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Astrofotografie & Milchstraße: Kamera-Setup

Zuletzt aktualisiert am 19.12.2021 von Hendrik


Hier geht es rund um das Thema Kamera-Setup: Welche Einstellungen sind für die Fotografie der Milchstraße optimal?

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Kommen wir zu den optimalen Einstellungen, um die Milchstraße bestens in Szene zu setzen.

Ich selbst verwende für meine Fotos entweder die Sony RX100IV mit 1″-Sensor oder die Sony Alpha 6400 mit APS-C-Sensor. Letztere wahlweise mit den Objektiven Samyang 12mm f2.0 und Sony SEL-35F18.

Nachfolgend die Kameraeinstellungen, die sich bisher für mich bewährt haben:

ISO-Wert: 1600 bis 6400

Grundsätzlich gilt: Je größer der Sensor, desto rauschärmer sind die Fotos mit hohen ISO-Werten.

Je nach Umgebungslicht (Stichwort Lichtverschmutzung) wähle ich ISO-Werte zwischen 1600 und 3200. Höhere Werte sind in meiner Umgebung ohnehin kontraproduktiv, da die Fotos zur Überbelichtung neigen.
6400 ist bei APS-C-Sensoren vermutlich auch die absolute Schmerzgrenze. Käme ich in die Verlegenheit, so eine hohe Lichtempfindlichkeit einstellen zu müssen, würde ich zwangsläufig mit Stacking arbeiten.

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Brennweite: Maximal 50mm ohne Nachführung

Die Brennweite sollte ohne Nachführeinrichtung maximal 50mm (VF) betragen. Alles darüber erlaubt keine ausreichend langen Belichtungszeiten (siehe unten: 500er-Regel).

Gängig sind in der Landschafts-Astrofotografie weitwinklige ObjektiveBei Amazon shoppen? Hier entlang...[Was ist das?Affiliate-Link] mit Brennweiten um 24mm. Je weitwinkliger, desto mehr bekommst Du natürlich vom Sternenhimmel aufs Bild.

Festbrenntweiten sind generell lichtstärker, günstiger in der Anschaffung und somit prädestiniert für die Astrofotografie.

Belichtungszeit: Sternenspuren vermeiden

Um Sternenspuren zu vermeiden, gilt es, die 500er Regel im Hinterkopf zu behalten: Diese besagt, dass die Belichtungszeit 500/(Objektivbrennweite*Crop-Faktor) betragen soll.
Beispiel: In meinem Fall resultiert hieraus für das Samyang-Objektiv eine maximale Belichtungszeit von 500/(12*1,5) = 500/18 = 25sec (abgerundet).

Für mein Sony SEL-35F18Bei Amazon shoppen? Hier entlang...[Was ist das?Affiliate-Link] Objektiv beträgt die maximale Belichtungszeit lediglich noch 8sec (abgerundet). Hier empfehlen sich dann wiederum höhere ISO-Werte bis 6400 in Kombination mit Stacking.

Nice to know: Eine Verdopplung der ISO-Empfindlichkeit ermöglicht die Halbierung der Belichtungszeit oder der Reduzierung der Blende um eine Stufe und umgekehrt.

Zu kompliziert? Dann wirf einmal einen Blick auf den NPF-Rechner, mit dem Du die maximale Belichtungszeit von Astrofotos wesentlich genauer und auf Knopfdruck berechnen lassen kannst: NPF-Rechner: Optimale Belichtungszeit für Astrofotos auf Knopfdruck berechnen

Blende: Je lichtstärker das Objektiv, desto besser

Lichtstarke Objektive mit mindestens Blende f/2.8 und kurzen Brennweiten von maximal 50mm ermöglichen es Dir, viel Licht einzufangen.

Um Verzerrungen (Coma) im Randbereich zu vermeiden, sollte dennoch leicht abgeblendet werden, jedoch nie weiter als bis auf f/2.8.

Konkret bedeutet das in meinem Fall: Ich fotografiere mit meinem Samyang 12mm f/2.0Bei Amazon shoppen? Hier entlang...[Was ist das?Affiliate-Link] entweder bei Offenblende oder leicht abgeblendet mit f/2.8.

Exkurs: Zusammenspiel von Blende, ISO-Empfindlichkeit und Belichtungszeit

Ziel ist natürlich, möglichst viele Details vom Sternenhimmel einzufangen und dabei möglichst wenig Bildrauschen zu erzeugen. Folglich hat man drei Stellschrauben zur Hand:

  • ISO-Empfindlichkeit: Je höher die ISO-Empfindlichkeit, desto mehr Details enthält das FotoBei Amazon shoppen? Hier entlang...[Was ist das?Affiliate-Link], aber desto stärker wird das Rauschen im Bild. Intensiviert wird das Rauschen vor allem auch durch hohe Temperaturen im Sommer – also genau während der Milky Way Prime Time.
  • Belichtungszeit: Je kürzer die Brennweite, desto länger kannst Du nach der 500er Regel belichten. Belichtest Du zu lange, werden die Sterne zu Strichen.
  • Blende: Je offener die Blende, desto mehr Licht wird eingefangen, aber desto unschärfer wird Dein Bild insbesondere im Randbereich bzw. im Vordergrund.

Ich persönliche halte es so, dass ich versuche, Belichtungszeit und Blende optimal einzustellen und immer zuletzt die ISO-Empfindlichkeit.

Alternativ kannst Du natürlich die ISO-Empfindlichkeit anheben, wenn Du planst, die Fotos später per Stacking zusammenzuführen und sowieso per Software im Nachgang das Sensor-Rauschen reduzieren kannst.

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RAW-Modus aktivieren

Um bei der Nachbearbeitung alle Bildinformationen zur Verfügung zu haben, muss zwingend im RAW-Modus fotografiert werden (keine Kompression!). JPG-Dateien sind dafür nicht geeignet.

Selbst- oder Fernauslöser

Um Verwacklung durch Betätigen des Auslösers zu vermeiden, sollte wahlweise ein FernauslöserBei Amazon shoppen? Hier entlang...[Was ist das?Affiliate-Link] oder ein Selbstauslöser (2sec) zum Einsatz kommen.

Weißabgleich

Der Weißabgleich kann grundsätzlich in der Nachbearbeitung korrigiert werden. Allerdings sollte er auf einen fixen Wert (bspw. Tageslicht oder 3900K) eingestellt werden, um Änderungen durch den Automatikmodus vorzubeugen und eine bessere Vergleichbarkeit der Fotos während der Aufnahmephase zu erzielen.

Bildstabilisator deaktivieren

Der Bildstabilisator sollte bei Langzeitbelichtungen grundsätzlich deaktiviert werden, um Verwacklungen zu reduzieren. Gerade bei langen Belichtungszeiten macht der Bildstabilisator nämlich leider genau das Gegenteil seines eigentlichen Zwecks.

Manuell fokussieren

Im Dunkeln haben nahezu alle KamerasBei Amazon shoppen? Hier entlang...[Was ist das?Affiliate-Link] Probleme mit dem Autofokus. Dieser muss daher deaktiviert werden. Stattdessen fokussierst Du manuell bspw. auf einen hellen Stern am Himmel. Die Lupe bei Sony-Kameras ist hier ein sinnvolles Hilfsmittel zur Fokussierung.

Fokus auf unendlich!

Generell gilt es, auf einen hellen Stern am Nachthimmel zu fokussieren. Die Einstellung des Objektivs direkt auf die „unendlich“-Markierung ist bei den meisten Objektiven tückisch, da sich die unendlich-Fokussierung meist kurz vor der Markierung befindet. Am besten einfach ausprobieren – vorher.

Langzeit-Rauschminderung deaktivieren

Bei aktiver Langzeit-Rauschminderung erzeugt die KameraBei Amazon shoppen? Hier entlang...[Was ist das?Affiliate-Link] nach dem eigentlichen Foto noch einen Darkframe (Verschluss geschlossen) mit gleicher Belichtungszeit um Rauschen und Hot Pixels zu verringern.

Die Aufnahmezeit verdoppelt sich somit. Gerade wenn Du viele Aufnahmen machst, um die Fotos danach zu stacken, kann das einen immensen Einfluss auf die Gesamtaufnahme- und somit Wartedauer haben.

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Expose to the right

Sollte Deine Kamera über ein Histogramm verfügen, dann kannst Du dieses nützliche Tool für die korrekte Belichtung des Sternenhimmels einsetzen.

Das Histogramm gibt von links nach rechts die dunklen bis hin zu den hellen Anteilen im Bild wieder – je höher die Kurve, desto größer der jeweilige Anteil. Ziel ist es insbesondere bei der FotografieBei Amazon shoppen? Hier entlang...[Was ist das?Affiliate-Link] des Sternenhimmels, das Histogramm mit den korrekten Belichtungsparametern vollständig von links bis rechts zu füllen, ohne dabei am rechten Bildrand einen Peak (d.h. eine Überbelichtung) zu erzeugen.

Auch wenn das Foto auf dem Kamera-Display überbelichtet wirkt, lassen sich die Details in der Nachbearbeitung besser herausarbeiten, als wenn Du ein unterbelichtetes Foto machst, die Belichtung anheben musst und damit das Bildrauschen erhöhst.

Beispielhistogramm für ein unterbelichtetes Foto.
Zu dunkel: Beispielhistogramm für ein unterbelichtetes Foto.
Beispielhistogramm korrekt belichtetes Foto
Genau richtig: Korrekt belichtetes Foto.
Überbelichtetes Foto
Zu hell: Überbelichtetes Foto

Anzahl Aufnahmen

Möchtest Du im Nachgang die Fotos nicht via Stacking zusammenführen, ist die Antwort einfach: Eine Aufnahme reicht.

Da Du aber vermutlich ein möglichst gutes Ergebnis ohne starkes Bildrauschen erzielen möchtest, dürfte Stacking für Dich interessant sein. Je nach Sensortyp und gewählter ISO-Empfindlichkeit variiert die Anzahl der identischen Aufnahmen, die Du von Deinem Lieblingsmotiv machen solltest (siehe auch Sequator: Sweet spot finden).

Im weiteren Verlauf des Tutorials wird die Nachbearbeitung inklusive Stacking beschrieben.

Mit meiner Alpha 6400Bei Amazon shoppen? Hier entlang...[Was ist das?Affiliate-Link] und ihrem APS-C-Sensor fahre ich gut mit etwa 6 bis 10 Aufnahmen bei ISO3200.
Bei meiner RX100IV musste ich bei gleicher ISO-Empfindlichkeit eher 30 bis 40 Aufnahmen anfertigen, um die gleichen Ergebnisse zu erzielen. Wie ich im direkten Vergleich herausgefunden habe, sind auch bei der RX100 etwa 8 bis 10 Aufnahmen ausreichend für eine akzeptable Bildqualität.

Im nächsten Schritt starten wir mit der Nachbearbeitung: Schritt 1: Vorbereitung mit darktable

Übersicht über dieses Tutorial

  • Teil 1 – Ausrüstung: Welches Equipment Du benötigst, wird auf dieser Seite ausführlich beschrieben. Astrofotografie muss nicht teuer sein. Eigentlich benötigst Du nur eine brauchbare Kamera und ein Stativ, wenn Du nur in das Thema hineinschnuppern willst.
  • Teil 2 – Kamera-Setup: Auf dieser Seite beschreibe ich die Einstellungen, die ich normalerweise an meiner Kamera vornehme, um Landschafts-Astrofotos aufzunehmen.
  • Teil 3 – Bearbeitungsprozess: Der Bearbeitungs- bzw. Entwicklungsprozess ist der komplexeste Teil des Tutorials, sodass ich diesen in vier Schritte unterteilt habe:
    • Schritt 1 – Vorbereitung mit darktable: Da Stacking grundlegender Bestandteil meines Workflows ist, werden im ersten Schritt grundlegende, minimale Anpassungen in darktable durchgeführt, um die Aufnahmen für den Stacking-Prozess zu optimieren. Neben der Entfernung chromatischer Aberrationen und toter Pixel wird unter anderem bei Bedarf auch die Objektivverzerrung und Vignettierung korrigiert.
    • Schritt 2 – Stacking mit Sequator: Durch Überlagerung mehrerer, identischer Aufnahmen kann das Bildrauschen effektiv vermindert werden. Gerade wenn Du mit einer Kamera mit APS-C-Sensor oder gar mit einem 1-Zoll-Sensor fotografierst, wird Bildrauschen zum Thema. Dank Sequator gibt es aber ein hervorragendes Tool, um das Problem in den Griff zu bekommen.
    • Schritt 3 – Entwicklung mit darktable: Nach dem Stacking kann es mit der eigentlichen Entwicklung losgehen. In darktable dreht sich bei der Entwicklung von Astrofotos neben der Anpassung von Weißabgleich und Belichtung beinahe jeder Schritt um die Kontraststeigerung der Milchstraße.
    • Schritt 4 – Feinschliff mit GIMP: Nach Abschluss der grundlegenden Entwicklung in darktable geht es an das Feintuning mit GIMP. Dort werden unter anderem die Kontraste nochmals erhöht sowie Vorder- und Hintergrund freigestellt. Letzteres ermöglicht die getrennte Entwicklung bzw. Belichtung des Sternenhimmels und des Vordergrunds, um noch mehr Dynamik aus den Aufnahmen herauszuholen.

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2 Kommentare zu „Astrofotografie & Milchstraße: Kamera-Setup“

  1. Hallo,
    danke für die vielen Tipps zur Ausrüstung und Kamera-Einstellungen – sehr hilfreich!

    Zwei Fragen habe ich aber doch:
    1. Hast du die Funktion bei Sony „Helle Überwachung“ mal probiert, damit erspart man sich die Nacharbeitung am PC und kann direkt das Bild aufhellen und die Milchstraße zum „Leuchten“ bringen.
    Gutes Video dazu: https://youtu.be/lnnRtABMaX8?t=514
    Ein kurzes Kapitel habe ich auf deiner Webseite gefunden. Wie ist das Fazit?
    2. Hast du Erfahrung mit automatischer Nachführung der Kamera, um länger belichten zu können.
    https://www.bresser.de/Astronomie/Zubehoer/Astrophotographie/BRESSER-StarTracker-Astrofoto-Montierung-PM-100.html
    Gruß
    Uwe

    1. Hallo Uwe,

      danke für Deine positive Rückmeldung! 🙂

      Bzgl. heller Überwachung: Tatsächlich wurde ich ursprünglich selbst durch genau das von Dir verlinkte Video auf diese Funktion aufmerksam. Ich setze diese auch regelmäßig ein, um vor Ort die Bildkomposition zu erleichtern.

      Allerdings hat die helle Überwachung keine Auswirkungen auf die eigentlichen Fotos (weder JPG, noch RAW), sondern dient lediglich der besseren Orientierung in dunklen Lichtverhältnissen. Die Nachbearbeitung spart man sich auf diese Weise nicht. – Wäre auch irgendwie schade, denn die Nachbearbeitung macht für mich einen großen Teil des Reizes an der Astrofotografie aus.

      Mit Nachführung habe ich bisher leider noch keine Erfahrung gesammelt und plane auch nicht, mir kurz- oder mittelfristig einen Startracker anzuschaffen. Ich bin eigentlich mit den erzielbaren Ergebnissen durch Stacking ganz zufrieden und werde erstmal nichts an diesem Workflow ändern.

      Viele Grüße

      Hendrik

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