die mich noch lange an diesen tollen Abend im nebligen Nordschwarzwald erinnern werden. 🙂
Welche Erfahrungen hast Du bereits mit der Fotografie von Nebel gesammelt? Hinterlasse gerne einen Kommentar!
In eigener Sache: FOCUStoINFINITY.de unterstützen!
Mein Blog ist kostenlos und macht jede Menge Spaß - aber auch viel Arbeit. Wenn es Dir hier gefällt, kannst Du mich ganz einfach und unkompliziert unterstützen: Klickst Du z.B. auf einen meiner gekennzeichneten Spende via Paypal zukommen lassen.
und kaufst dann ein Produkt bei Amazon, erhalte ich eine kleine Provision - für Dich bleibt der Preis gleich. Du kannst mir aber natürlich auch gerne direkt eine kleineVielen Dank für Deine Unterstützung!
Weiterführende Themen: