In diesem Beitrag gehe ich der Frage nach, ob man die Milchstraße mit einem APS-C-Sensor und einer Brennweite von 50mm (Vollformat) fotografieren kann und welche Unterschiede zu Aufnahmen mit einem Weitwinkel bestehen.
Ja, ich weiß: Die Bildkomposition ist im Beispielfoto nicht die beste. Außerdem ist der Vordergrund unscharf, da ich nur auf unendlich fokussiert habe.
Dazu musst Du aber wissen: Das Foto war das letzte einer ganzen Serie von Aufnahmen, die ich im Beitrag Milchstraße fotografieren im März 2021 vorgestellt habe. In meinem Beitrag Umgeplant: Milchstraße im März 2021 hatte ich bereits erwähnt, dass ich auch Fotos mit meinem Sony aufgenommen hatte.
Zum Aufnahmezeit war ich hundemüde und durchgefroren, da es damals im März -2° hatte. Zu allem Überfluss war Montagmorgen, sodass die neue Arbeitswoche ins Haus stand. 😉
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Dennoch wollte ich wenigstens das Experiment eingehen und herausfinden, wie tauglich Astro-Aufnahmen mit 50mm Brennweite und ohne Nachführung wirklich sind und fertigte am Schluss meines Shootings noch eine Serie mit dem SEL35F18 an.
Warum greife ich überhaupt diese Frage auf?
Grundsätzlich gelten in der Astrofotografie (ohne Nachführung) Brennweiten im Weitwinkelbereich von 24mm oder weniger als das Maß aller Dinge.
Da jedoch viele vermutlich auch eine von Haus aus lichtstarke 50mm Festbrennweite ihr Eigen nennen, bietet es sich an, herauszufinden, ob damit auch die Milchstraße fotografiert werden kann nicht zwingend die Neuanschaffung eines extra Objektivs nötig ist.
Grundsätzlich gilt: Je kürzer die Brennweite, desto länger kann man ohne Sternenspuren belichten und desto mehr Licht fängt die
ein.Die 500er Regel besagt dabei, dass die maximale Belichtungszeit nicht länger als 500/(Brennweite x Crop-Faktor) sein darf.
Je kürzer also die Brennweite ist, desto länger kann belichtet werden.
Bei meinem Samyang 12mm (18mm Vollformat) belichte ich in der Regel bspw. 15 bis 20sec mit ISO 3200.
Legt man für die Brennweite 50mm die 500er Formel zugrunde, ist die maximale Belichtungszeit auf 10sec begrenzt. Hier hatte ich in der Vergangenheit jedoch schon mit Sternenspuren zu kämpfen, sodass sich 8sec als besser erwiesen haben.
Stehen also 8sec Belichtungszeit meines SEL35F18 den 15 bis 20sec des
gegenüber. D.h. grob über den Daumen gepeilt kann ich nur halb so lang mit der längeren Brennweite belichten und fange in dieser Zeit nur die halbe Lichtmenge ein. – Für die Astrofotografie alles andere als optimal.Wie löst man dieses Problem? Dieses Problem kann wiederum durch Verdopplung der ISO-Empfindlichkeit von 3200 auf 6400 kompensiert werden.
Da ich jedoch mit einer APS-C-Kamera unterwegs bin und schon bei 3200 mit Bildrauschen zu kämpfen habe, ist die Qualität bei ISO 6400 nochmal eine ganze Schippe schlechter. – Ein neues Problem. 😉
Und wie löst man nun das neue Problem? Durch Stacking!
Mit meinem
erziele ich sehr gute Ergebnisse beim Stacking, wenn ich 10 Aufnahmen je Einstellung anfertige. Da ich die ISO-Empfindlichkeit für die Brennweite von 50mm verdoppeln musste, habe ich auch einfach die Anzahl Aufnahmen auf 20 verdoppelt. Zeitlich komme ich somit auf etwa die gleiche Aufnahmedauer wie mit der doppelten Belichtungszeit des Samyang (20 x 8sec vs. 10 x 15sec).Während man die weitwinkligen Einzelaufnahmen ohne Probleme auch ohne Stacking entwickeln könnte, hatte ich beim „Vorentwickeln“ einer 50mm Einzelaufnahme keinen Erfolg. Mit meinem üblichen Workflow schaffte ich es nicht, die Strukturen der Milchstraße klar herauszuarbeiten – vermutlich wegen des höheren Bildrauschens.
Das auf Basis einer Einzelaufnahme entwickelte
sah dabei so aus:Das Bildrauschen ist schon heftig und wurde natürlich durch den Entwicklungsprozess und die diversen Kontrastanpassungen noch verstärkt.
Ohne Stacking hat man somit beim „Astrofotografieren“ mit 50mm und einem APS-C-Sensor meiner Meinung nach keine Chance, brauchbare Ergebnisse mit Einzelaufnahmen zu erzielen.
Besonders krass ist der direkte Vergleich eines 100%-Ausschnitts der obigen Aufnahme mit einer bereits gestackten:
Holla die Waldfee! Ich war selbst etwas überrascht oder sogar erschrocken über die Bildqualität.
Kommen wir zur eigentlichen Frage des Beitrags: Milchstraße mit 50mm fotografieren – geht das?
Kurze Antwort: Ja – aber nur mit Stacking! 🙂
Die gestackte und im Rahmen meines Standard-Workflows entwickelte Aufnahme sieht so aus:
Das sieht doch schon deutlich besser aus, als die Beispielbilder oben.
Wären die Bildkomposition und meine Motivation zum Aufnahmezeitpunkt besser gewesen, hätte es ein richtig gutes Foto werden können. 🙂
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Update, 10.08.2021: Im Beitrag Update: Milchstraße mit 50mm fotografieren – Check! gibt es eine aktualisierte Einschätzung zum Thema „Astrofotografie mit 50mm“.
Update, 12.06.2021: Bei meinen Aufnahmen der Mai-Milchstraße habe ich einen weiteren Versuch unternommen und bin mit dem Ergebnis hochzufrieden. Das Bild ist kein Vergleich zum oben genannten:
Anders als oben erwähnt, konnte ich dieses Mal sogar mit meinem Standard-Workflow arbeiten. Mit dem Ergebnis bin ich überaus zufrieden.
Dass mich das ursprüngliche Bild weiter oben im Beitrag vor solche Probleme stellte, liegt vermutlich am ungünstigen Winkel, mit dem die Milchstraße dort zu sehen war. Da es erst März war, war das galaktische Zentrum schlichtweg noch nicht sichtbar und ich konnte nur einen „unspektakulären“ Teil fotografieren.
Wegen der längeren Brennweite muss man aber schon sehr genau wissen, auf welche Stelle der Milchstraße man „zielen“ muss, um das galaktische Zentrum oder wenigstens einen interessanten Teil abzulichten.
Und das ist auch gleichzeitig der größte (und eigentlich offensichtliche) Unterschied zum Weitwinkel: Die Bildkomposition muss anders gestaltet werden, da nur ein Bruchteil der Milchstraße aufs Foto passt.
Ein weiterer gravierender Unterschied ist die viel größere hyperfokale Distanz der 50mm Brennweite, also der Abstand den man zu einem Vordergrundobjekt mindestens haben muss, um dieses zusammen mit dem Hintergrund scharf abzubilden.
Im Falle meines Samyang-Objektivs ist diese Distanz bei Blende f/2.8 nur 2,6m, während sie beim
und Blende f/2.8 satte 22m beträgt. Das ist auch der Grund, weshalb der Vordergrund im obigen Bild etwas unscharf ist.Letztendlich war bei meinem letzten Shooting die Zeit begrenzt und ich ging auf Nummer Sicher, indem ich zum bewährten Weitwinkel griff. Wenn im Sommer mehr Zeit für Experimente bleibt, werde ich nochmal einen neuen Versuch mit dem SEL35F18 starten und bis dahin auf Altbewährtes setzen.
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