In diesem Beitrag geht es um die grundsätzliche Frage, ob sich die Milchstraße mit einer Brennweite von 50mm und einem APS-C-Sensor fotografieren lässt und wenn ja, wie es um die Bildqualität bestellt ist.
Im Beitrag Praxistest: Milchstraße mit 50mm fotografieren – geht das? habe ich bereits einen ersten Test mit fragwürdigem Ausgang gewagt, um die Milchstraße mit meiner Sony Alpha 6400 und dem Sony SEL-35F18 und einer umgerechneten Brennweite von etwa 50mm zu fotografieren.
Hintergrund des Tests: Wegen der relativ hohen Brennweite muss nach der 500er Regel die Belichtungszeit stark reduziert werden. Um das zu kompensieren, muss umgekehrt der ISO-Wert nahezu verdoppelt werden. – In meinem Fall anstatt 3200 auf 6400. Das wiederum bringt erhöhtes Bildrauschen mit sich.
50mm sind also theoretisch alles andere als eine optimale Brennweite zur Landschafts-Astrofotografie. Diese spielt sich normalerweise eher in einem weitwinkligen Bereich von weniger als 24mm ab.
Nach den schlechten Ergebnissen meines ersten Tests wagte ich daher weitere Versuche, um herauszufinden, ob man nicht doch mit der Normalbrennweite brauchbare Astrofotos schießen kann.
Inhalt:
Erster Versuch: Miserabel
Die ersten Resultate mit 50mm bzw. mit dem Sony Sony Alpha 6400 im Rahmen meiner Milky Way Challenge 2021 im März waren relativ ernüchternd: Die Aufnahmen waren extrem verpixelt und ich hatte sogar Mühe, die Milchstraße überhaupt im Rahmen der Nachbearbeitung sichtbar zu machen:
und meinerWie ich heute weiß, taugte das Motiv nichts und – viel entscheidender – die Jahreszeit bzw. der Aufnahmezeitpunkt waren ungünstig gewählt. Es war nur ein ziemlich unspektakulärer, dunkler Abschnitt der Milchstraße zu sehen. Kein Wunder also, dass ich Probleme hatte, die Strukturen im Rahmen der Nachbearbeitung sichtbar zu machen.
Die obige Aufnahme habe ich gestackt. Sie besteht aus 20 Einzelfotos mit jeweils 8sec Belichtungszeit, Blende f/2.2 und ISO 6400.
Nach der Neuanschaffung meines Viltrox 23mm f/1.4 (35mm Kleinbild-Äquivalent) und ersten erfolgversprechenden Versuchen der Astrofotografie hatte ich den Gedanken schon fast begraben, jemals wieder Astrofotos mit 50mm zu wagen.
Zweiter Versuch: Schon deutlich besser
Als ich jedoch dann im Mai spontan einen weiteren Versuch wagte, sah das Ergebnis schon erheblich besser aus:
Im Beispiel oben habe ich 30 Aufnahmen mit je 8sec, Blende f/2.5 und ISO 6400 gestackt. Im Unterschied zum März also 10 Fotos und 1/3 Blendenstufe mehr abgeblendet.
Das Resultat kann sich sehen lassen: Zwar ist noch immer etwas höheres Bildrauschen zu erkennen, als mit ISO 3200 und eine deutlich sichtbare Vignettierung, dafür sind die Details des galaktischen Zentrums hervorragend zu sehen.
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An diesem Punkt hatte ich Feuer gefangen und mir direkt vorgenommen, das
weiterhin auf meine Astro-Shootings mitzunehmen.Dritter Versuch: Check!
Gesagt getan: Nur wenige Tage nachdem ich die Mai-Milchstraße im Kasten hatte, zog ich erneut los, um die Juni-Milchstraße im Rahmen meiner Milky Way Challenge 2021 zu fotografieren.
Während ich die meisten Fotos mit meinem Samyang 12mm f/2 machte, habe ich erneut einige Versuche mit dem SEL-35F18 unternommen. Mit dem Ergebnis war ich diesmal wirklich hochzufrieden:
Auf dem Bild ist weder übermäßige Vignettierung, noch übermäßiges Bildrauschen zu erkennen.
Warum die Vignettierung verschwunden ist, kann ich mir – ehrlich gesagt – nicht erklären. Ich habe sie nicht in der Nachbearbeitung korrigiert. Die Aufnahmeeinstellungen waren ebenfalls identisch wie beim zweiten Versuch: 30 x 8sec, f/2.5, ISO 6400
Vermutlich ist mir daher beim zweiten Versuch ein Fehler unterlaufen.
Warum das Bildrauschen geringer ausfällt, weiß ich aber durchaus:
- Erstens liegt das an einer neuen Methode, mit der ich den Vordergrund in GIMP stacke. Wie sich gezeigt hat, erzielt das Vordergrund-Stacking eine deutlich bessere Bildqualität, als ich sie bisher mit Sequator erreichen konnte.
- Zweitens verwendete ich das darktable-Modul Astrofotografie entrauschen, das wirklich hervorragende Dienste leistet. Im krassen Gegensatz zu meinem ersten Test im Beitrag darktable: Neues Modul „Astrofotografie-entrauschen“ ausprobiert waren die Ergebnisse phänomenal: Deutlich weniger Bildrauschen und nahezu kein Detailverlust. Jedoch nur im Sternenhimmel. Man muss also zwingend Vorder- und Hintergrund separat entwickeln, um von diesem Modul zu profitieren.
Ansonsten wurde diese Aufnahme – wie die vorangehende auch – analog zu meinem Tutorial Astrofotografie und Milchstraße von A – Z: Tutorial zur Fotografie und Entwicklung mit darktable, GIMP und Sequator entwickelt.
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Fazit
Nach meinem ersten Fehlschlag mit 50mm bzw. mit meinem
SEL-35F18 hatte ich es schon fast aufgegeben.Zum Glück habe ich einige weitere Versuche unternommen und war absolut überrascht vom tollen Ergebnis. Aufnahmen des galaktischen Zentrums mit dieser Brennweite sind etwas ganz Besonderes und bieten eine ganz neue Perspektive.
Jedoch stellen die 50mm gleichzeitig so ziemlich die Obergrenze des Machbaren dar, sofern man keine Nachführeinrichtung besitzt.
Längere Brennweiten erfordern nach der 500er Regel (noch) kürzere Belichtungszeiten als die 8sec mit dem SEL-35F18. Um das zu kompensieren, müsste entweder die Blende weiter geöffnet oder der ISO-Wert noch weiter erhöht werden. Insbesondere letzteres empfiehlt sich nicht, da dann – zumindest mit meiner und ihrem APS-C-Sensor – das Bildrauschen zu stark würde.
Ich kann daher die Astrofotografie mit 50mm uneingeschränkt empfehlen. Jedoch sei darauf hingewiesen, dass die Fotografie und Entwicklung damit noch aufwendiger ist, als mit kürzeren Brennweiten ohnehin schon. Man muss vor allem mehr Fotos machen, um beim Stacking das Bildrauschen im Zaum zu halten.
Das Ergebnis lohnt sich jedoch allemal und ich werde künftig das SEL-35F18 bei der Landschafts-Astrofotografie immer im Gepäck haben.
50mm zur Astrofotografie? Check!
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Weiterführende Themen:
Hallo Hendrik,
die Fotos sind wirklich großartig!
Ich überlege, mir das Sony SEL35F18 OSS zu holen und schwanke aber noch zwischen ihm und dem Sigma 30/1.4. Hast du Erfahrungen mit dem Signa gemacht bzw. hast du das Objektiv?
Viele Grüße, Konstantin
Hallo Konstantin,
schön, dass Dir die Bilder gefallen. Mit dem Sigma habe ich leider keine Erfahrungen, sorry. 🙁
Viele Grüße
Hendrik