Der Sternenhimmel ist faszinierend. Je länger man nachts den Blick gen Firmament richtet, desto mehr Details lassen sich erkennen (eine geringe Lichtverschmutzung vorausgesetzt).
Wäre es nicht klasse, diesen Blick auf einem Foto festhalten zu können?
Wie das geht, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen und welche Kameraeinstellungen für die Fotografie des Sternenhimmels optimal sind, erfährst Du auf dieser Seite.
Inhalt:
Sterne fotografieren: Kamera & Zubehör
Die Anforderungen an
und Zubehör unterscheiden sich nicht wesentlich von denen zur Fotografie der Milchstraße, sodass ich nachfolgend nur auf die wesentlichen Punkte eingehe.Ausführliche und weiterführende Infos findest Du auch im Beitrag Astrofotografie & Milchstraße: Kamera-Setup
Kamera: Sensorgröße und Bildqualität
Um Sterne zu fotografieren, benötigst Du eine Kamera, die bei Langzeitbelichtungen im Dunkeln möglichst geringes Bildrauschen generiert.
Wie bei der Fotografie der Milchstraße sollte der Bildsensor mindestens eine Größe von 1″ aufweisen, besser APS-C, noch besser Vollformat.
Als kleinste „Einstiegskamera“ eignet sich bspw. die Sony RX100 mit ihrem 1″ großen Sensor, die sich großer Beliebtheit und einer weiten Verbreitung erfreut.
Ich hatte mit der Sony Alpha 6400 mit APS-C-Sensor gewechselt. Diese bildet für mich den besten Kompromiss aus Preis, Anwendungsgebiet und Bildqualität.
meine ersten Berührungspunkte mit der Astrofotografie, bin jedoch mittlerweile auf dieWarum spielt aber nun die Sensorgröße eine so wichtige Rolle für die Bildqualität?
Je größer die einzelnen Pixel eines Bildsensors sind, desto besser ist in der Regel das Rauschverhalten, da diese mehr Licht einfangen können.
Das impliziert wiederum zwei Tatsachen:
- Vollformat-Sensoren gelten deshalb hinsichtlich Rauschverhalten als überlegen, weil deren Grundfläche deutlich größer als bspw. die eines APS-C-Sensors ist, die Anzahl der Pixel jedoch häufig vergleichbar ist. Die Pixeldichte ist schlichtweg geringer als bei kleineren Sensoren. Eine niederigere Pixeldichte impliziert wiederum, dass die einzelnen Pixel größer sind.
- Ein großer Bildsensor mit einer sehr hohen Pixeldichte ist nicht zwingend rauschärmer als ein kleinerer (und technologisch gleichwertiger) Sensor mit einer in Relation zu seiner Größe geringeren Pixeldichte.
Theoretisch zählt also nicht die Sensorgröße, sondern die Pixelgröße.
Beispiel: Eine Sony Alpha 7 III hat 24 Megapixel und einen Vollformat-Sensor. Meine
verfügt ebenfalls über 24 Megapixel, die jedoch auf einem APS-C-Sensor Platz finden müssen.Die ideale Einstiegslinse in die Landschafts-Astrofotografie: Samyang Pro 12mm f/2* |
249,99 € |
Die Grundfläche eines Vollformatsensors ist aber etwa 2,5mal so groß, wie die eines APS-C-Sensors. Theoretisch sind also die Pixel auf dem Vollformatsensor ebenfalls um diesen Faktor größer und es rauscht entsprechend weniger bei hohen ISO-Werten.
Das ist auch der Grund, weshalb eine große Pixeldichte bzw. eine hohe Pixelanzahl nicht zwingend zu besseren Fotos führt: Die Pixeldichte steigt und mit ihr das Bildrauschen.
Ein hervorragendes Negativbeispiel sind moderne Smartphones mit ihren hochgezüchteten Bildsensoren:
Auf dem Pixel 6 mit seinem 50 Megapixel Bildsensor sind die Pixel 1,2 μm groß, auf einer
dagegen 5,9μm. – Bei der Hälfte der Auflösung. Heißt: Theoretisch sind die einzelnen Pixel der A7 III ca. 10mal größer. 😎Kamera: Manuelle Einstellungsmöglichkeiten
Deine Kamera sollte über manuelle Einstellungsmöglichkeiten für Belichtungszeit, Blende, ISO-Wert und Fokus verfügen. Mit Automatikprogrammen wirst Du ziemlich sicher nicht zum gewünschten Ergebnis kommen.
Für weitere Infos empfehle ich den Beitrag Zusammenhang von Blende, ISO-Empfindlichkeit und Belichtungszeit.
Objektiv
Je lichtstärker ein Objektiv, desto besser ist es für die Astro- bzw. Sternenfotografie geeignet.
Die Lichtstärke eines Objektivs definiert sich über die maximale Blendenöffnung. Diese sollte mindestens f/2.8 betragen oder noch größer sein.
Mit kleineren Blendenöffnungen lässt sich in der Dunkelheit nicht genügend Licht einfangen und es gehen zu viele Details im Sternenhimmel verloren.
Zubehör: Stativ
Kurze Antwort: Ohne
geht’s nicht.Lange Belichtungszeiten erfordern unbedingt, dass die Kamera während der Aufnahme fixiert wird. Anderenfalls werden die Aufnahmen unscharf.
Kameraeinstellungen
Nicht nur die Anforderungen an die Kamera, auch deren Einstellungen sind beinahe identisch zu denen bei der Fotografie der Milchstraße:
- Belichtungszeit: Die Belichtungszeit bewegt sich in der Regel zwischen 10 und 20 Sekunden, ist aber abhängig von der Brennweite. Je kürzer die Brennweite, desto länger die maximal mögliche Belichtungszeit. Doch vorsicht: Ist die Belichtungszeit zu lang, werden die Sterne nicht mehr punkt- sondern strichförmig abgebildet. Einen groben Anhaltspunkt zur maximalen Belichtungszeit in Abhängigkeit der Brennweite bietet die 500er Regel.
- Blende: Das sollte, wie oben bereits beschreiben, eine Blendenöffnung von mindestens f/2.8 aufweisen. Die Brennweite sollte darüber hinaus weniger als 24mm (Kleinbild-Äquivalent) betragen.
- ISO-Wert: Je niedriger der ISO-Wert, desto geringer wird das Bildrauschen sein. Stelle daher immer zunächst Belichtungszeit und Blende ein. Erst als letzter Parameter folgt die ISO-Empfindlichkeit. Der Wert bewegt sich in der Regel zwischen 1600 und 3200.
- Bildstabilisator: Da vom Stativ fotografiert wird, verschlimmert ein integrierter Bildstabilisator die Bildqualität im schlimmsten Fall. Schaalte den Bildstabilisator daher aus.
- Auslöseverzögerung: Um die Aufnahme durch das Drücken des Auslösers an der Kamera nicht zu verwackeln, sollte mit einer Auslöseverzögerung von 2 oder 5sec gearbeitet werden. Alternativ dazu kann auch mit einem gearbeitet werden.
- RAW-Format statt JPG: Das RAW-Format enthält viel mehr Bildinformationen und ist nicht komprimiert. Das ist insbesondere in der Dunkelheit von Nutzen, da es dann auf jedes Quäntchen an Details ankommt.
- Weißabgleich: Der Weißabgleich wird idealerweise auf einen fixen Wert gestellt. Bewährt haben sich für mich 3900K. Die Temperatur entspricht in etwa Tageslicht. Dadurch sind die zahlreichen Aufnahmen besser untereinander vergleichbar und Fehler werden schneller erkannt. Die Farbtemperatur kann im Nachhinein im Zuge der Bidlentwicklung jederzeit korrgiert werden, sofern im RAW-Format fotografiert wurde.
Detaillierte Informationen findest Du auch im Beitrag Astrofotografie & Milchstraße: Optimale Kameraeinstellungen.
Tipps
Abschließend noch einige Tipps und Tricks, um optimale Aufnahmen des Sternenhimmels zu machen.
Motivwahl
Fotografiere nicht einfach nur in den Himmel, sondern mache Dir Gedanken über die Bildkomposition.
Eine Aufnahme lebt vom Vordergrund. Versuche daher, Deine Aufnahme zu mindestens 1/3 mit Vordergrundelementen zu füllen.
Praktisch: Im Dunkeln werden sogar Vordergrundobjekte interessant, die Du bei Tageslicht überhaupt nicht auf dem Schirm hättest.
Ich habe z.B. ein Faible, im Vordergrund häufig einen Weg zu platzieren. Idealerweise wird der Blick des Betrachters dann vom Vordergrund in den Sternenhimmel gelenkt:
Wetter
Natürlich darf es nicht bedeckt sein, da sonst keine Sterne zu sehen sind.
Ein paar Wolken können das Bild jedoch aufwerten und ebenfalls interessanter wirken lassen:
Mondphase
Wenn der Mond hell scheint, während Du versuchst, Sterne zu fotografieren, wird sein Licht bzw. seine Lichtverschmutzung den Kontrast mindern.
Details gehen verloren und der Himmel wirkt dann blass.
Noch immer kein altes Eisen: Sony Alpha 7 III* |
Tiefstpreis |
-12% 1.139,00 € |
Achte daher darauf, dass entweder der Mond nicht scheint oder dass Neumond ist.
Einen Anhaltspunkt dazu erhältst Du unter anderem auf meiner Seite zu den aktuellen Sichtbarkeitsbedingungen der Milchstraße.
Bildrauschen reduzieren mit Stacking
Bildrauschen ist mit das größte Problem in der
: Je kleiner der Kamerasensor, je kleiner die Maximalblende, desto länger müssen Belichtungszeit und desto höher der ISO-Wert sein.Glücklicherweise bietet Stacking eine hervorragende Lösung für dieses Problem. Dazu werden einfach mehrere Aufnahmen des gleichen Motivs gemacht und diese dann am heimischen PC via Software übereinandergelegt. Die Software ermittelt dann den Mittelwert oder Median (abhängig von der verwendeten Methode) und gleicht so das zufällige Bildrauschen aus.
Ich selbst verwende hierzu sehr gerne Sequator – ein kostenloses Tool für Windows.
Weiterführende Informationen zum umfangreichen Thema findest Du unter anderem auch in den Beiträgen Sequator: Stacking von Astrofotos der Milchstraße (2/4) und Sequator Crashkurs: Astro-Stacking lernen in 5min.
Fazit
Den Sternenhimmel hört sich schwieriger an, als es in der Praxis ist. Wenn Du die obigen Tipps zur Ausrüstung und den optimalen Kameraeinstellungen berücksichtigst, steht tollen, nächtlichen Landschaftsaufnahmen nichts mehr im Wege.
Da die Voraussetzungen und Einstellungen weitestgehend identisch zu denen bei der
der Milchstraße sind, stellt der Sternenhimmel quasi die Vorstufe dazu dar.Die Milchstraße abzulichten – und vor allem zu entwickeln – ist nochmals einige Stufen komplexer. Sofern Du hieran ebenfalls interessiert bist, wirf doch mal einen Blick auf meine umfangreiche Themensammlung auf der Seite Astrofotografie Einstieg & Basiswissen: Planung, Fotografie, Entwicklung.
In eigener Sache: FOCUStoINFINITY.de unterstützen!
Mein Blog ist kostenlos und macht jede Menge Spaß - aber auch viel Arbeit. Wenn es Dir hier gefällt, kannst Du mich ganz einfach und unkompliziert unterstützen: Klickst Du z.B. auf einen meiner gekennzeichneten Spende via Paypal zukommen lassen.
und kaufst dann ein Produkt bei Amazon, erhalte ich eine kleine Provision - für Dich bleibt der Preis gleich. Du kannst mir aber natürlich auch gerne direkt eine kleineVielen Dank für Deine Unterstützung!
Weiterführende Themen:
Hi, ich beginne grade mit der Astrofotografie und habe eine prinzipielle Frage.
Es wird öfter im Blog beschrieben mehrere Fotos vom gleichen Objekt zu machen und dann in Sequator zu stacken.
Mir ist nicht klar ob man dazu eine Nachführung benötigt.
Wenn keine Nachführung benutzt wird hat man durch die Erdrotation nach jedem Foto eine Verschiebung des Objektes.
Wird das von Sequator erkannt?
Wie ist das z.B. bei Fotos der Milchstraße. Da sind so viele Sterne die nach jedem Foto um ein wenig weitergewandert sind, ich habe bedenken das Sequator das als Rauschen definiert, habe aber keine Ahnung.
Deshalb die Fragen:
Muss man eine Nachführung benutzen?
Erkennt Sequator was Sterne sind und was Rauschen ist?
Über eine kurze Aufklärung wäre ich sehr dankbar.
VG Michael
Hallo Michael,
Sequator ist genau dazu gedacht, um die Sternenbewegungen, die sich zwischen verschiedenen Aufnahmen ergeben, auszugleichen bzw. die Bilder exakt übereinanderzulegen und somit das Rauschen zu reduzieren. Eine Nachführung brauchst Du dafür nicht. Bis November 2023 hatte ich auch keinen Startracker, sondern alle Aufnahmen nur vom Stativ gemacht und mit Sequator gestacked.
Sequator verwende ich auch heute noch für meine nachgeführten Aufnahmen, denn auch bei diesem Anwendungsfall lässt sich das Bildrauschen durch Stacking einwandfrei reduzieren.
Viel Erfolg und viele Grüße
Hendrik