Vor ca. zwei Jahren, im Sommer 2020, startete meine Leidenschaft für die Astrofotografie mit einem missglückten Versuch, den Sternenhimmel mit meinem damaligen Smartphone (Pixel 4) zu fotografieren.
Inzwischen nenne ich das Pixel 6 mein Eigen und kaufte mir unlängst eine solide, Arca Swiss-kompatible Klemme, um mein Handy notfalls auch einmal auf dem Stativ montieren zu können.
Was liegt da näher, als nochmals einen Test in Sachen Astrofotografie zu wagen? Und wieso sollte es nur ein Test sein und nicht gleich ein Vergleich?
Darum geht es in diesem Beitrag ohne viel Schnickschnack: Wie gut performt das Pixel 6 in Sachen Astrofotografie und wie schlägt es sich im direkten Vergleich mit der Sony Alpha 7 III.
Zugegebenermaßen ist der Vergleich nicht ganz fair, aber sehr interessant, wie die folgenden Vergleichsbilder zeigen werden.
Inhalt:
Ausgangssituation: Milchstraße mit dem Smartphone (Pixel 6)
Die obige Aufnahme zeigt das Ergebnis, das ich mit meinem Pixel 6 erzielen konnte.
Vorgehen & Einstellungen
Nachdem die Klemme im Stativ und das Handy in der Klemme fixiert waren, startete ich direkt die
und bekam im Menü „Nachtsicht“ direkt die Option zur Astrofotografie angezeigt. – Für letztere darf sich das Handy nicht bewegen, sonst wird diese erst gar nicht aktiv.Noch immer kein altes Eisen: Sony Alpha 7 III* |
Tiefstpreis |
-11% 1.139,00 € |
Daraufhin habe ich schnell das Handy ausgerichtet, 3sec Auslöseverzögerung eingestellt und die Aufnahme gestartet.
Wie schon damals zu Pixel 4-Zeiten erschien direkt ein Countdown, der von 4 Minuten rückwärts zählte. Währenddessen zeigte das
allerlei nützliche oder unnützliche Informationen wie „Sammle mehr Licht ein…“ oder „Optimiere Bildqualität“ an. Irgendwie mussten die 4 Minuten schließlich überbrückt werden.Am Ende entstand die Aufnahme oben: Eine JPG-Datei mit stark komprimierten 2,5MB Größe.
Das ist leider schon der erste Kritikpunkt an der Astrofunktion: Ich nehme in der Regel RAW-Dateien auf, die unkomprimierte Daten enthalten und im Zuge der Nachbearbeitung erheblich mehr Reserven zu bieten haben. – Und genau darauf kommt es bei der Entwicklung von Astrofotos an. JPG ist dabei alles andere als optimal.
Detailansicht: 100%-Crop: Unschärfe & Bildrauschen
Während das Gesamtbild oben von seinen Grundzügen her qualitativ auf den ersten Blick relativ gut aussieht – insbesondere auf dem Handydisplay und ohne Vergrößerung -, werfen wir nun einmal einen Blick auf einen 100%-Ausschnitt dieser Aufnahme:
Hier zeigt sich direkt ein anderes Bild – vor allem bei der Betrachtung via PC-Bildschirm und NICHT mit dem Handy:
- Vorder- und Hintergrund sind nicht exakt im Fokus. Gut erkennbar ist das an den Sternen, die unscharf dargestellt werden.
- Der Bildausschnitt ist, genau wie das Gesamtbild, im Vordergrund durchzogen von ziemlich starkem Bildrauschen in Form grüner Hotpixel.
Beide Ergebnisse finde ich ziemlich enttäuschend, hatte sie aber auch irgendwie erwartet.
Meine Empfehlung für die (Landschafts-)Astrofotografie mit APS-C: Sony Alpha 6400 (Body)* |
769,00 € |
Natürlich ist aber vor allem das Bildrauschen dem vergleichsweise winzigen Bildsensor des Pixel 6 geschuldet. Der Crop-Faktor beträgt sage und schreibe 8 (acht!).
Die Folge ist, dass die zahlreichen Pixel deutlich kleiner als bei APS-C- oder gar Vollformat-Sensoren sind und somit das Signal-Rausch-Verhältnis sehr schlecht ist.
Generell gilt: Je größer die einzelnen Pixel auf einem Sensor sind, desto niedriger ist das Bildrauschen.
(Unfairer) Vergleich mit der Sony Alpha 7 III
Vergleicht man nun noch die gerade gezeigte Bildqualität mit einer Aufnahme, die ich mit meiner
machte, dann werden die Unterschiede bzw. Mängel noch offensichtlicher:Die obige Aufnahme ist bearbeitet – doch das ist die des Pixel 6 ja auch, zumindest wurde sie softwareseitig vollautomatisch gestackt und bis ins letzte Detail optimiert.
Ganz fair ist der Vergleich natürlich nicht, denn ich vergleiche ein Stück weit Äpfel mit Birnen. – Allerdings gibt dieser Vergleich Aufschluss darüber, was von einer Handykamera erwartet werden kann.
100% Crop mit Sony Alpha 7 iii
Im direkten Vergleich fallen die vorgenannten Unterschiede natürlich direkt auf:
- Der Fokus ist hier richtig gesetzt (und im Gegensatz zum Pixel 6 hatte ich die Fokussierung wenigstens selbst in der Hand), d.h. sowohl Himmel als auch die Hütte im Vordergrund sind scharf.
- Es sind deutlich mehr Details zu erkennen, insbesondere im Himmel.
- Das Bildrauschen ist viel geringer ausgeprägt und wirkt bei weitem nicht so störend.
Hier noch ein weiterer Bildausschnitt des Vordergrunds des Pixel 6:
Dagegen folgt nun ein Ausschnitt, der mit der
gemacht wurde:Es zeigt sich das gleiche Bild, wie schon beim ersten Ausschnitt: Bildrauschen und Details sind bei der Vollformat-Kamera deutlich besser.
Feintuning
Spaßeshalber habe ich auf die Pixel-6-Aufnahme einmal den Workflow angewandt, den ich auch sonst zur Entwicklung meiner Astrofotos einsetze:
Die Milchstraße tritt nun natürlich kräftiger in den Vordergrund und es sind auch etwas mehr Details im Bild zu erkennen.
Wieder sieht das Bild auf den ersten Blick sehr schön aus – solange man es nicht vergrößert.
Da jedoch das Ursprungsbild ein stark komprimiertes JPG war, leidet unter den „Tuningmaßnahmen“ direkt die Bildqualität und das Bildrauschen kommt noch stärker zur Geltung, als schon in der Originalaufnahme:
Fazit
Das Ergebnis fiel entsprechend meiner Erwartungen aus: Während das Astroto am Handydisplay noch eine relativ gute Figur machte, zeigen sich spätestens am PC-Bildschirm die Schwächen.
Fehlende Eingriffsmöglichkeiten, ein schlecht sitzender Fokus und gnadenloses Bildrauschen machen das Bild auf anderen Displays als dem Handydisplay quasi unbrauchbar.
Hauptursache dürfte der sehr kleine Kamerasensor sein, dessen Pixel zu winzig und deren Signal-Rausch-Verhältnis zu schlecht ist.
Damit keine Missverständnisse entstehen: Ich finde, dass moderne Handy-Kameras eine durchaus beachtliche Leistung erzielen. Nur gilt dies überwiegend dann, wenn optimale Lichtverhältnisse herrschen.
Spätestens, sobald es etwas dunkler wird, können Handykameras bzw. deren Sensoren nicht mehr mit APS-C. oder Vollformatsensoren mithalten.
Für die große Mehrheit wird das jedoch keine große Rolle spielen.
Allerdings bewegt man sich in der
am technischen Limit. Genau hier kommt die Sensor- bzw. die Pixelgröße ins Spiel.Größere Sensorpixel ermöglichen in der Dunkelheit dank des besseren Signal-Rausch-Verhältnisses eine bessere Bildqualität. Da können leider auch die (bis dato) besten Software-Algorithmen nicht hinwegtäuschen.
Size matters.
In eigener Sache: FOCUStoINFINITY.de unterstützen!
Mein Blog ist kostenlos und macht jede Menge Spaß - aber auch viel Arbeit. Wenn es Dir hier gefällt, kannst Du mich ganz einfach und unkompliziert unterstützen: Klickst Du z.B. auf einen meiner gekennzeichneten Spende via Paypal zukommen lassen.
und kaufst dann ein Produkt bei Amazon, erhalte ich eine kleine Provision - für Dich bleibt der Preis gleich. Du kannst mir aber natürlich auch gerne direkt eine kleineVielen Dank für Deine Unterstützung!
Weiterführende Themen:
- Astrofotografie: Einstieg & Basiswissen
- Astrofotografie FAQ: Häufige Fragen einfach erklärt. Voraussetzungen, Kameraeinstellungen, Bildentwicklung.
- Bildrauschen: APS-C vs. Vollformat
- Astrofotografie-Kalender: Mond, Sternschnuppen, Milchstraße und Deep Sky-Objekte auf einen Blick
- Optimale Kameraeinstellungen zur Astrofotografie
Bin grad am durchstöbern in deinen Berichten/ Blog und doch recht interessiert diesen Vergleich gelesen.
Bin zuweilen angenehm überrascht was so eine Foto-App kann, das Ergebnis dieses Vergleiches war aber doch zu erwarten. man sollte halt doch nicht eine Foto-App mit einem Fotoapp-arat vergleichen 🙂
Ääähm auf des Wortspiel bin i doch a weng stolz 🙂
Hi Fred,
wohl wahr – man sollte keine Foto-App mit einem Fotoapp-arat vergleichen. Gutes Wortspiel! 😉
Für mich war es trotzdem einmal wichtig zu sehen und auch zu zeigen, dass moderne Handys trotz immer besserer Technik (bzw. Software) mit den herkömmlichen Bildsensoren nicht mithalten können.
Vermutlich macht das Handy inzwischen aber trotzdem in 95% der Fälle sehr gute Bilder unter guten Lichtverhältnissen. Aber wehe, wenn einmal nicht ideale Bedingungen herrschen. Auf dem Display sieht’s dann ja noch ganz gut aus, aber auf dem PC sind solche Bilder meist für die Tonne.
Viele Grüße
Hendrik