Auf geht’s in die nächste Runde! In der Nacht vom 26. auf den 27. März konnte ich zum dritten Mal in diesem Monat(Teil 1, Teil 2) die stabile Wetterlage für ein paar Fotos der Milchstraße nutzen.
Davon abgesehen, dass in dieser Nacht die Zeit umgestellt wurde und ich mir vorher eine gefühlte Ewigkeit den Kopf darüber zerbrach, wie ich nun den Wecker meines Handys stellen musste, um ja keine Stunde zu verschenken, ist spätestens im März Schluss mit lustig:
Während im Februar die Zeiten zur Fotografie nämlich noch recht human waren, verschiebt sich das perfekte Zeitfenster nun Monat für Monat, Tag für Tag, nach vorne.
Sprich: Man muss immer früher aufstehen, um die Milchstraße vor die
zu bekommen.Das lässt sich ganz gut in meinem 180-Tage Kalender zur Planung und Fotografie der Milchstraße beobachten.
Dieses Mal fand ich mich um ca. 04:15 Uhr (neue Zeit) bzw. 03:15Uhr (alte Zeit) ziemlich müde am Ort des Geschehens ein.
Bereits am Vortag hatte ich noch ein paar Locations erkundet und das Shooting entsprechend geplant. Ich hatte in dieser Nacht, wie üblich, einiges vor.
Das Zeitfenster betrug weniger als 90 Minuten, denn danach brach schon die astronomische Dämmerung an.
Das galaktische Zentrum der Milchstraße sollte in dieser Zeit auf beinahe 10° über den Horizont aufsteigen. – In unseren Breitengraden sind das bereits ziemlich gute Bedingungen, um schöne Aufnahmen zu machen. Das Maximum im Juni liegt bei 12,4°.
Das Wetter meinte es bisher im Jahr 2022 extrem gut mit uns Astrofotografen. Im vergangenen Jahr kann ich mich an keine Wetterperiode erinnern, die auch nur annähernd so gute und stabile Bedingungen über mehrere Wochen gebracht hätte, wie dies im Februar und März 2022 der Fall war.
So auch dieses Mal: Die Temperaturen waren mit 5°C sehr angenehm und die Sicht perfekt. Weder Wolken, noch Nebel trübten den Blick auf die Sterne.
Ideale Bedingungen! 🙂
Inhalt:
Warmup
Die erste Aufnahme dieser Nacht machte ich quasi zum Warmwerden.
Das galaktische Zentrum war noch nicht zu sehen und M8 bzw. der Lagunennebel war gerade so am Horizont auszumachen.
Die Bilderserie, bestehend aus 16 Einzelaufnahmen, entstand gegen 04:30 Uhr und das galaktische Zentrum hatte zu der Zeit eine Höhe von ca. 4,5° am Horizont erreicht.
Wie immer waren die Kameraeinstellungen meiner Sony Alpha 6400 und meines Walimex (Samyang) 12mm f/2 die gleichen: 10sec Belichtungszeit, Blende f/2.8 und ISO 6400.
Die Astrofoto: Milchstraße fotografieren & entwickeln mit darktable, GIMP & Sequator:
dieses und der nachfolgenden Fotos erfolgte – wie soll es auch anders sein 😉 – analog meines Tutorials- Vorbereitung zum Stacking mit darktable: Um die Einzelaufnahmen (im RAW-Format) auf das nachfolgende Stacking vorzubereiten, wurden im ersten Schritt in darktable chromatische Aberrationen (farbliche Abbildungsfehler) sowie die Verzeichnung des Objektivs korrigiert und tote Pixel entfernt.
- Stacking mit Sequator: Für den Stackingprozess verwendete ich, wie üblich, die kostenlose Software Sequator. Im Ergebnis wurde das Bildrauschen, das durch die hohen ISO-Werte mit dem APS-C-Sensor der zwangsläufig entstand, erheblich reduziert werden.
- Entwicklung mit darktable: Im dritten Schritt folgte schließlich die eigentliche Entwicklung auf Basis des zuvor gestackten Fotos. Vor allem wurden hier Kontraste herausgearbeitet, um die Strukturen der Milchstraße und des Sternenhimmels sichtbar zu machen. Darüber hinaus wurden der Weißabgleich und die Sättigung angepasst und schließlich der Dynamikumfang des Vordergrunds mit dem Modul „Schatten und Spitzlchter“ optimiert.
- Feinschliff mit GIMP: Im letzten Schritt wurde die mit darktable entwickelte Aufnahme nochmals in GIMP optimiert. In diesem Schritt entwickelte ich den Vorder- getrennt vom Hintergrund, um eine höhere Dynamik zu erzielen. Zudem verstärkte ich mit der Farbkurve die Kontraste des Sternenhimmels und der Milchstraße.
in der linken Bildhälfte hatte ich außerdem unterhalb der Milchstraße mit kräftiger Lichtverschmutzung zu kämpfen. Diese entfernte ich mit entsprechend des Tutorials „Astrofotografie mit GIMP: Lichtverschmutzung mithilfe „Komponente extrahieren“ reduzieren„,
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Die Aufnahme haut mich nicht vom Hocker, war ja aber auch nur zum Warmwerden gedacht. 😉
Die Leiter
Wenige Meter neben der ersten Aufnahme entstand diese etwa 15 Minuten später.
Gut zu sehen ist, dass M8 bereits etwas höher am Himmel steht.
Die Aufnahmeeinstellungen und der Entwicklungsprozess waren wieder identisch.
Ich wollte zur Abwechslung einmal keine Reben fotografieren oder reine Landschaftsaufnahmen machen, sondern entschied mich spontan für die geschmeidig an einen Obstbaum angelehnte Leiter als Hauptmotiv. 😉
Da die Motivsuche bei der
der Milchstraße wegen der Fixierung auf die süd-östliche Himmelsrichtung extrem schwierig ist und ich in meinem „Jagdrevier“ schon viele Locations abgegrast habe, kam mir das Motiv zur Abwechslung sehr gelegen.Lieber wäre mir natürlich ein frei stehender Baum gewesen, jedoch sucht man einen solchen hier weit und breit vergebens. Irgendwie sind im Nordschwarzwald immer die Berge im Süden im Weg. 😉
Übrigens sind Gegenstände, die in den Himmel hineinragen, bei der Entwicklung von Astrofotos immer eine Herausforderung. – Im Beispiel oben ist das offensichtlich beim Obstbaum bzw. bei der Leiter der Fall.
Beim Stacking muss man sich daher recht viel Mühe damit geben, den Baum richtig in Sequator „auszuschneiden“. Auch bei der Entwicklung mit
läuft man Gefahr, durch schlampige Verwendung von Masken im Zuge der Kontrastanpassungen einen „Heiligenschein“ um diese Objekte zu erzeugen.Solche Bildkompositionen sind daher ziemlich problembehaftet.
Ein extremes Beispiel ist u.a. die nachfolgende Aufnahme, die ich im Juli letzten Jahres gemacht habe. Der Heiligenschein bzw. Halo-Effekt ist direkt zu sehen:
Im Gegensatz zum vorangehenden Negativbeispiel ist mir die
bei „der Leiter“ oben ganz gut gelungen – zumindest konnte ich den Heiligenschein minimieren und er fällt erst auf den zweiten Blick auf.Frühlingsblüte
Das dritte Bild meines Ausflugs.
Schon im vergangenen Jahr hat es mich gereizt, die Frühlingsblüte festzuhalten. Damals war das im April und nicht im März.
Während ich auch dieses Lightpainting zum Einsatz:
nach dem weiter oben im Beitrag beschriebenen Workflow entwickelte, kam zusätzlich nochIch hatte eine Taschenlampe im Gepäck und leuchtete insbesondere den Baum im Vordergrund und den Boden damit aus. Währenddessen war meine
auf eine Serienbildaufnahme mit 10sec Belichtungszeit bei Blende f/5.6 und ISO 400 eingestellt.Die entstandenen Einzelaufnahmen sahen danach in etwa wie folgt aus:
In GIMP importierte ich dann sowohl die via darktable entwickelte Aufnahme der Milchstraße als auch die Lightpainting-Einzelaufnahmen und fügte diese zusammen.
Wie das Schritt für Schritt mit GIMP und Astrofotografie & Milchstraße: Tutorial für Lightpainting und Entwicklung in GIMP, darktable und Sequator nachzulesen.
funktioniert, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen, ist aber für Interessierte im TutorialSicher ist meine „Lightpainting-Technik“ noch stark verbesserungswürdig. Aber angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit und einer eher spontanen Aktion bin ich mit diesem Ergebnis zufrieden. 😎
Das Resultat wirkt nicht übertrieben und fügt sich relativ stimmig ins Gesamtbild ein.
Kontraste
Für das nächste Foto änderte ich die Perspektive nur geringfügig.
Die Aufnahme- und Entwicklungstechnik war ebenfalls wieder identisch zu den anderen Fotos des Beitrags.
In diesem Fall wollte ich einen möglichst harten Kontrast zwischen dem Baum im Vordergrund und dem Sternenhimmel im Hintergrund schaffen. – Bäume „funktionieren“ quasi immer als Motiv und sie machen beinahe jedes Astrofoto interessant(er).
Standardkost
Das Motiv des letzten Bilds kommt Dir möglicherweise bekannt vor. – Das könnte daran liegen, dass es sich dabei um einen meiner Lieblingsstandorte handelt, an dem ich auf meinen nächtlichen Streifzügen regelmäßig vorbeikomme. 😉
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Das sich immer wieder ähnelnde Motiv erlaubt mir einerseits die Vergleichbarkeit der jeweils vorherrschenden Wetter- und Sichtbedingungen und andererseits kann ich daran ganz gut festmachen, wie sich meine Technik zur Fotografie und zur
von Aufnahmen der Milchstraße im Laufe der Zeit verändert (und im Idealfall verbessert).Hier ein paar Beispiele zum Vergleich:
Was ganz klar auffällt, ist, dass meine jüngsten Astrofotos der Milchstraße kontrastärmer sind als noch im vergangenen Jahr.
Der natürlichere „Look“ sagt mir momentan eher zu. Jetzt, wo ich diesen Beitrag verfasse, finde ich allerdings insbesondere den Stil der letztjährigen Juni- und April-Fotos ebenfalls recht „charismatisch“. Ich bin mal wieder hin- und hergerissen und gespannt, wo mich diese Reise noch hinführt. 😎
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Fazit
Das war bereits meine vierte Tour im Jahr 2022. Wie eingangs geschrieben, war das Wetter in den letzten Wochen extrem beständig und ich konnte die hervorragenden Bedingungen für schöne Fotos nutzen.
In den kommenden Monaten heißt es jetzt wieder, früh aufzustehen, um die Milchstraße sehen und fotografieren zu können. Das wird mich sicherlich von Mal zu Mal jede Menge Überwindung kosten. – Aber was lässt man nicht alles für schöne Fotos und seinen Blog über sich ergehen. 😉
Ich hoffe, dass ich bei meinen kommenden Touren wieder auf das Sony
mit seinen umgerechneten 36mm Brennweite zurückgreifen werde. Die Astrofotos dieser Brennweite bieten eine extrem spannende Perspektive. – Dieses Mal scheiterte es am Zeitdruck und an meiner Müdigkeit bzw. mangelndem Elan in der Dunkelheit das Objektiv zu wechseln.Ebenfalls auf meiner Wunschliste für dieses Jahr steht, mit dem SEL24F18Z ein paar Versuche für Panoramen zu starten und ggf. meine Lightpainting-Technik zu verbessern.
Die Ideen gehen mir jedenfalls (noch) nicht aus. Ich bin gespannt, was die diesjährige Saison, die erst ab April so richtig in Fahrt kommt, noch zu bieten hat!
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Weiterführende Themen:
- Astrofotografie: Einstieg & Basiswissen
- Astrofotografie FAQ: Häufige Fragen einfach erklärt. Voraussetzungen, Kameraeinstellungen, Bildentwicklung.
- Astrofotografie-Kalender: Mond, Sternschnuppen, Milchstraße und Deep Sky-Objekte auf einen Blick
- Optimale Kameraeinstellungen zur Astrofotografie
- Der ultimative Astrofoto-Guide: Brillante Astrofotos der Milchstraße Schritt für Schritt mit Adobe Lightroom LrC, Photoshop, Sequator und StarXTerminator entwickeln.