Die Astrofotografie hat es mir wirklich angetan. Leider ist die Fotografie der Milchstraße auf ein recht kurzes Zeitfenster im Monat beschränkt – nämlich exakt auf die Zeitspanne, zu der Neumond oder der Mond nicht am Himmel zu sehen ist.
Was liegt da näher, als auch mal zur Überbrückung den Mond selbst zu fotografieren?
Welche Ausrüstung Du brauchst, welche Einstellungen optimal sind und was sonst noch zu beachten ist, erfährst Du in diesem Beitrag.
Nachdem ich den Mond wegen dessen Lichtverschmutzung eher immer als „Störenfried“ bei der Fotografie der Milchstraße wahrgenommen habe, fasste ich unlängst den Gedanken, diesen einfach mal selbst zu fotografieren und zum Hauptmotiv zu machen.
Grundsätzlich ist überall zu lesen, dass es nicht schwierig sei, den Mond zu fotografieren.
Eine spezielle Ausrüstung benötigt man in der Tat nicht und an die
werden auch keine hohen Ansprüche gestellt.Wie ich feststellen musste, stimmt das zwar weitestgehend, hängt aber auch stark vom eigenen Anspruch an die Bilder ab.
Inhalt:
Kameraausrüstung
Wie zuvor in der Einleitung beschrieben, ist zur Fotografie des Monds keine spezielle Ausrüstung nötig:
Beinahe jede handelsübliche Kamera dürfte in der Lage sein, unseren Erdtrabanten abzulichten. Im Gegensatz zur Milchstraße lässt sich dieser nämlich im Idealfall ohne Stativ und wegen seiner Helligkeit ohne Bildrauschen fotografieren.
Wichtig dagegen ist jedoch die Brennweite. Das obige Bild habe ich bspw. mit dem guten und günstigen Objektiv Sony SEL55210 mit etwa 300mm aufgenommen. Da ich überwiegend mit Festbrennweiten fotografiere, habe ich letzteres bei eBay für günstige 160 Euro geschossen und bin angesichts des Preises ganz zufrieden damit.
300mm sind auch das absolute Minimum, um auch nur halbwegs brauchbare Fotos des Monds aufzunehmen. Du siehst am Beispielbild oben, wie klein er selbst mit dieser Brennweite noch wirkt. Angeblich fängt der Spaß ab 600mm erst so richtig an und ab 1600mm kann er formatfüllend abgebildet werden.
Mittlerweile habe ich mir unter anderem das preisgünstige
gekauft und konnte damit hervorragende Resultate erzielen. Dank Cropfaktor 1,5 entspricht die Brennweite an meiner Sony Alpha 6400 immerhin 750mm, mit 2fach Telekonverter sind es dann sogar 1500mm. Das sieht dann wie folgt aus:Ich kann die
nur empfehlen, denn die Abbildungsleistung ist angesichts des günstigen Preises hervorragend:Hier noch ein Beispiel mit Telekonverter (kein Crop):
Klar kann man den Mond auch mit einem weitwinkligen
aufnehmen, aber viel zu erkennen wird dann außer einem weißen Punkt am Horizont nichts sein.Das nachfolgende Panorama habe ich zum Vergleich mit meinem SEL35F18 mit etwa 50mm aufgenommen:
Der Mond ist im Vergleich zum Bild darüber winzig klein. Details sind überhaupt nicht zu erkennen.
Fest steht: Mit steigender Brennweite steigt natürlich auch der Preis.
Da ich nur selten Telebrennweiten verwende und überwiegend im weitwinkligen Bereich unterwegs bin, lohnt sich eine solche Investition für mich auf keinen Fall.
Das muss aber jeder für sich selbst entscheiden.
Optimale Kameraeinstellungen
Die optimalen Kameraeinstellungen sind schnell aufgelistet:
- Belichtungszeit für Fotografie ohne Stativ: Abhängig von der Brennweite. Je länger diese ist, desto kürzer muss belichtet werden.
Faustregel: Belichtungszeit = 1 / (Brennweite in mm). Beispiel: 300mm Brennweite werden mit 1/300sec belichtet. - Belichtungszeit für Fotografie mit Stativ: Die maximale Belichtungszeit des Mondes mit Mond fotografieren: Was ist denn nun eigentlich die richtige Belichtungszeit? hängt vom Kamerasensor, der Blende und natürlich der Brennweite ab. Mit 1/30sec bist Du auf der sicheren Seite, kannst aber unter Berücksichtigung der genannten Parameter möglicherweise noch deutlich länger belichten. Ausführliche Details hierzu siehe
- Die Fokussierung kann entweder über den Autofokus oder manuell erfolgen. Im Gegensatz zur Fotografie der Milchstraße ist es ein Leichtes, das Objektiv auf den Mond scharf zu stellen.
- Blende: Als Blende kannst Du mit f/8 starten, bei Bedarf auch kleiner.
- ISO-Empflindlichkeit: In der Regel ist der Mond sehr hell, sodass mit niedrigen ISO-Werten (Idealerweise 100) fotografiert werden kann. Der ISO-Wert sollte erst nach Belichtungszeit und Blende eingestellt werden, und zwar so niedrig wie möglich um Bildrauschen zu vermeiden.
- Brennweite: Ab 300mm (Kleinbild-Äquivalent), besser mehr
Das war’s auch schon. Viel mehr gibt es eigentlich nicht einzustellen.
Mondfotografie: Wirklich so einfach?
Klingt bis hierhin ganz gut und tatsächlich lässt sich der Mond mit den vorgenannten Einstellungen auch gut fotografieren.
Allerdings gibt es ein paar zusätzliche Punkte zu berücksichtigen, die die Sache verkomplizieren…
Problem #1: Die richtige Mondphase ist entscheidend
Der Mond leuchtet hell – das stimmt. Wenn Dreiviertel- oder gar Vollmond ist.
Ansonsten kann das schon ganz anders aussehen.
Meinen ersten Versuch startete ich bspw. mit einem Sichelmond kurz nach der Neumondphase.
Die Belichtung wäre in dem Fall erst ab 1sec ausreichend gewesen, jedoch war dann der Mond schon sehr unscharf. Alternativ hätte ich nur den ISO-Wert erhöhen können, um dann wiederum ein verrauschtes Bild zu erhalten.
Schade, denn ein Sichelmond kann deutlich interessanter auf Bildern wirken, als ein Vollmond.
Bleibt als Lösung nur, eine morgens oder abends Dämmerungsphase abzupassen und das Restlicht für die Fotografie zu nutzen. Dann ist man jedoch zeitlich schon wieder sehr stark eingeschränkt und hat ähnlich viele Möglichkeiten, wie bei der Fotografie der Milchstraße. Das Wetter muss dann natürlich auch noch mitspielen.
Problem #2: Stativ ist (manchmal) doch nötig
Wenn das Licht nicht ausreicht, erhöht sich zwangsläufig die Belichtungszeit. Die längst mögliche Belichtungszeit für die Mondfotografie ist abhängig von Kamerasensor, Blende und Brennweite. Siehe Abschnitt „Optimale Kameraeinstellungen“.
Tipp: In dem Fall sollte unbedingt mit einer Zeitverzögerung von 2 oder 5 Sekunden oder gleich mit
fotografiert werden, um Verwackler zu vermeiden.Problem #3: Abwechslung und Motivwahl
Meiner Meinung nach das größte Problem an der Mondfotografie ist die absolut schwierige Motivwahl.
Denn seien wir mal ehrlich: Ein Bild, das ausschließlich den Mond zeigt, wird schnell langweilig und kann nicht oft wiederholt werden. Sicher kann man die verschiedenen Mondphasen fotografieren, aber diese wiederholen sich ebenfalls regelmäßig.
Interessanter wird es – wie immer – wenn Vordergrundmotive ins Spiel kommen bzw. ins Bild integriert werden sollen:
Bei der Fotografie der Milchstraße ist das schon schwierig, da diese sich immer in der gleichen Himmelsrichtung befindet und man daher schon sehr stark hinsichtlich der Motivwahl eingeschränkt ist. Wegen der weitwinkligen Brennweiten kann man aber wenigstens viel „Umgebung“ aufs Bild packen und schnell eine interessante Komposition finden.
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Beim Mond und der nötigen, langen Brennweite sieht das schon ganz anders aus: Mit dem Teleobjektiv steht nur ein stark eingeschränkter Bildausschnitt zur Verfügung.
Möchte man dann noch Mond und Vordergrundmotiv scharf auf einer Aufnahme abbilden, kommt die sehr hohe hyperfokale Distanz ins Spiel: Das ist derjenige Abstand eines (Vordergrund-)Objekts, bei dem sowohl Objekt als auch Mond scharf abgebildet werden können.
Bei meinem
beträgt diese Distanz bei 300mm Brennweite und Blende 9 mehr als 200m!Bedeutet in der Praxis zur Mondfotografie: Um ein ansprechendes Bild zu komponieren, benötigt man ein interessantes Vordergrundobjekt in direkter Linie zum Mond, das mindestens 200m entfernt ist. – Da liegt es auf der Hand, dass die Suche nicht ganz einfach sein wird. 🙁
Das obige Bild der Yburg habe ich bspw. in einem Abstand von satten 3,8km gemacht.
Zum Vergleich: Bei meinem Samyang 12mm f/2 mit seinen 18mm Brennweite beträgt die hyperfokale Distanz bei Blende f/2.8 nur 2,6m.
Du siehst also: Mondfotografie ist einfach – aaaber sobald man etwas „mehr“ will, wird es ziemlich schnell ziemlich kompliziert. 😉 Ein gutes Helferlein ist die App PhotoPills, die eine exakte Planung ermöglicht.
Checkliste: Mond fotografieren auf einen Blick
Hier nun also nochmals zusammengefasst die versprochene Checkliste mit den wichtigsten Rahmenbedingungen:
- Brennweite: Ab 300mm (Kleinbild-Äquivalent!)
- Fokussierung: Autofokus ist möglich, besser jedoch manuell fokussieren
- ISO-Wert: So klein wie möglich, idealerweise 100.
- Blende: f/8 oder kleiner
- Belichtungszeit: Richwert 1/30sec mit Stativ. Bei Bedarf auch länger, abhängig von Sensor, Blende und Brennweite.
- Stativ: Bei längeren Belichtungszeiten Pflicht, bei kurzen Belichtungszeiten von 1/<Brennweite in mm> nicht nötig.
Fazit
Die pauschale Aussage, den Mond zu fotografieren sei einfach und stelle keine hohen Anforderungen ans Equipment kann ich persönlich so nicht unterschreiben.
Zwar ist es richtig, dass beinahe jede Kamera mit entsprechender Brennweite den Mond mehr oder weniger gut abbilden kann.
Möchte man jedoch mehr – z.B. den Mond formatfüllend fotografieren -, gerät man schnell an die Grenzen des technisch / finanzell Möglichen:
Wegen seiner schnellen Bewegung wird eben doch entweder viel Licht bei Vollmond benötigt oder eine besonders lichtstarke Kamera-Objektiv-Kombination bei anderen Mondphasen. Letzteres ist nicht mit einer 0815-Kamera möglich.
Letztendlich ist auch meine Kombi, bestehend aus Sony Alpha 6400 und SEL55210, nicht optimal geeignet. Das Objektiv hat weder genügend Brennweite, noch ist es hochwertig genug, um den Erdtrabanten besonders detailliert abzubilden (ich mag es trotzdem 😎 ).
Besser geht es schon mit der Wundertüte
f/8: Der Mond kann hier schön groß abgebildet werden, aber das Objektiv hat – angesichts des günstigen Preises – mit einer ganzen Reihe von Problemen zu kämpfen (Kontrastarmut, Schärfe, Chromatische Aberrationen etc.). Ein besseres Objektiv gleicher Brennweite kostet allerdings das Zigfache und stellt zumindest für mich keine sinnvolle Option dar, da ich im Rahmen der Landschafta-Astrofotografie mehr im weitwinkligen Bereich beheimatet bin.Genauso problematisch ist die Motivwahl. Die lange Brennweite und hyperfokale Distanz erschweren die Motivsuche erheblich. Nur den Mond fotografieren ist nach einer Aufnahme relativ witzlos bzw. wird schnell uninteressant.
Nichtsdestotrotz werde ich sicher noch einige Versuche starten, den Mond mit ansprechenden Motiven zu fotografieren. Interessant ist dieses Feld der Fotografie – für mich – nämlich nach wie vor. Irgendwas muss ich ja im Winter auch noch zu tun haben, wenn sich die Milchstraße nicht mehr zeigen wird 🙂
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