Der Juli stand hinsichtlich Astrofotografie ganz im „Zeichen des Strohs“. 😉
Im vergangenen Jahr fasste ich nicht nur den Gedanken, endlich einmal ein Gewitter zu fotografieren, sondern wollte auch ein frisch geerntetes Getreidefeld inklusive Strohballen unter der Milchstraße in Szene setzen. Das hört sich erstmal komisch an, hat aber in meinen Augen etwas Saisonales und stellt für mich quasi den Höhepunkt des Sommers dar. Was gibt es also besseres, als diesen Höhepunkt in Szene zu setzen. Natürlich unter dem Sternenhimmel, denn bei Tag kann das jeder.
Während ich Ende Juni diesen Jahres mit dem Gewitter Glück hatte, klappte es direkt eine Woche später auch mit den „Strohballen“.
Jackpot! – Eine willkommene Abwechslung zu meinen sonstigen Milchstraßen-Motiven hier in der Region des Nordschwarzwalds!
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Das Wetter war perfekt, wenngleich mit 15°C etwas kühl. Wie immer zu dieser Jahreszeit lag der unverwechselbare „Sommergeruch“ (Strohgeruch?) in der Luft. – Vielleicht weißt Du, was ich meine… 😉
Mit im Gepäck waren meine Sony Alpha 7 III, das Sony
und das Sony SEL55F18Z.Letzteres Objektiv mit seinen 55mm Brennweite hatte ich zum ersten Mal zu diesem Zweck dabei und wollte es auf Herz und Nieren testen. Mit 50mm Brennweite hatte ich in der Vergangenheit schon gute Erfahrungen gemacht – damals noch mit dem APS-C-Sensor meiner Alpha 6400.
Um es kurz zu machen: Ich wurde nicht enttäuscht! Sowohl die Location war hervorragend geeignet, als auch die beiden Objektive. Vom SEL20F18Z wusste ich das ja schon. Aber vor allem das Milchstraße bzw. ihr galaktisches Zentrum.
mit seinen 55mm Brennweite bietet eine ganz neue Perspektive auf dieWie immer entwickelte ich alle nachfolgend vorgestellten Fotos analog meines Tutorials Astrofoto: Milchstraße fotografieren & entwickeln mit darktable, GIMP & Sequator.
Inhalt:
Bild #1: Strohballen, 55mm, horizontal
Das erste Bild entstand gleich zu Beginn meiner Tour gegen 0 Uhr. Glücklicherweise werden die Nächte allmählich wieder länger und die Sonne sinkt tiefer unter den Horizont.
Das galaktische Zentrum hatte ungefähr eine Höhe von 11° am Horizont und wurde dank der
Brennweite gleich beim ersten Versuch eindrucksvoll in Szene gesetzt.Mein Favorit für die Landschafts-Astrofotografie: Sony FE 20mm f/1.8 G* |
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Nach NPF-Formel sellte ich die Belichtungszeit auf kurze 5sec ein, um Sternenspuren zu vermeiden. Als Blende wählte ich anstatt der sonst üblichen f/2.8 f/2.0, um die kürzere Belichtungszeit zu kompensieren und den ISO-Wert auf idealen 3200 belassen zu können.
Die 55mm-Perspektive ist schon etwas Anderes, als die normalen, weitwinkligen Aufnahmen, die ich sonst mache. Das sorgte bei mir für einen gewissen Wow-Effekt, denn schon am Kameradisplay war die Milchstraße klar zu erkennen. 😎
Leider unterschätzte ich etwas die Hyperfokale Distanz dieser relativ langen Brennweite, weshalb der Vordergrund ziemlich unscharf geraten ist. Da ich mit Blende f/2 fotografierte, betrug diese sage und schreibe 50m.
Da ich auf den Sternenhimmel fokussiert hatte (=unendlich) bedeutet das, dass im Bild Gegenstände erst in einer Entfernung von 50m scharf dargestellt werden.
Dennoch ergibt sich durch diesen Schärfeverlauf zwischen Vorder- und Hintergrund – meiner Meinung nach – ein stimmiges Gesamtbild. Der Blick wird dadurch direkt in den Himmel gelenkt.
Bei Blende f/2 hat das
in den Ecken etwas mit Koma zu kämpfen, jedoch hält sich das Problem in Grenzen und es waren lediglich wenige Sterne von diesem Abbildungsfehler betroffen.Glücklicherweise reduzierte sich das Koma durch das Stacking mit Sequator etwas.
Bild #2: Strohballen, 55mm, vertikal
Zweites Bild, gleiche „Problematik“ wie oben: Der Vordergrund ist erneut unscharf.
Diesmal allerdings im Hochformat fotografiert, um mehr „Milchstrasse“ aufs
zu bekommen.Bild #3: Mehr Strohballen, 20mm
Irgendwann gegen 1 Uhr wechselte ich vom SEL55F18Z auf mein
bzw. von 55mm auf 20mm Brennweite.Das galaktische Zentrum stand nun auf seiner maximalen Höhe am Horizont und die Sonne war endlich so weit unter den Horizont gesunken (18°), sodass absolute Dunkelheit herrschte.
Der weitwinklige Look des Bilds steht im starken Kontrast zu den ersten beiden Aufnahmen, gefällt mir aber nicht weniger gut.
Im direkten Vergleich ist eindrucksvoll zu sehen, welche Auswirkungen die beiden Brennweiten auf die Abbildungsgröße der Milchstraße am Himmel haben.
Dank der kurzen Brennweite von
war natürlich auch die Hyperfokale Distanz mit ca. 5m deutlich kürzer, sodass die beiden Strohballen im Vordergrund (annähernd) scharf abgebildet wurden.Bild #4: Nochmal Strohballen, 20mm, vertikal
Darf es noch ein Strohballen mehr sein? 😉 – Ich habe ja schon eingangs angekündigt, dass dieser Beitrag ganz im Zeichen des Strohs steht.
Allerdings bot die Location so viel Abwechslung im direkten Vergleich meiner sonst üblichen Fotospots, dass ich eine gute Aufnahme nach der anderen schießen und sehr viel experimentieren konnte.
Hier also nochmal ein Strohballen mit Milchstraße im Hochformat.
Bild #5: Weitblick aka kleine Strohballen, 20mm
Nächstes Bild.
Diesmal weitläufig und nicht mit Strohballen als Hauptmotiv. – Hat auch was, wie ich finde. 😉
Das Bild verwende ich seither als Hintergrundbild auf meinem
. Eine tolle Erinnerung an einen tollen Abend.Bild #6: Stroh soweit das Auge reicht, 20mm
Einmal Stroh mit 20mm geht noch… 😎
Im Wesentlichen das gleiche Motiv wie Bild #2, diesmal aber vertikal anstatt horizontal aufgenommen.
Bild #7: Focus to infinity foreground, 55mm
Beim letzten Bild entschied ich mich gegen 01:30 Uhr in dieser noch jungen Nacht, wieder das 55mm aufs Bajonett zu schrauben und einen unkonventionellen Versuch zu starten: Im Gegensatz zu sonst fokussierte ich diesmal nicht auf unendlich, sondern direkt auf den Strohballen im Vordergrund.
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Im Ergebnis ist der Vordergrund knackscharf und die Sterne sowie das galaktische Zentrum verschwimmen im Hintergrund.
Der Stil stellt eine willkommene Abwechslung dar und ich habe schon einige weitere Motive im Kopf, die ich auf diese Weise mit 55mm fotografieren kann. 😀
Das entstandene Bild ist mein klarer Favorit bzw. mein persönliches Lieblingsbild dieser Tour.
Fazit
Glückwunsch. – Wenn Du es bis hierhin geschafft hast, den Beitrag zu verfolgen, hast Du Dich erfolgreich durch jede Menge Stroh gekämpft. 😀
Zugegebenermaßen waren die Bilder in Sachen Hauptmotiv nicht sonderlich abwechslungsreich, aber ich musste einfach an diesem Abend die Gelegenheit beim Schopf packen und dieses doch sehr saisonale Motiv in allen möglichen Facetten ablichten.
Natürlich spielte dabei auch eine große Rolle, dass ich noch immer am Ausloten der Grenzen meiner neuen Alpha 7 iii mit den beiden Linsen Sony
und SEL55F18Z bin.Mit dem Ergebnis bin ich wirklich super-zufrieden. Ich wage sogar zu behaupten, dass mir diese Aufnahmeserie unter all meinen diesjährigen Astrofotos mit Abstand am besten gefällt.
Ich bin gespannt, was die weitere Milky Way Season 2022 noch für Überraschungen mit sich bringt.
Allzu lange ist nun nicht mehr Zeit, denn im vergangenen Jahr machte ich die letzten schönen Aufnahmen der Milchstraße im Juli. Ab August wollte es nicht mehr so richtig klappen.
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Weiterführende Themen:
- Astrofotografie: Einstieg & Basiswissen
- Astrofotografie FAQ: Häufige Fragen einfach erklärt. Voraussetzungen, Kameraeinstellungen, Bildentwicklung.
- Astrofotografie-Kalender: Mond, Sternschnuppen, Milchstraße und Deep Sky-Objekte auf einen Blick
- NPF: Ideale Belichtungszeit berechnen
- Bildrauschen: Was ist Stacking?
… also das Thema mal mit 55 mm (auf meiner A6500 also mit dem SEL3518) anzugehen, muss sich unbedingt auch mal probieren!
Super Gedanke !
Hi Wilfried,
freut mich, wenn ich Dich zu einem neuen Ansatz inspiriert habe. 😉 Die 55mm sind eine willkommene Abwechslung zu meiner Standardbrennweite von 20mm und zeigen die Milchstraße und ihr galaktisches Zentrum aus einem ganz neuen Blickwinkel.
Viel Erfolg bei Deinem Versuch und viele Grüße
Hendrik