Bekanntlich liegt mein Fokus in der Entwicklung von Astrofotos ganz klar auf den kostenlosen und hervorragenden Tools darktable, GIMP und Sequator.
Im Jahr 2021 machte ich einen kleinen Ausflug in die Adobe-Welt und befasste mich mit den Entwicklungsmöglichkeiten von Lightroom und Photoshop. Die Ergonomie war damals zwar darktable & Co überlegen, nicht aber die Ergebnisse. So entschied ich nach Ablauf meines Jahresabonnements, dieses nicht zu erweitern und weiterhin mit meine Astrofotos zu bearbeiten bzw. zu entwickeln.
Jüngst unterzog ich nun die Software Luminar Neo von Skylum einem weiteren Test und schaute mir das Programm mit dem Fokus auf die Entwicklungsmöglichkeiten von Astrofotos an.
Mich wunderte bis dahin, warum es im Internet eigentlich gar keine Infos und Tutorials zum Thema „Entwicklung von Astrofotos mit Luminar Neo“ gab. Die Software hat dabei eine Menge AI-gestützter Funktionen im Angebot, die zunächst für speziell diesen Anwendungsfall vielversprechend klingen.
Nachfolgend schildere ich meine ersten Erfahrungen mit dem Tool und versuche zu beurteilen, ob die Software für die
von Astrofotos geeignet ist.Inhalt:
Benutzeroberfläche
Erst einmal zum Offensichtlichen: Dem Programmfenster bzw. der Oberfläche.
In der Programmoberfläche von Luminar Neo gibt es keine Überraschungen und man findet sich schnell zurecht:
- Mittig ist natürlich das zu bearbeitende Bild dargestellt
- Links finden sich die verschiedenen Bildebenen, die sich separat bearbeiten lassen
- Rechts finden sich die verschiedenen Werkzeuge, wie das bei anderen RAW-Konvertern auch der Fall ist.
Hier gibt es keine Überraschungen. Kennt man ein Tool, kennt man alle. 😉
Adobe Lightroom & Photoshop* |
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Ergonomie
Bei der Bedienung fielen mir keine nennenswerten Schwächen auf.
Einmal musste ich das Programm neu starten, da sich die Ebenenmaskierung und die Entwicklungswerkzeuge nicht mehr aufklappen ließen. Kein größeres Problem und vermutlich inzwischen im Rahmen eines Bugfixes behoben.
Ansonsten geht die Bedienung recht intuitiv von der Hand und Änderungen sind nach kurzer Rechenzeit direkt sichtbar.
In Sachen Performance ist Luminar Neo darktable klar überlegen.
Ebenensystem und Maskierung
Die Bearbeitung meiner Astrofotos verteilt sich in der Regel auf mehrere Bereiche eines Bilds: Den Vordergrund, den Hintergrund bzw. Sternenhimmel und speziell die Milchstraße.
Jeden dieser Bereiche maskiere ich und bearbeite diesen gezielt.
Luminar Neo verfolgt – wie auch
– einen gänzlich anderen Ansatz beim Maskieren zu bearbeitender Bereiche, wie das bei darktable der Fall ist: Während in darktable die Maskierung via Verlaufsfilter, Pinsel etc. je Modul vorgenommen werden muss und sich die Maskierung auch vererben lässt, baut Luminar Neo auf ein Ebenensystem:Für jede Ebene kann ein Bereich maskiert werden, auf den Änderungen einwirken. Sämtliche Module bzw. Werkzeuge dieser Ebene werden dann auf diesen Bereich angewendet.
Das ist auf den ersten Blick einfacher, als in
. Jedoch verliert man auch ein Stück weit an Flexibilität. Sicherlich Geschmackssache und von der individuellen Präferenz abhängig. Ein Richtig oder Falsch gibt es an dieser Stelle nicht im direkten Vergleich.VILTROX AF 16mm f/1.8 FE* |
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Zurück zum Ebenensystem. Letztendlich benötige ich in Luminar Neo mindestens drei Ebenen: Gesamtbild, Vordergrund, Hintergrund. Hinzu kommen noch weitere Ebenen zum Herausarbeiten der Milchstraße.
Nicht so gut gefallen hat mir bei diesem Konzept, dass es keine Möglichkeit gibt, die Ebenen zu benennen (oder ich diese nicht gefunden habe). Hier kommt man schnell durcheinander und muss sich mehr oder weniger aufwendig durch die Ebenen hindurchklicken um die richtige zu finden und bearbeiten zu können. – Eine Kleinigkeit, die eigentlich schnell zu korrigieren ist und möglicherweise in künftigen Versionen enthalten sein wird.
Die Maskierung von Teilbereichen je Ebene hat gut funktioniert und erinnerte mich optisch an die gängigen Adobe Produkte: Maskierte Bereiche werden rot überlagert dargestellt. Es stehen die üblichen Werkzeuge zur Verfügung.
Welches Maskierungssystem nun das Bessere ist, ist Geschmackssache. Ich weiß die Modul-basierte Maskierung von darktable zu schätzen, aber das ist meine subjektive und sicher nicht neutrale Meinung. Für Einsteiger ist die Luminar Neo-Maskierung sicherlich intuitiver bedienbar.
Was jedoch sowohl in
als auch in Luminar Neo besser gelöst ist, sind die Übergänge der Maskierungen. Diese sehen bei darktable schnell viel zu hart aus, während sie bei den beiden anderen Programmen für das Auge des Betrachters unsichtbar bleiben.Wesentliches: Die wichtigsten Funktionen
Luminar Neo bringt eine ganze Reihe bekannter Werkzeuge mit, mit deren Hilfe sich Astrofotos der Milchstraße auch ohne lange Einarbeitungszeit mit relativ guten Ergebnissen entwickeln lassen:
Meine Bearbeitung basierte vor allem auf den Tools
- „Verstärken AI“ zur Kontrasterhöhung und Herausarbeitung der Milchstraße.
- „Entwickeln“ zur Anpassungen von Belichtung, Lichtern, Schwarztönen, Farbtemperatur, der Farbkurve, Vignettierung etc.
- „Struktur AI“ zum verstärken von abgesoffenen Details und zum Herausarbeiten von Kontrasten – sowohl im Vorder- als auch im Hintergrund.
Die Werkzeuge sind intuitiv bedienbar und es gibt kaum Überraschungen hinsichtlich ihrer Funktionalität. Man erreicht mit wenigen Reglern ziemlich schnell ziemlich brauchbare Ergebnisse.
VILTROX AF 20mm f/2.8 FE* |
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Einzig beim Einstellen der Farbtemperatur hatte ich Schwierigkeiten, denn schnell kam es im Himmel zu einem kräftigen Blaustich. Den Regler konnte ich daher nur mit Bedacht und äußerster Vorsicht bedienen.
AI-Funktionen
Wie eingangs geschrieben, wartet Luminar Neo zusätzlich zu den vorgenannten mit einigen weiteren AI-gestützten Funktionen auf, die ich in aller Kürze testete.
Himmel maskieren
Die Maskierung des Himmels ist für Astrofotos ziemlich entscheidend, da in der Regel Vordergrund und Hintergrund (=Himmel) separat
/ belichtet werden. Ein perfekt freigestellter Himmel ist hierfür wichtig, um harte Übergänge oder „optische Bildfehler“ zu vermeiden.Von Lightroom weiß ich, dass man dort ziemlich schnell und einfach den Himmel maskieren kann, um diesen danach separat zu bearbeiten. darktable hat leider keine solche Funktion zu bieten.
Luminar Neo dagegen bietet die „Himmel AI“. Leider lieferte diese bei meinen Astrofotos keine zufriedenstellenden Ergebnisse:
Wie im obigen Screenshot klar zu sehen ist, ist die AI-generierte Maskierung des Sternenhimmels ziemlich löchrig und stellt somit keine einfache bzw. schnelle Möglichkeit zur getrennten Bearbeitung von Hintergrund sowie Vordergrund dar.
Schade, aber so ist diese Funktion für mich leider für Astrofotos nicht brauchbar.
Sony FE 55mm f/1.8 Zeiss* |
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Verstärken
Mit dieser Funktion konnte ich mithilfe der AI-basierten „Akzente-Verstärkung“ ziemlich gut die Milchstraße im Sternenhimmel aber auch Details im (zu dunkel fotografierten) Vordergrund herausarbeiten.
In
ist diese Funktion vermutlich am ehesten mit der Dunstentfernung, die im Wesentlichen eine Kontrasterhöhung durchführt, vergleichbar.Die Verstärken-Funktion erzielt schnell gute Ergebnisse.
Rauschfrei
Rauschfrei AI steht als kostenlose Erweiterung zum Download bereit. Die Funktion entrauscht das zu bearbeitende Bild – ebenfalls KI-basiert – analog bekannter Software wie z.B. Topaz Denoise AI.
Die Funktionalität stellt sicher eine nützliche Hilfe dar, doch mir fehlten Zeit und Muse, um mich näher damit zu befassen.
Struktur
Vergleichbar ist dieses Modul am ehesten mit dem Verstärken-Modul. In beiden Fällen wurde der Kontrast verstärkt und sowohl im Vorder- als auch im Hintergrund wurden abgesoffene Details sichtbar gemacht, ohne dabei unnatürlich zu wirken. – Letzteres ist vermutlich der AI-Funktionalität geschuldet.
Fazit
Das war nun Luminar Neo im Schnelldurchlauf.
Sicherlich stecken in der Software noch viel mehr Details und ich habe nur an der Oberfläche gekratzt. Jedoch meine ich, mir einen ersten Überblick verschafft zu haben.
Luminar Neo ist zweifelsohne ein guter RAW-Konverter mit weitreichenden Funktionen. Für die
sind diese – aus meiner Sicht – aber leider weitestgehend nicht verwendbar bzw. nutzlos.Insbesondere die meisten AI-basierten Funktionen sind für diesen Anwendungsfall weitgehend nicht praktikabel.
Bekannt war mir die Software vor allem aufgrund der imposanten Bilder, in denen ein recht langweiliger Himmel durch einen regelrecht bombastisch wirkenden ersetzt wurde.
Da jedoch in der Landschafts-Astrofotografie vor allem der Himmel im Mittelpunkt des Motivs steht, ist dort in Sachen Bearbeitung Vorsicht angebracht. Schnell wird es zu bunt und zu knallig.
Mein Favorit für die Landschafts-Astrofotografie: Sony FE 20mm f/1.8 G* |
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Die beiden Funktionen „Struktur AI“ und „Verstärken AI“ erlauben dagegen mit wenigen Klicks bereits ziemlich gute Resultate, ohne dass Bildpartien nach deren Anwendung überzogen wirken würden.
Gesamtfazit: Der Mehrwert des Programms ist für mich im Vergleich zu
nicht so hoch, als dass ich von einer kostenlosen auf eine kostenpflichtige Software wechseln würde. Für Einsteiger bietet Luminar Neo dagegen eine intuitive Bedienung, mit der sich schnell gute Resultate bei Astrofotos erzielen lassen.In eigener Sache: FOCUStoINFINITY.de unterstützen!
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Weiterführende Themen:
- Astrofotografie: Einstieg & Basiswissen
- Astrofotografie FAQ: Häufige Fragen einfach erklärt. Voraussetzungen, Kameraeinstellungen, Bildentwicklung.
- Astrofotografie-Kalender: Mond, Sternschnuppen, Milchstraße und Deep Sky-Objekte auf einen Blick
- Tipps und Tricks zu darktable
- Der ultimative Astrofoto-Guide: Brillante Astrofotos der Milchstraße Schritt für Schritt mit Adobe Lightroom LrC, Photoshop, Sequator und StarXTerminator entwickeln.
Wie bearbeiten sie ihre Milchstrassenbilder in darktable, gibt es von ihnen da ein Video oser ein script?
Mit freundlichen Grüßen Richard
Hallo Richard,
ein umfassendes Tutorial zur Entwicklung von Astrofotos mit darktable, GIMP und Sequator findet sich unter https://www.focustoinfinity.de/tutorials/milchstrasse-astrofoto-fotografieren-entwickeln/.
Viele Grüße
Hendrik