Vergiss die Automatikprogramme Deiner Kamera. In diesem Beitrag erfährst Du, welche manuellen Kameraeinstellungen sich optimal für die Fotografie von Sonnenaufgängen und Sonnenuntergängen eignen. – Unabhängig vom Hersteller.
Keine Sorge – das hört sich zunächst komplizierter an, als es letztendlich ist. – Auch wenn Du noch nicht so viel Erfahrung hast.
Ganz klar: Sonnenunter- und Sonnenaufgänge sind faszinierend.
Die Umgebung wird in warme Farben getaucht, die Sonne steht tief am Horizont und verbreitet eine tolle Stimmung.
Was liegt da näher, als dieses Ereignis (das im Gegensatz zur Astrofotografie glücklicherweise täglich stattfindet) zu fotografieren?
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Im weiteren Verlauf werde ich daher kurz auf die besten Zeiten sowie die idealen Kameraeinstellungen zur Fotografie dieses Spektakels eingehen.
Tipp: Noch mehr Informationen und Details zur Fotografie findest Du im Tutorial Sonnenaufgang & Sonnenuntergang fotografieren: Einstellungen, Tipps, Tricks.
Inhalt:
Wann ist die beste Zeit zur Fotografie von Sonnenauf- und Sonnenuntergängen?
Jetzt wirst Du vielleicht denken, was diese Frage soll?! Liegt doch auf der Hand, denn Sonnenaufgänge und -untergänge werden entweder morgens oder abends fotografiert.
Doch welcher Sonnenstand eignet sich zur Fotografie am besten?
Die goldene Stunde, also diejenige Zeit am Tag, während der unsere Umgebung von der Sonne in warmen / goldenen Farben beschienen wird, ist hierzu optimal geeignet.
Der Zeitraum der goldenen Stunde erstreckt sich morgens vom Sonnenaufgang bis zu einer Sonnenelevation von 6° über dem Horizont.
Analog dazu beginnt die goldene Stunde abends bei einer Sonnenhöhe von 6° und endet, wenn die Sonne hinter dem Horizont versinkt.
Jetzt wirst Du wahrscheinlich nicht immer den genauen Winkel der Sonne messen, um die optimale Zeit herauszufinden. 😉
Einfache Grundregel: Die goldene Stunde – und damit die beste Zeit zur Fotografie eines Sonnenauf- oder Sonnenuntergangs – dauert jeweils 30 Minuten. Punkt.
Sonnenaufgang vs. Sonnenuntergang
Ich persönlich finde es übrigens deutlich angenehmer, die Sonne abends beim Untergang zu fotografieren, da das organisatorisch etwas einfacher ist.
Um dagegen den Sonnenaufgang abzulichten, muss man mitunter – gerade im Sommer – sehr früh aufstehen. – Nicht mein Fall. 😉 Mir reichen schon die kurzen Nächte, die ich mir im Rahmen der Astrofotografie bzw. im Zuge meiner Milky Way Challenge um die Ohren schlagen muss(te).
Zudem sind die Farben in der Abenddämmerung in der Regel kräftiger und lohnenswerter.
Letztlich sind es Deine persönlichen Präferenzen, die zählen. Wenn Du Frühaufsteher bist, spricht natürlich nichts gegen die Fotografie eines Sonnenaufgangs. 😉
Letztendlich können aber auch die regionalen Gegebenheiten, in denen das Foto aufgenommen werden soll, eine Rolle spielen: In meinem Fall befinden sich zum Beispiel in östliche Richtung Berge. Das bedeutet, die Sonne ist schon längst aufgegangen, bevor sie am Himmel zu sehen ist. Das Licht ist dann bereits sehr hell und von der goldenen Stimmung des Sonnenaufgangs ist nichts mehr zu spüren bzw. sehen.
Technische Voraussetzungen und Kameraeinstellungen
Doch kommen wir nun zum eigentlichen Kern dieser Seite: Den technischen Voraussetzungen und optimalen Kameraeinstellungen, um den Sonnenuntergang bzw. -aufgang zu fotografieren.
Identische Einstellungen für Sonnenauf- und Sonnenuntergang
Die gute Nachricht gleich vorab: Egal ob Du einen Sonnenauf- oder Sonnenuntergang fotografieren willst – die Einstellungen sind identisch.
Technische Voraussetzungen
Neben den optimalen Kameraeinstellungen gibt es noch eine Handvoll technischer Rahmenbedingungen, die beachtet werden sollten und auf die ich kurz eingehen möchte:
Kamera und Objektiv
Man kann mit nahezu jeder Kamera brauchbare Aufnahmen machen und muss dafür nicht extra tief in die Tasche greifen.
Ich selbst habe schon mit meinem Handy im Automatikmodus wirklich beeindruckende Sonnenuntergänge fotografiert:
Zwar hätte ich hierfür lieber meine Sony Alpha 6400 verwendet, doch die habe ich leider – im Gegensatz zu meinem Handy – nicht immer zur Hand.
Kamera
Wie jedoch schon eingangs erwähnt, empfehle ich dringend, auf Automatikprogramme zu verzichten und die Kameraeinstellungen für den Sonnenauf-/-untergang manuell vorzunehmen. Nur so hast Du die volle Kontrolle über das entstehende Bild und dessen Belichtung.
Damit ist schon die wichtigste Voraussetzung genannt: Deine Kamera sollte über einen manuellen Modus verfügen, um Blende, Belichtungszeit und ISO-Empfindlichkeit einzustellen.
Die Sensorgröße der Kamera spielt dafür so gut wie keine Rolle bei diesem Anwendungsfall.
Objektiv
An das Objektiv werden keine besonderen Anforderungen gestellt.
Die Brennweite ist Geschmackssache – ob Du eher weitwinklige oder Teleaufnahmen machst, bleibt einzig Dir überlassen.
Ebenso muss das Objektiv – ganz im Gegensatz zur Low Light– und Astrofotografie – nicht besonders lichtstark sein.
Einzig die Gegenlichtfähigkeit Deines Objektivs kann eine Rolle spielen. Je „gegenlichtfähiger“ das Objektiv, desto besser werden Kontraste bei der Fotografie in Richtung Sonne abgebildet und desto weniger ausgeprägte Reflexionen sind auf dem Bild erkennbar.
Die Anzahl der Blendenlamellen kann ebenfalls Einfluss auf die Bildqualität haben. – Nämlich dann, wenn Du mit kleiner Blende (bspw. f/14) versuchst einen Sonnenstern zu erzeugen.
Bei einer geraden Lamellenzahl wird der Sonnenstern exakt so viele Strahlen wie Blendenlamellen haben. Bei ungerader Anzahl verdoppelt sich dagegen diese Zahl.
Beides ist jedoch keine Pflicht.
Weder mein Viltrox-, noch mein Samyang-Objektiv verfügen über gute Gegenlichteigenschaften und haben stark mit Lens Flares zu kämpfen.
Das Samyang ist zudem nur mit mit sechs Blendenlamellen ausgestattet und entsprechend sieht der Sonnenstern aus. – Stört mich jedoch beides nicht, denn ich konnte in der Vergangenheit dennoch sehr schöne Aufnahmen in der goldenen Stunde machen.
Und schließlich geht es doch genau darum: Wir wollen keinen Wettbewerb gewinnen, sondern unsere Bilder müssen uns selbst gefallen – sonst niemanden. 😉
RAW vs. JPG
Ob Du bei der Fotografie das RAW- oder JPG-Format verwendest, spielt zwar bei Sonnenauf- und Sonnenuntergängen keine allzu große Rolle.
Du solltest Dir aber bewusst sein, dass das RAW-Format im Zuge der Nachbearbeitung mehr Reserven bietet und das Endergebnis eine höhere Qualität aufweisen wird, als das mit dem komprimierten bzw. verlustbehafteten JPG-Format der Fall ist. Dafür ist natürlich wiederum die Entwicklung einer solchen RAW-Aufnahme deutlich aufwendiger.
Stativ
Ich sehe immer wieder Fotografen, die beim Fotografieren des Sonnenuntergangs munter mit teuren Kameras aus der Hüfte drauflosknipsen.
Spätestens dann, wenn beim Auslösen der Blitz ausfährt und es blitzt, ist aber alles klar: Der Fotograf hat wahrscheinlich in dem Moment keine Ahnung, was er tut und verwendet das Automatikprogramm seiner Kamera.
Zwar ist zum Zeitpunkt der Fotografie eines Sonnenauf- bzw Untergangs noch viel Licht vorhanden, jedoch empfehle ich unbedingt die Verwendung eines Stativs.
Für die Freihandfotografie sind die Lichtverhältnisse meist nicht optimal und frei aus der Hüfte lässt sich meist nur ein Zufallstreffer erzielen, während mit dem Stativ viel mehr Augenmerk auf den korrekten Einstellungen und der Bildkomposition liegt.
Das gibt Dir die zudem Möglichkeit, trotz langer Belichtungszeiten die Blende relativ weit zu schließen und Sonnensterne zu erzeugen. Du wirst am Ende hoffentlich mit einem gut belichteten, rauscharmen und gestochen scharfen Foto belohnt werden.
Auslöseverzögerung
Um keine Unschärfen durch das Drücken des Auslösers bei längeren Belichtungszeiten zu riskieren, solltest Du an Deiner Kamera eine Auslöseverzögerung von 2, 5 oder 10sec einstellen. So kann sich die Kamera nach Drücken des Auslösers auf dem Stativ „beruhigen“, bevor das Foto entsteht.
Bildstabilisator
Für die bestmögliche Bildqualität sollte der Bildstabilisator – sofern vorhanden – bei Aufnahme des Sonnenauf- bzw. Untergangs mit einem Stativ deaktiviert werden.
Brennweite
Welche Brennweite Du für die Fotografie verwendest, ist letztendlich Geschmackssache.
Weitwinklige Aufnahmen ermöglichen viel „Landschaft“ aufs Bild zu packen, während Teleaufnahmen die Sonne (bei geeignetem Vordergrundmotiv!) sehr groß und imposant erscheinen lassen und die Motivwahl vielseitiger ist.
Ich persönlich bevorzuge weitwinklige Aufnahmen der Sonnuntergänge und bin meistens mit meiner Sony Alpha 6400 in Kombination mit dem Samyang 12mm f/2 oder dem Viltrox 12mm f/1.4 unterwegs:
Gegenlichtblende
Ob Du eine Gegenlichtblende verwendest, oder nicht, bleibt Dir überlassen. Da die Blende nur vor seitlich einfallendem Störlicht schützt, Du beim Sonnenauf- und Sonnenuntergang jedoch in der Regel direkt gegen die Sonne fotografierst, wird sie Dir wahrscheinlich nicht von großem Nutzen sein.
Kameraeinstellungen
Nachdem nun die technischen Voraussetzungen geklärt wurden, geht es weiter mit den idealen Kameraeinstellungen.
Weißabgleich
Wenn Du mit RAW fotografierst, kannst Du den Weißabgleich (d.h. die Farbtemperatur) jederzeit noch im Nachgang bzw. bei der Nachbearbeitung ändern.
Du solltest ihn jedoch auch in Deiner Kamera entweder auf den Wert „Tageslicht“ oder auf „3900K“ setzen. Letzteres entspricht wiederum der Farbtemperatur von Tageslicht.
Machst Du das nicht, hast Du keine gute Kontrollmöglichkeit Deiner Fotos auf dem Kameradisplay. Das Bild kann dann zu kühl oder zu warm wirken und sogar wegen des automatischen Weißabgleichs von Aufnahme zu Aufnahme variieren.
So kannst Du nicht richtig beurteilen, ob Deine Aufnahmen später gut aussehen werden, oder nicht.
Daher nochmal in aller Kürze: Weißabgleich manuell auf Tageslicht oder 3900K einstellen!
Richtig belichten: Expose to the right
Die richtige Belichtung ist wichtig bei der Aufnahme von Sonnenauf- und -untergängen.
Das Mittel der Wahl, um diese zu beurteilen, ist das kamerainterne Histogramm.
Das Histogramm gibt auf der Kurve von links nach rechts die Häufigkeit der dunklen über die mittleren bis hin zu den hellen Farbtöne im Bild wider.
Idealerweise erstreckt sich diese Kurve über die gesamte Breite.
Ausschläge am linken Rand deuten auf eine Unter- und Ausschläge am rechten Rand auf eine Überbelichtung hin.
Sofern die Kurve „irgendwo mittendrin“ endet, musst Du die Belichtungszeit erhöhen, um die Kurve weiter nach rechts zu strecken und mehr Details aufnehmen zu können (=expose to the right).
Selbst wenn Dir das Bild zu hell erscheint, lässt sich das dann in der Nachbearbeitung leicht korrigieren. Du musst lediglich sicherstellen, dass es nicht überbelichtet wird (siehe oben).
ISO-Wert
Da Du ohnehin mit Stativ fotografierst und die Belichtungszeit nur eine untergeordnete Rolle spielt, sollte als erstes die ISO-Empfindlichkeit auf den kleinstmöglichen Wert (i.d.R. 100) eingestellt werden. So ist Bildrauschen kein Thema.
Blendeneinstellung
Vermutlich wirst Du eine Landschaftsaufnahme machen und möchtest eine möglichst große Schärfentiefe erzielen. Das geht am besten mit weit geschlossener Blende.
Wähle daher die Blende im Bereich f/8 bis f/14.
Je kleiner, desto ausgeprägter wird übrigens der Sonnen- bzw. Blendenstern sein.
Belichtungszeit
Nachdem ISO-Empfindlichkeit und Blende eingestellt wurden, folgt als letzter Parameter die Belichtungszeit.
Weiter oben habe ich das Expose-To-The-Right-Prinzip beschrieben.
Wähle die Belichtungszeit so, dass das Histogramm sich über die volle Breite erstreckt und das Bild gerade noch nicht überbelichtet ist.
Ein sehr gutes Hilfsmittel ist hierzu bspw. das Zebramuster von Sony-Kameras, das überbelichtete Bildstellen direkt in der Bildvorschau mit einem Zebramuster kennzeichnet.
So wird die korrekte Belichtung mit einiger Übung wirklich zum Kinderspiel.
Manuell fokussieren
Da Du direkt gegen das helle Sonnenlicht fotografieren wirst, kannst Du Dich leider nicht mehr auf den Autofokus Deiner Kamera bzw. Deines Objektivs verlassen.
Prüfe lieber zweimal, ob der Fokus an der Stelle sitzt, an der Du ihn haben möchtest.
Deaktiviere idealerweise den Autofokus und fokussiere manuell auf das gewünschte Objekt.
Tipp: Graufilter benutzen!
Noch ein Tipp für Fortgeschrittene zum Schluss: Gerade Wasser oder sich bewegende Wolken lassen sich in der tollen Stimmung eines Sonnenauf- oder Sonnenuntergangs hervorragend mit langen Belichtungszeiten betonen.
Das erreichst Du durch die Verwendung von Graufiltern. Diese reduzieren die auf den Sensor einfallende Lichtmenge, sodass Du die Belichtungszeit tlw. erheblich verlängern kannst. Spätestens jetzt ist aber ein Stativ Pflicht. 😉
So kannst Du Deinen Aufnahmen das gewisse Extra verleihen:
Fazit
Sonnenauf- und Sonnenuntergänge zu fotografieren ist nicht allzu schwer. Die Anforderungen an die Kamera und Deine Ausstattung sind sehr überschaubar und kostengünstig.
Wenn Du alle oben genannten Voraussetzungen und Einstellungen beachtest, wirst Du hoffentlich mit tollen, stimmungsvollen Aufnahmen belohnt.
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