Einer Deiner ersten Schritte bei der Entwicklung von Astrofotos in darktable sollte die Anpassung des Weißabgleichs sein, da dieser maßgeblich den Look Deiner Astrofotos bzw. Deiner Milchstraßenfotos bestimmen wird:

Wichtig zu wissen ist, dass die Farbtemperatur, welche mit dem Weißabgleich eingestellt wird, sich auf den gesamten, nachgelagerten Entwicklungsprozess auswirkt und maßgeblich Deine Möglichkeiten zur Entwicklung der Milchstraße hinsichtlich der sichtbaren Farben beeinflusst – sowohl in positiver, als auch in negativer Hinsicht. Stimmt der Weißabgleich nicht, wirst Du alles mögliche probieren können und trotzdem zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis kommen.
Wie ist das nun zu verstehen? Zu Beginn meiner Astrofotografie-Begeisterung tendierte ich, im Nachhinein betrachtet, zu kühlen Farbtemperaturen und der Sternenhimmel hatte immer einen Blaustich. Das sah für mich schön aus und war zum damaligen Zeitpunkt ok. Allerdings habe ich es im Nachgang nie geschafft, die Milchstraße mit ihren typischen Farbschattierungen zu entwickeln. Vielmehr musste ich anfangen, an den Farbkontrasten herumzudrehen oder die Farbkurve im RGB-Bereich anzupassen. Astrofotos unterliegen zwar meiner Meinung nach und wie ich immer wieder betonen möchte, einer gewissen künstlerischen Freiheit in der Ausgestaltung, aber die Manipulation von einzelnen Farbkanälen verfälscht das ursprüngliche Foto dann nach meinem Dafürhalten doch zu sehr.
Ursprung des oben genannten Problems war einerseits die starke Lichtverschmutzung in meinen Aufnahmen (Borlte Klasse 4), hing aber andererseits und letztendlich auch zu einem großen Teil von der falschen Farbtemperatur bzw. vom falschen Weißabgleich ab: Da die wegen der Lichtverschmutzung resultierenden Farbnuancen wegen des nur geringen Kontrasts der Milchstraße im Rahmen der Bearbeitung drastisch via Kontrast- und Sättigungserhöhung angehoben werden müssen, um überhaupt Farbunterschiede sichtbar werden zu lassen, waren diese kühlen und ins Blaue gehenden Farbtöne nicht hilfreich und haben minimale, natürliche Färbungen im Nachthimmel überlagert. Somit wurden sämtliche meiner Bemühungen von Beginn an im Keim erstickt, ohne dass ich auch nur eine Vermutung hatte, an was das lag.
Ich habe viele Versuche gebraucht, bis ich den sprichwörtlichen Dreh heraus hatte und ich die richtige (!) Farbtemperatur gleich zu Beginn meines Entwicklungsprozesses auswählte. Tatsächlich wird das auch in allen einschlägigen Tutorials empfohlen, dennoch habe ich dieser Tatsache in meiner Anfangszeit keine große Bedeutung beigemessen. Vielleicht schaffe ich es ja wenigstens mit diesem Beitrag, Dich vor vielen Stunden vergeblicher Versuche zu bewahren und Dir meine Fehler zu ersparen.
Nachfolgend zeige ich als Orientierung drei Beispiele, die jeweils einen zu kühlen, einen zu warmen und einen korrekten Weißabgleich darstellen.
Inhalt:
Beispiel für eine zu kühle Farbtemperatur:
In diesem Beispiel ist die Farbtemperatur zu kühl gewählt, im Himmel ist ganz klar die Farbe Blau zu erkennen.
Das entsprach in etwa der Farbtemperatur meiner Fotos in der Anfangsphase.
Beispiel für eine zu warme Farbtemperatur:
Im Gegensatz zu oben ist im nächsten Beispiel die Farbtemperatur zu warm gewählt, im Himmel ist die Farbe Rot zu präsent.

Beispiel für die richtige Farbtemperatur:
Im letzten Beispiel ist nun die richtige Farbtemperatur zu sehen.

Fazit
Sofern Du die Farbtemperatur gleich zu Beginn korrekt einstellst, wirst Du Dein Foto im Laufe der weiteren Bearbeitungsschritte deutlich neutraler gestalten können, als dass dies mit zu kalten oder zu warmen Farben der Fall wäre. Dein gesamter Entwicklungsprozess wird sich vereinfachen, weil die Farbbalance von Beginn an richtig ist. Idealerweise wählst Du natürlich schon bei Deinen Aufnahmen eine ungefähr passende Farbtemperatur manuell aus und verzichtest auf den automatischen Weißabgleich. Ideal sind die Einstellungen „Tageslicht“ oder 3900K.
Der Weißabgleich ist natürlich nur ein kleiner Baustein im Rahmen der Entwicklung von Astro- und Milchstraßenfotos, die ich ausführlich im Tutorial Milchstrasse fotografieren und entwickeln mit darktable, GIMP und Sequator beschrieben habe.

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Weiterführende Themen:
- Astrofotografie: Einstieg & Basiswissen
- Astrofotografie FAQ: Häufige Fragen einfach erklärt. Voraussetzungen, Kameraeinstellungen, Bildentwicklung.
- Tipps und Tricks zu darktable
- Astrofotografie-Kalender: Mond, Sternschnuppen, Milchstraße und Deep Sky-Objekte auf einen Blick
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