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Perfekte Astrofotos mit Klebestreifen-Tuning: Über die Tücken der manuellen Fokussierung

Erstellt am 04.07.2022 von Hendrik
Walimex Pro 12mm f/2: Klebestreifen-Tuning für perfekte Astrofotos
Samyang / Walimex Pro 12mm f/2: Klebestreifen-Tuning für perfekte Astrofotos

Bisher vertrat ich die Meinung, dass die richtige Fokussierung mit dem Samyang / Walimex Pro 12mm f/2 ein Kinderspiel sei.

Erst eine Dezentrierung meines bisher verwendeten Samyang 12mm f/2 und akribische Tests brachten mich darauf, dass ich den Fokus bei einem Großteil meiner Astrofotos im vergangenen Jahr falsch eingestellt hatte.

Wie ein simpler Klebestreifen Dein Leben in der Astrofotografie erleichtern kann und warum die korrekte Fokussierung selbst mit einem manuellen Objektiv nicht so einfach ist, wie Du Dir das vielleicht vorstellt, erfährst Du daher in diesem Beitrag.


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Hinweis vorab: Der Artikel bezieht sich zwar auf Objektive der Marke Samyang / Walimex, kann aber natürlich auf alle anderen manuell zu fokussierenden Optiken analog angewandt werden!

Manueller Fokus vs. Focus-By-Wire

Leider musste ich auf die harte Tour lernen, dass die Fokussierung mit dem Samyang 12mm f/2 in der Nacht keineswegs so einfach ist, wie das allgemein im Netz zu lesen ist. Auch ich wurde diesbezüglich eines Besseren belehrt.

Dabei sind vollmanuelle Objektive wie bspw. die von Samyang / Walimex im direkten Vergleich mit anderen Focus-By-Wire-Optiken im Hinblick auf die Fokussierung sogar im Vorteil, da der Fokusring nicht über die Kamera, sondern per Hand direkt am Objektiv eingestellt werden kann.


Weiterführendes Thema zum Schlagwort "Objektiv":

Der zuletzt am Objektiv eingestellte Fokuspunkt bleibt immer gleich. – Egal ob die Kamera zwischenzeitlich ein- oder ausgeschaltet wurde.

Du musst den Fokus im Idealfall einmalig korrekt einstellen und kannst Dich dann, ohne weiter Zeit damit zu verschwenden, voll und ganz auf die Bildkomposition Deiner Astrofotos konzentrieren.

Am einfachsten ist es, den Fokuspunkt für die Unendlich-Einstellung in Ruhe zu ermitteln und sich diesen für später zu merken.

Das geht am besten bei Tageslicht, indem man sich einen weit entfernten Punkt sucht und auf diesen, bspw. unter Zuhilfenahme der Bildschirmlupenfunktion, scharfstellt. – Dachte ich zumindest bisher. So hatte ich das auch mit meiner Samyang-Linse gemacht.

Leider hat sich dieses Vorgehen als fasch erwiesen und ich erlebte unlängst ein böses Erwachen. 🙁

Oh Schreck, der Fokuspunkt ist weg!

Wenn Du regelmäßig meinen Blog liest, kennst Du vielleicht meinen Beitrag zur Dezentrierung meines bisherigen Samyang-Objektivs und meine Odysee bei der Suche nach einem perfekten Exemplar.

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Während intensiver Tests fand ich in diesen beiden Beiträgen – von der Bestätigung der Dezentrierung meiner Samyang-Linse einmal ganz abgesehen – heraus, dass die Unendlich-Fokussierung nicht ganz so einfach ist, wie ich das bisher dachte.

Ich hatte mir an meinem Objektiv zwar den „Unendlich-Punkt“ gemerkt und diesen auch immer vor Ort unter Zuhilfenahme meiner Stirnlampe Pi-Mal-Daumen eingestellt, allerdings fielen mir beim erwähnten Test plötzlich einige (besser: zahlreiche) meiner bisherigen Astrofotos negativ auf, bei denen der Fokus nicht richtig eingestellt und Sterne zum Teil eindeutig verschwommen waren. ;-(


Weiterführendes Thema zum Schlagwort "vor Ort":

Auf den Punkt gebracht heißt das: 100% meiner Astrofotos, die im Zuge meiner Milky Way Challenge entstanden, haben stellenweise Fokusprobleme. Glücklicherweise fällt das aber nicht direkt, sondern erst bei starker Vergrößerung auf.

Dieses Fokusproblem war zwar einerseits der Dezentrierung, andererseits aber auch einer falschen Einstellung des Fokusrings geschuldet.

Das (dezentrierte) Objektiv kann folglich nur bedingt etwas dafür. Wie so oft ist der Anwender Teil des Problems. 😉

Exemplarisch lässt sich das ganz gut an einer meiner Lieblingsaufnahmen des letzten Sommers zeigen:

Milchstraße im Juli, aufgenommen mit Sony Alpha 6400 und Samyang 12mm f/2
Milchstraße im Juli, aufgenommen mit Sony Alpha 6400 und Samyang 12mm f/2

Was hier auffällt, sind die übermäßig präsenten bzw. groß wirkenden Sterne im oberen Bilddrittel.

Das kommt nun zwar einerseits von der mehrfach erwähnten Dezentrierung des Objektivs, andererseits liegt dieser Umstand aber auch in einer falschen Fokuseinstellung begründet:

Dezentriert und falsch fokussiert mit dem Samyang 12mm f/2
Dezentriert und falsch fokussiert mit dem Samyang 12mm f/2

Der vorherige Ausschnitt stammt aus dem oberen Bereich der Aufnahme: Gerade am Rand sind eindeutig unscharfe / spitz zulaufende Sterne zu erkennen, während die Sterne im unteren Teil des Ausschnitts punktförmig sind.

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Klarer Fall: Die Sterne sind nicht im Fokus, werden teilweise aber auch wegen der Dezentrierung und der Weitwinkel-bedingten Randverzerrung länglich dargestellt (Coma). Durch diese Streckung wirken sie auf dem Bild übergroß.

Ich hatte dieses Problem nicht bemerkt, da ich mich bei der Einstellung des Fokusrings immer nur auf die Bildmitte konzentrierte und Ecken sowie Randbereich außer acht ließ. 🙁

Fokuseinstellung: Feinste Nuancen sind ausschlaggebend

Wie meine Fokus- und Dezentrierungstests ebenfalls zeigten und mir vor Augen führten, kommt es bei der Einstellung des Unendlich-Punkts am Samyang / Walimex auf feinste Nuancen an.

Bisher vertrat ich eher die Meinung, dass der Fokuspunkt am besten Pi-Mal-Daumen einzustellen wäre.

Wegen der kurzen Brennweite und kurzen hyperfokalen Distanz sollten dann theoretisch alle mehr als 5m entfernten Bildelemente bei Blende f/2.8 scharf abgebildet sein.


Weiterführendes Thema zum Schlagwort "hyperfokalen Distanz":

Das traf zwar auf Landschaftsfotos bei Tag zu, nicht jedoch auf Astrofotos der Milchstraße. 🙁

Sterne sind punktförmige Lichtquellen und stellen wesentlich höhere Anforderungen an die Abbildungseigenschaften eines Objektivs, wie Landschaftsaufnahmen bei Tag.

Fehler / Verzerrungen fallen viel schneller auf.

Inzwischen weiß ich etwa, dass schon wenige Zehntelmilimeter am Fokusring darüber entscheiden, ob Sterne in den Ecken UND im Mittenbereich (eines gut zentrierten) Objektivs scharf abgebildet werden.

Das wiederum ist vor allem in der Nacht schwierig umzusetzen: Einerseits erkennt man einen nicht-optimalen Fokus auf dem Kameradisplay selbst bei starker Vergrößerung nicht eindeutig, andererseits ist die Feinjustage des Fokusrings im Dunkeln nicht ganz einfach und fehleranfällig.

Fokussierst Du noch, oder klebst Du schon?

Und genau hier kommt der Klebestreifen ins Spiel: Einmal die perfekte Einstellung für die Unendlich-Fokussierung gefunden, lässt sich der Fokusring durch das beherzte Anbringen eines Klebestreifen schnell fixieren:

Klebestreifen zur Fixierung des Fokusrings
Klebestreifen zur Fixierung des Fokusrings

Der Fokus ist jetzt immer perfekt eingestellt. Das spart viel Zeit und Frust.


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Da ich 99% meiner bisherigen Fotos mit diesem Objektiv sowieso mit Unendlich-Fokus machte, besteht für mich gar keine Notwendigkeit mehr, den Klebestreifen zu entfernen.

Dank seiner extrem kurzen Brennweite sind schon bei Offenblende alle Details des Samyang 12mm f/2 ab wenigen Metern Entfernung im Fokus.

Der Klebestreifen kann in Folge auch bei Landschaftsaufnahmen bei Tageslicht „montiert“ bleiben, da dann die Blende in der Regel kleiner und die hyperfokale Distanz noch kürzer sind.


Weiterführendes Thema zum Schlagwort "Blende":

Perfekt! Keine nächtliche Frickelei mehr beim Fokussieren und kein versehentliches Verstellen des Fokus beim Anbringen der Objektivwärmer-Manschette, wie zuletzt beinahe bei der Aufnahme von Startrails passiert.

Da hätte ich ja auch schonmal früher drauf kommen können, zumal der Klebestreifentrick zugegebenermaßen auch nicht wirklich neu ist, geschweige denn von mir erfunden wurde. 😎

Und wie findet man die richtige Fokuseinstellung?

Bleibt noch die Frage zu klären, wie sich der ideale Fokuspunkt herausfinden lässt.

Bei meinen unzähligen Tests zur Prüfung auf Dezentrierung fand ich heraus, dass der beste Weg zum Ermitteln des idealen Fokuspunkts die Fotografie des Sternenhimmels ist:

  • Wichtig: Nimm Dir Zeit für die Testaufnahmen und mache die Fotos an einem ruhigen Ort. Ich nutze dafür bspw. den eigenen Garten.
  • Fotografiere idealerweise den Sternenhimmel ohne irgendwelche anderen Motive.
  • Verwende ein Stativ und – wenn vorhanden – die Bildschirmlupe Deiner Kamera, um auf einzelne Sterne scharfzustellen. Je kleiner die Sterne auf dem Display werden, desto schärfer ist das Bild an dieser Stelle.
  • Konzentriere Dich beim Fokussieren sowohl auf die Bildmitte als auch auf die Randbereiche.
  • Überprüfe den Fokus auf dem Kameradisplay – und zwar nicht nur in der Bildmitte, sondern auch in den Ecken.
  • Wenn Du mit dem Ergebnis zufrieden bist, merke Dir die exakte Einstellung des Fokusrings und prüfe den Fokus nochmals am PC. Berücksichtige bei der Überprüfung erneut alle Ecken, Randbereiche und die Bildmitte.
  • Sind alle Sterne scharf abgebildet, hast Du den korrekten Fokuspunkt gefunden.

Glückwunsch! Wenn Du mit dem Resultat zufrieden bist, hast Du die ideale Einstellung des Fokusrings gefunden.

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Jetzt kannst Du das Klebestreifen-Tuning vornehmen. 😉

Tipp: wenn es Dir nicht möglich ist, sowohl Bildmitte als auch Randbereiche und Ecken gleichzeitig zu fokussieren, dann hast Du womöglich ein dezentriertes Objektiv erwischt. Siehe hierzu u.a. meinen Beitrag Objektiv Samyang 12mm f/2: Leider dezentriert. 🙁

Fazit

Leider ist die nächtliche Fokussierung auf Unendlich selbst mit einem manuellen Objektiv wie dem des Samyang / Walimex 12mm f/2 nicht ganz so einfach, wie man denken würde.

Dank der Anbringung eines simplen Klebestreifens werde ich hoffentlich in den kommenden Monaten viel Zeit sparen und mich auf das Wesentliche konzentrieren können, nämlich die Fotografie des Sternenhimmels und der Milchstraße.


Hattest Du auch schon Probleme mit der Fokussierung bei Nacht? Mit welchen Tricks arbeitest Du? Lasse gerne einen Kommentar da!


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2 Kommentare zu „Perfekte Astrofotos mit Klebestreifen-Tuning: Über die Tücken der manuellen Fokussierung“

  1. Ja, ja ich hatte auch ma ordentlich Lehrgeld gezahlt wegen der Fokusierung.
    Inzwischen benutze ich das Canon Utilities als Fernsteuerung des Kamera AF über´s Tablet, danach an der Kamera ins MF wechseln.
    Trotz Deiner Erwähnung der Dezentrierung beim Walimex würde ich es wagen mir eines anzuschaffen und hoffe nicht allzu viele Retournieren zu müssen 🙂
    DANKE noch mal und weiter viel Erfolg !
    fred.

    1. Hi Fred,

      mit dem Walimex kann man nicht viel falsch machen. Zuletzt habe ich es bei Amazon zwischendurch sogar für unschlagbare 156 EUR gesehen.

      Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist einfach sensationell, wenn man ein gutes Exemplar erwischt.

      Viele Grüße

      Hendrik

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