Dieser Beitrag befasst sich mit Sequator als Tool zum Stacken, d.h. zum Übereinanderlegen, mehrerer Astroaufnahmen. Das Resultat ist im Idealfall ein rauschfreies- oder zumindest rauscharmes Foto mit herrlich vielen Details, auch wenn die ursprünglichen Aufnahmen mit hohen ISO-Werten vorgenommen wurden.
Das Grundproblem aller Astrofotos ist gleich: Bei wenig Licht möchte man möglichst viele Details einfangen. Das erreicht man nur, indem man die Lichtempfindlichkeit des Kamerasensors bzw. den ISO-Wert erhöht.
Höhere ISO-Werte bedingen aber zwangsläufig auch höheres Bildrauschen. Und genau an der Stelle kommt Stacking ins Spiel: Durch Aufnahme mehrerer identischer Fotos des Sternenhimmels lassen sich diese Fotos später per Software übereinander legen und das Bildrauschen, abhängig von der Anzahl verfügbarer Aufnahmen, drastisch reduzieren.
Die Software, die ich hierzu verwende, ist das kostenlose Tool Sequator.
Da ich selbst zu Beginn Probleme mit dem richtigen Workflow in Sequator hatte und mir der Sinn oder Unsinn der verschiedenen Optionen nicht klar war, möchte ich Dir hier in aller Kürze eine Anleitung zur Hand geben, die Dir die richtigen Prozessschritte in der richtigen Reihenfolge erläutert.
Wie immer mache ich das für meine präferierten Freeware-Tools: darktable, Sequator und GIMP. Der Prozess bzw. die Reihenfolge ist aber selbstverständlich auch auf andere Tools übertragbar.
Ich werde mich in diesem Beitrag allein auf die richtige Reihenfolge des Entwicklungsprozesses und nicht auf Detailbeschreibungen fokussieren, da ich diese bereits ausführlich in meinem Tutorial zur Aufnahme und Entwicklung von Milchstraßenfotos bzw. auf der Seite Schritt 2: Stacking von Astrofotos der Milchstraße mit Sequator beschrieben habe.
Inhalt:
Voraussetzungen
Die Grundvoraussetzung ist natürlich, dass Du mehrere Aufnahmen des gleichen Motivs im RAW-Format vorliegen hast. Wichtig ist, dass die Astrofotografie: Kameraeinstellungen für Milchstraße und Sternenhimmel).
nicht zwischen den Aufnahmen bewegt wurde – auch nicht minimal. Anderenfalls würde der gesamte Stacking-Prozess zunichte gemacht (Hinweis: Falls Du Dir bzgl. der Kameraeinstellungen unklar bist, wirf einmal einen Blick auf den BeitragMöglicherweise hast Du während der Aufnahmephase auch noch Darkframes, d.h. Aufnahmen bei verschlossenem
, angefertigt. Diese werden wir ebenfalls in Sequator benötigen, um das Rauschen weiter zu reduzieren. Darkframes sind optional, der Stacking-Prozess funktioniert auch bestens ohne.Vorarbeit in darktable
Wichtig in diesem Schritt ist, dass Du nur minimale Anpassungen in darktable – oder im Entwicklungstool Deiner Wahl – vornimmst. Sprich:
- Anpassung der Objektiverzerrungen mittels Objektivkorrektur
- Reduzierung von chromatischen Aberrationen
- Entfernung toter Pixel
Die o.g. Anpassungen übernimmst Du für alle Deine Fotos, sodass diese identisch sind.
Adobe Lightroom & Photoshop* |
Tiefstpreis |
-43% 73,99 € |
Wenn Du fertig bist, exportiere Deine Bilder im TIFF-Format (16 Bit), um die maximale Bildqualität zu erhalten.
Alle diese Vorarbeiten zielen auf die Optimierung des nachfolgenden Stacking-Prozesses ab. Die Erhöhung des Kontrasts oder der Sättigung führen zu unschönen Ergebnissen beim Stacking, sodass ich hiervon unbedingt abrate. Glaub mir, ich weiß wovon ich spreche, denn diesen Fehler habe ich in der Anfangszeit häufig gemacht.
Wichtig: Sofern Du auch Dark Frames / Noise Images aufgenommen hast, dann wende auf diese ausschließlich und unbedingt die Objektivkorrektur ebenfalls an. Anderenfalls kann Sequator während des Stacking-Prozesses die Hotpixels nicht exakt zuordnen und keine Optimierung mithilfe der Dark Frames durchführen.
Im Detail kannst Du das alles hier nachlesen: Schritt 1: Vorbereitung von Astrofotos der Milchstraße mit darktable
Sequator-Einstellungen
Lade nun sämtliche „Star images“ (Fotos mit Sternenhimmel) und – sofern vorhanden – „Noise images“ (Dark Frames) in Sequator:
Um zu verhindern, dass Dein Vordergrund beim Stacking unscharf wird, aktiviere die Option „Freeze Ground“:
Selektiere den Bereich des Himmels mittels Maske („Sky region“):
Die Maskierung ist ziemlich simpel: Mit der linken Maustaste selektierst Du einen Bereich, mit der rechten de-selektierst Du ihn wieder. STRG + Mausrad hoch / runter verändert die Größe des „Pinsels“.
Meiner Erfahrung nach muss das nicht Pixel-genau sein. Verwende nicht allzu viel Zeit darauf:
Das war es tatsächlich schon – mehr musst Du in Sequator nicht einstellen. Wähle als Ausgabeformat wiederum TIFF, da Du mit der erzeugten Datei noch weiterarbeiten musst.
Genaue Details zu allen Einstellungen innerhalb Sequator findest Du u.a. hier: Schritt 2: Stacking von Astrofotos der Milchstraße mit Sequator
Wenn Du Dich fragst, was die anderen Einstellungen, die nicht in diesem Artikel beschrieben wurden, bedeuten und ob Du diese verwenden solltest, kann ich Dir wiederum folgenden Beitrag empfehlen: Sequator: Einstellungen ausprobiert
Nacharbeit in darktable / GIMP
Mit der erzeugten TIFF-Datei geht die eigentliche Entwicklungsarbeit nun los. Du hast jetzt in hier und hier.
freie Hand, um den Weißabgleich sowie den Kontrast der Sterne, insbesondere der Milchstraße, zu verstärken. Erlaubt ist, was Spaß macht bzw. Dir gefällt. Details hierzu findest DuFazit
Das war nun die (wirklich kurze) Kurzanleitung. Wie eingangs geschrieben, waren mir die Details weniger wichtig, als die Einhaltung der richtigen Reihenfolge. Tatsächlich muss man gar nicht so viel vorbereitende Maßnahmen treffen, um das Stacking-Ergebnis zu optimieren. Weniger ist in diesem Fall tatsächlich mehr. Das Stacking-Resultat wird ein detailreiches
sein, auf dem sich wunderbar der nachfolgende Entwicklungsprozess aufbauen lässt, sodass Du feinste Details des Sternenhimmels herausarbeiten und letztendlich ein hoffentlich phänomenales Astrofoto erstellen kannst.Verwendest Du andere Prozessschritte, eine andere Reihenfolge oder hast Fragen zum Artikel? Dann hinterlasse gerne einen Kommentar.
Hat Dir der Beitrag gefallen? Melde Dich in meinem kostenlosen Newsletter an und lasse Dich wöchentlich per E-Mail über neue Beiträge auf FOCUStoINFINITY.de informieren! Über einen Kommentar würde ich mich ebenfalls freuen. 😉
In eigener Sache: FOCUStoINFINITY.de unterstützen!
Mein Blog ist kostenlos und macht jede Menge Spaß - aber auch viel Arbeit. Wenn es Dir hier gefällt, kannst Du mich ganz einfach und unkompliziert unterstützen: Klickst Du z.B. auf einen meiner gekennzeichneten Spende via Paypal zukommen lassen.
und kaufst dann ein Produkt bei Amazon, erhalte ich eine kleine Provision - für Dich bleibt der Preis gleich. Du kannst mir aber natürlich auch gerne direkt eine kleineVielen Dank für Deine Unterstützung!
Weiterführende Themen:
- Astrofotografie: Einstieg & Basiswissen
- Astrofotografie FAQ: Häufige Fragen einfach erklärt. Voraussetzungen, Kameraeinstellungen, Bildentwicklung.
- Bildrauschen: Was ist Stacking?
- Astrofotografie-Kalender: Mond, Sternschnuppen, Milchstraße und Deep Sky-Objekte auf einen Blick
- Optimale Kameraeinstellungen zur Astrofotografie
Vielen Dank für die einfache und gute sachliche Erklärung um bei hohen ISO Werten und kurzen Aufnahmenzeiten hohe Qualität an Fotos zu entwickeln. Auch das Programm Sequator ist einfach und auf das notwendigste reduziert. Ich werde jetzt diese Vorgehensweise bei meinen kommenden Urlaub in Bayern anwenden. Hoffentlich spielt das Wetter mit, so dass ich die Berge im Hintergrund habe. Den See vor mir und die Milchstraße ober mir.
Hallo Joaquin,
vielen Dank für das positive Feedback! Freut mich immer wieder, wenn meine Beiträge Blogbesuchern weiterhelfen. 🙂
Dann drücke ich Dir fest die Daumen für Dein Vorhaben in Bayern – die Kulisse hört sich super an.
Viele Grüße
Hendrik
Hallo,
es heisst, die Kamera darf nicht bewegt werden. Aber durch die Erddrehung wird sie ja bewegt.
Wird das in der SW ausgeglichen ?? Bei 80 Fotos ist keins wie das andere, was die Position betrifft.
gruß
Hi Kalle,
genau diese Drehbewegung der Sterne am Sternenhimmel wird durch Stacking-Software wie z.B. Sequator rechnerisch kompensiert. Die Software legt die Sterne der einzelnen Aufnahme übereinander. Daher muss beim Stacking auch der Sternenhimmel maskiert werden, um Sequator „zu zeigen“, wo sich die Sterne befinden.
Viele Grüße
Hendrik
Hallo Hendrik,
ah, ok verstanden. Kompliment für die sehr gut aufgebaute Seite samt Erläuterung. Dann werde ich mich mal als Rentner-Neuling an das Thema heranwagen.
Gruß aus dem Harz
Vielen Dank, super hilfreich für mich als Astro-Foto-Newbie!
Jetzt kann ich mich an meinen paar Kometenfotos aus der FZ300 wagen.
Leider hatte ich vergessen auf RAW umzustellen – aber gut, so lernt man …
ich werde jetzt mal auf deiner Seite weiterstöbern …
Beste Grüße
Johann
Hi Johann,
vielen Dank für Dein positives Feedback!
Wie immer freut es mich, wenn einer meiner Blog-Beiträge meinen Besuchern weiterhilft.
Viele Grüße und viel Spaß beim Stöbern
Hendrik
Hallo,
für den Astro Anfänger hervorragende Erläuterungen und Beschreibungen wie gute Photos entstehen (können).
Ohne diese Website hätte ich mich an das Thema nicht herangetraut. Danke!
Gruß
Bertold
Hi Bertold,
herzlichen Dank für Dein positives Feedback! Das freut mich natürlich zu hören. 🙂
Viele Grüße
Hendrik
Hey Hendrik, zwei Fragen hierzu:
1) Änderst du für das Stacking die Blende? Also z.B. 1x 1.4 / 1x 1.6 / 1x 1.8 / 1x 2.0 oder lässt du diese immer gleich?
2) Wieviele Bilder sollte man stacken? Gibts hier Richtwerte? Minimal / Maximal?
Danke und Grüße
Florian
Hallo Florian,
die Blende bleibt beim Stacking mit Sequator immer gleich.
Richtwerte gibt es nicht, aber ich habe hierzu einmal einen Test (für APS-C) gemacht: https://www.focustoinfinity.de/blog/fotografie-tippstricks/fotografie/astrofotografie-aps-c-stacking-ideale-aufnahmeanzahl-bei-iso-3200-6400/
Während ich mit APS-C noch um die 16 Aufnahmen bei ISO 6400 machte, stellen mit der Sony Alpha 7 III inzwischen etwa 8 bis 12 Aufnahmen je Serie für mich eine gute Mischung aus Wartezeit und Bildqualität dar.
Viele Grüße
Hendrik
Hab den Artikel gerade gelesen. Beantwortet alles 🙂 …vielen Dank für deine Mühen!
Vielen Dank für dieses coole Tutorial, dass ich gerne mal zeitnahe ausprobieren möchte! Eine Frage dazu habe ich aber: Wichtig für den Prozess ist ja, dass die Aufnahmen möglichst identisch sind, also vereinfacht gesagt die selbe Konstellation der Sterne am Himmel anzeigen. Wie geht man da mit den langen Belichtungszeiten in der Astrofotografie um? Wenn ich 20 Sekunden lang belichte und so z.B. 5 Fotos mache, werden die Sterne am Nachthimmel ja von Aufnahme zu Aufnahme etwas verschoben.
Hi Dennis,
vielen Dank für das positive Feedback.
Die von Dir genannte Problemstellung ist der eigentliche Sinn und Zweck von Sequator: Die Software legt die sich bewegenden Sterne mehrerer Aufnahmen übereinander und erhöht auf diese Weise im Ergebnis das Signal-Rauschverhältnis. Als Resultat erhält man punktförmige Sterne, jedoch mit deutlich weniger Bildrauschen.
Viele Grüße
Hendrik
Bisher hatte ich hier keine Probleme bei Gesamtbelichtungszeiten von beinahe 5 Minuten mit je 20sec Belichtungszeit je Aufnahme.
Viele Grüße
Hendrik